Alcudia / Mallorca

29.09. (Michaela)
Uns lassen die von der Marina gegebenen Tiefenangaben der Marina Bonaire keine Ruhe. Angeblich ist nur ein einziger Liegeplatz für uns tauglich, gleich längsseits am Pier nach der Einfahrt, und die Fahrt zum Kran muss dann auch ganz genau ausgelotet werden, um zumindest „eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ zu haben.
Da wir ein Handecholot an Bord haben, entschließen wir uns, den angebotenen Liegeplatz und die Tiefen im Marina-Becken selbst zu überprüfen. Wir haben ohnehin vor, einkaufen zu gehen, also setzen wir unser Dingi ins Wasser und paddeln – mit Echolot bewaffnet – los.
Wir nehmen die ersten Tiefen an der Hafeneinfahrt und schon sieht es so aus, als hätten wir ein ziemliches Problem. Wir paddeln schrittweise den ganzen Liegeplatz ab, dann den Weg zum Kran, lassen uns vom Handecholot teilweise in Abständen von 30-50cm immer wieder die Tiefe anzeigen. Es wird nicht besser! Es fehlen letztendlich sogar an dem uns zugedachten Liegeplatz gute 15 Zentimeter! Wassertiefe 2,70m bis 2,80m – Tiefgang unserer Odin-X nominal 2,85m, aber vollbeladen wie sie ist, sind das tatsächlich vermutlich gut 5cm mehr. 
Also entschließen wir uns, morgen (Sonntag) nach Alcudia in die Marina Alcudiamar zu verlegen. 

30.09. (Michaela)
Seit mittags sind wir nun hier in der Marina Alcudiamar, in der wir vor ein wenig mehr als 3 Jahren zum ersten Mal unsere Odin-X besichtigt und uns zum Kauf entschlossen haben. Die Marina ist recht groß, wir haben einen guten Liegeplatz, die Leute sind freundlich, es gibt hier alle Services und einen Kran – aber leider spiegelt sich das auch in den Liegeplatzkosten wider. Aber für uns ist es jetzt am wichtigsten, dass wir unproblematischen Zugriff auf die Handwerker und eine Möglichkeit zum Kranen haben.
Nachmittags bekommen wir dann den ersten Besuch aus der alten Heimat: Tanja und Jürgen sind in Urlaub auf Mallorca und wir freuen uns auf ein paar gemeinsame Stunden!


Zu viert im Restaurant Mirador de la Victoria in Bonaire...


 mit wunderschönem Ausblick auf die Bucht von Pollenca und herrlichem Sonnenuntergang


Tanja und Jürgen: Danke für Euer Kommen und Eure Mitbringsel! 
Wir haben uns sehr gefreut, Euch wiederzusehen!

01.10. (Michaela)
Bereits um 09:00 kommen Carl und sein Kollege Marcello (Elektriker) und beginnen mit der Umrüstung der Navigationsinstrumente.


Wieder mal "Baustelle" auf der Odin-X

Carl und Marcello an einem der am häufigsten besuchten "Arbeitsplätzen" auf der Odin-X, dem Navi-Tisch

Kurz danach erscheint der Segelmacher Marco, um das Segel zum Nähen abzuholen. Gute Nachricht dabei: es kann mit überschaubarem Aufwand repariert werden! Außerdem wurde noch eine weitere Stelle zum Nähen gefunden - an dieser „neuen“ Stelle hat der Segelmacher aus Italien die Verstärkung (doppeltes Tuch) auf Höhe der Segellatte schlichtweg vergessen. Unglaublich! Dadurch gab es eine Vorschädigung, an deren Stelle früher oder später auch ein Riss entstanden wäre. 
Sven mit Marco beim Demontieren des Segels

Nahezu gleichzeitig kommt Rafa, ein Rigger, zu uns an Bord, der sich eine seltsame verdünnte Stelle unserer Reffleine ansehen soll. Er gibt zwar Entwarnung hinsichtlich der Reffleine, aber bei der Gelegenheit macht er uns darauf aufmerksam, dass unsere Großschot innere Schäden aufweist, die für uns Laien bislang nicht zu bemerken waren. Das heißt, unsere Großschot wäre irgendwann bei starkem Wind einfach gerissen! Super, nicht wahr??? Also bekommen wir jetzt eine neue Großschot! Und darüber hinaus wird er uns jetzt ein Angebot erstellen, was auf uns zukommt, wenn wir im kommenden Frühjahr unser Rigg (Mast + Wanten + Stagen) überprüfen und überholen lassen. Das ist nämlich in der Zwischenzeit nach 18Jahren längst fällig – nicht nur zu unserer Sicherheit sondern auch ggfs für Versicherungsleistungen erforderlich.

02.10. (Michaela)
Wir kommen morgens vom Joggen zurück und es riecht irgendwie komisch, wie wir runter ins Boot gehen. Faulig, oder irgendein Gestank von der Marina, oder, oder, oder? Also draußen stinkt es nicht, dann muss es im Schiff sein. Wir checken Abfall, Toiletten, Wasserleitungen etc., aber geben es irgendwann auf. Dadurch, dass die Luken und Fenster geöffnet sind, riecht es auch nicht mehr (oder wir haben uns daran gewöhnt).
Um 9Uhr treffen Carl und Cello ein, um am Austausch der Navi-Geräte weiter zu arbeiten, und nehmen den komischen Geruch ebenfalls war. Wir bekommen sofort die Order, sämtliche Schalter und den Batterie-Charger auszustellen, und dann geht Cello wie ein Spürhund durch unser Schiff, öffnet sämtliche Bodenplatten und stellt fest, dass in der Eignerkabine die Bodenplatten wärmer als im Salon sind. Direkt unter den Bodenplatten jedoch sieht es gut aus - allerdings seitlich unter den Schubladen unter unserem Bett ist es noch wärmer und riecht intensiv nach Säure (wir lernen bei der Gelegenheit, dass der faulige Geruch auch von Batteriesäure kommen kann). Also Bett auseinandernehmen, Schubladen abbauen – und siehe da: darunter sind 2 große AGM Batterien verbaut, die keiner kannte! (Also nicht nur Sven und ich nicht, auch der Vorbesitzer wusste nichts von der Existenz bzw konnte sich nicht mehr daran erinnern.)  Wir hören ein brodelndes Geräusch, d.h. das Gel in den Batterien kocht! Beide Batterien sind total verformt, später stellen wir fest, dass beide seitlich aufgeplatzt sind. Gott sei Dank handelt es sich nicht um normale Batterien sondern um AGM-Batterien, die mit Gel gefüllt sind. Wer weiß, was sonst passiert wäre! Nach einigen Stunden abkühlen, haben die Batterien gefühlte 50-60Grad und können abgeklemmt werden. Nun können wir immerhin die anderen Batterien und somit Kühlschrank, Gefrierschrank etc wieder einschalten, müssen aber voraussichtlich bis Donnerstag warten, um die beiden Batterien vorsichtig ausbauen und vom Schiff bringen zu können. Neue Batterien sind bestellt, und somit ist unser Aufenthalt hier in Alcudia bis mindestens Montag verlängert.
Meine Güte: ich mag gar nicht daran denken, was uns passieren hätte können! Das war schon 5 Minuten NACH „just in time“. Unter dem Bett, nur mit hohem Aufwand zugänglich, Brandgefahr, Säure, die den Rumpf angreift… 
 Der Platz unter unserem Bett für die beiden jetzt erst gefundenen Batterien 

Die beiden deformierten Batterien

Wir haben eigentlich immer wieder Glück im Unglück: sei es eine Genua, die nicht mehr eingerollt werden konnte, ein Auspufftopf, der für Wassereinbruch sorgte, Leinen, die rechtzeitig (vor dem Bruch) ersetzt werden können, der drohende Segelriss, nun die Batterien… Es scheint, dass wir ganz viele Schutzengel haben, die uns zur rechten Zeit am rechten Ort sein lassen, um entsprechende Fachleute vor Eintritt einer noch größeren Katastrophe an Bord zu haben. Auch wenn diese ärgerlichen Vorfälle uns sehr stressen und unser Budget belasten, so lernen wir doch dadurch täglich unser Boot besser kennen. Wie uns schon vor 2,5 Jahren genau hier in Alcudia die erfahrene Weltumseglerin Adela sagte: „the best boat is the boat you know“!

03.10. (Michaela)
Wir durften letzte Nacht aufgrund der Baustelle bei uns in der Eignerkabine zum ersten Mal die Gästekabine ausprobieren. Trotz des stürmischen Windes schlafen wir ausgezeichnet und sehen einem (hoffentlich) einfach schönen entspannten Tag entgegen.


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