Sturm über Mallorca


08.10. (Michaela) 

Gestern, Sonntag, sind wir doch nicht mehr zu dem Altstadtfest in Alcudia gegangen. Der Himmel zeigte uns ziemlich eindeutig, dass wir uns besser einen gemütlichen Nachmittag an Bord machen sollten. Und tatsächlich regnete es dann – und so genossen wir einfach das Interieur auf der Odin-X.
 ungemütlich draußen...
 aber umso gemütlicher drinnen mit Film ...
und frischen Doraden

Heute Vormittag ist es dann soweit: die alten, aufgeplatzten Batterien müssen ausgebaut und von Bord gebracht werden. Es erweist sich nicht als ganz einfach: von den beiden Wannen, in denen die Batterien gelagert sind, muss der Flansch abgefräst werden, um die verformten Batterien rauszubringen. 


Danach bringen Carl und Marcello die beiden neuen Batterien an Bord, schließen sie an, bauen wieder alles zusammen… Mit viel Kraftaufwand und super Einsatz ist das bis Mittag erledigt.

die beiden neuen AGM Batterien - diesmal mit Temperatursensor!

Carl kümmert sich noch um die „End-Installation“ der Instrumente, dann verabschieden wir uns herzlich und verabreden uns für nächstes Frühjahr, für weitere Arbeiten.
Auf zur Marina zum Zahlen, dann nochmals ein schneller Einkauf – und schon werfen wir die Leinen los. Wir wollen die kommende Nacht ein paar Meilen östlich der Marina vor Alcanada ankern und dann morgen Früh los, um das Cap des Pinar und das Cap Fomentor rum und Richtung Südwesten.
Wir freuen uns, wieder unterwegs zu sein!

09.10. (Michaela)

Und wieder kam es anders als gedacht: Unser mit allen Instrumenten neu gekaufter und gerade erst eingebauter Loggeber (zeigt Bootsgeschwindigkeit, Wassertiefe und Temperatur an; wurde liebevoll von Marcello im Kran hängend eingebaut) funktioniert nicht. Am Liegeplatz in der Marina konnten wir nur überprüfen, ob Wassertiefe und Wassertemperatur angezeigt werden – und das war okay. Die Geschwindigkeit wurde mit 0,0kts angezeigt – am Liegeplatz ja vollkommen okay. 
Aber leider mussten wir gestern Abend feststellen, dass auch bei 7 Knoten Fahrt nur 0,0 angezeigt wird. Also hat Sven dann den Loggeber gezogen (sprich Bodenplatte in der Eignerkabine hoch, den Loggeber aus dem Boden des Schiffes ziehen), dann das Rädchen für die Geschwindigkeitsmessung betätigt. Es hat sich auch super gedreht, wie es sein sollte – nur leider ohne dass sich etwas an den Instrumenten getan hätte. Nach wie vor 0,0kts. Na gut, wieder Telefonat mit Carl. 
Nun treffen wir uns heute Vormittag an der Tankstelle in der Marina, wo wir für ca 1 Stunde anlegen dürfen, sodass Carl zur Problemsuche an Bord kommen kann.
Diagnose nach kurzer Zeit: der Loggeber ist defekt und muss auf dem Garantieweg ausgetauscht werden. Für uns bedeutet das, dass wir 2 Tage in Alcudia dazugewonnen haben! Aber diesmal bleiben wir aufgrund der Kosten nicht in der Marina sondern ankern um die Ecke direkt in der Bucht vor Port Alcudia.
Alternative Reisemöglichkeit für die beiden Boote - an Bord eines Frachters

Es ist sonnig, wir sitzen lesend in der Plicht – und erinnern uns daran, dass wir eigentlich rund um die Sprayhood die Kederleiste mit Silikon abdichten wollten. Wir vermuten, dass uns hier eine Undichtigkeit seit Kauf des Schiffes nervt und an verschiedenen Stellen im Interieur bei heftigem Regen für Tropfen auf Boden, Tisch und Polstern sorgt. Also nicht auf die lange Bank schieben sondern gleich los. Es zeigt sich in dem folgenden Unwetter, dass die Maßnahme zu 95% erfolgreich war. Endlich!
Wie so oft ist es auch diesmal, dass das mit dem Warten auf das Ersatzteil wieder einmal Glück im Unglück ist: die eigentlich erst für den frühen Mittwochmorgen angesagten heftigen Winde (6BFT mit Böen 8BFT aus Süd, die wir an einem Ankerplatz in der Nähe von Soller im Norden Mallorcas abwettern wollten) kommen bereits am Nachmittag – und zwar wesentlich stärker. Seit vielen Jahren erlebt Mallorca das schlimmste Unwetter (und wir dürfen dabei sein…). Wind und Regen peitschen über unser Vorschiff, eine Welle von 1Meter baut sich ganz schnell auf und zerrt zusätzlich an der Ankerkette. Ich fotografiere die Anzeige an einem Instrument bei 54 Knoten Wind, der Anzeiger bleibt bei knapp über 60 Knoten stehen – also 11Bft!

Einmal mehr sind wir froh, dass wir uns den teuren Jambo-Anker geleistet haben. Er hält bombenfest! Wie beruhigend.
Abends beruhigt sich das Wetter langsam, aber noch immer regnet und blitzt es zwischendurch.

10.10. (Michaela)

Morgens ist das Wasser rund um uns spiegelglatt, der Himmel ist bewölkt, sogar die Sonne zeigt sich. Wir frühstücken draußen in der Plicht und schalten das Mallorca-Radio ein, um die Nachrichten zu hören.
Wir müssen erfahren, wie schrecklich das Unwetter hier im Nordosten der Insel gewütet hat. Es herrscht Ausnahmezustand, der Katastrophenfall ist ausgerufen, sämtliche Straßen im Nordosten sind gesperrt und nur noch für Einsatzkräfte offen. Vom Festland wurde Militär angefordert, um bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen. Bislang sind 9 Tote zu beklagen, aber noch immer werden 20 Personen vermisst.
In Palma wehen die Flaggen auf Halbmast, mittags gibt es Schweigeminuten.
3 Kreuze, dass wir hier auf unserer Odin-X sein können, die uns so brav durch diese Stunden gebracht hat.
Mittags flüchten wir wieder ins Innere: gerade noch in der Sonne gesessen, kommt die nächste Regenfront auf uns zu. 



Diesmal nur heftiger Regen, ohne Wind

Kommentare