Cartagena im Januar
23.01. (Sven)
Es ist wieder mal Zeit, Euch ein paar Eindrücke von hier aus Cartagena zu übermitteln.
Während ich hier im Salon schreibe, weht es draußen ganz ordentlich bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und 18Grad – gerade eben zeigt das Windmessgerät 34,2kts an, also mehr als 50km/h.
unsere Odin-X zusätzlich mit 2 Leinen zum Nachbarsteg gesichert |
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Momentaufnahme des Windmessgerätes 31,9kts Wind bei einer Schräglage von -3Grad (war aber heute schon bei -6Grad und knapp 35kts) |
Nun eine kurze Zusammenfassung unserer letzten Aktivitäten, um zu zeigen, dass wir hier nicht nur „abwintern“. Auch hier gibt es „Alltag“.
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Sven nach dem Friseurbesuch im Salon "Woman", dessen Besitzerin aber auch den Männern an die Haare geht |
So war wieder mal der Friseur dran. Ich habe einen Haarschnitt für 7,-€ geschossen, Michaela hat diesmal nur Material gekauft und die Haare an Bord nachgetönt. Hat zusammen weniger als 30% vom letzten Desaster ausgemacht.
Für morgen haben wir einen Zahnarzttermin für beide zur Untersuchung und danach können wir einen zur professionellen Zahnpflege buchen – 19,-€ ! Untersuchung kostenlos ! Nur die Reinigung alleine hat in München 175,-€ gekostet.
In diesem Winter sind nahezu alle Liegeplätze hier belegt und da gerade auf der boot in Düsseldorf unter anderen auch unsere Marina einen Stand hat, um entsprechend auch weitere Seefahrer anzulocken, haben wir für den nächsten Winter zur Sicherheit schon mal einen Liegeplatz reserviert. Sollten wir über die Segelsaison etwas Besseres finden oder uns etwas Anderes überlegen, verfallen 100,-€ Reservierungsgebühr. Das Risiko gehen wir ein, da wir wahrscheinlich ohnehin hier angesichts der vielen Vorteile, die dieser Hafen bietet, am besten aufgehoben sind. Ausserdem hat Cartagena aufgrund des südlichen Standortes und der umliegenden Berge ein angenehmes Klima und ist ein Gutwetterloch. Und ganz einfach gesagt: uns gefällt es hier sehr gut!
Mit unseren Anfragen für Biminis bei 3 Segelmachern hatten wir nicht so viel Glück. Einer ist hochpreisig und hat bei den Seglern hier eine sehr schlechte Reputation. Der zweite kann das Rohrgestänge in 30mm nicht selber fertigen und sein Gestängelieferant lehnt die Fahrt nach Cartagena (40km) ab. Der dritte hat 2 kleinere Probeaufträge von uns bekommen und war hier schon terminlich überfordert und fährt auch nur sehr ungern zur Übergabe der fertigen Tischabdeckung und Segelpersenning die 20km zum Hafen. Also werden wir wohl ohne Bimini hier losfahren und schauen, ob sich unterwegs die Gelegenheit bietet.
Auch unser Rigger auf Mallorca konnte von einer der 3 Firmen, die in Europa „Rodriggs“ fertigen nur ein Angebot für das Gesamtpaket von Wanten und Stagen für 15.000,-€ +MwSt bekommen. Da er selber aber einen sehr kompetenten und fairen Eindruck machte, haben wir uns geeinigt, dass er im April das gesamte Rigg bei stehendem Mast erstmal gründlich inspiziert, Beschläge bei Bedarf erneuert oder repariert / pflegt. Sollte dabei herauskommen, dass wirklich Wanten und Stagen zu erneuern sind, werden wir wohl in den sauren Apfel beißen müssen und diese im Spätsommer bei ihm austauschen lassen.
Derweil habe ich den sehr stark korrodierten Elektroantrieb für unsere Heckklappe ausgebaut und bei X-Yachts einen neuen bestellt. Es wäre ein Desaster, wenn der bei geschlossener Klappe eines Tages nicht mehr arbeitet. Dann müssten wir irgendwie von innen aus der Backskiste versuchen, die Klappe zu öffnen. Wir hatten gehofft, dass wir das ein paar hundert Euro teure Teil aus Kulanz wegen der verrosteten Tankschweißnähte kostenlos erhalten, aber leider gewährte uns X-Yachts lediglich einen Rabatt von 15%...
Dafür hat aber unser Raymarine-Händler doch noch etwas erreichen können wegen des ersten kurz nach Ablauf der Garantie defekt gewordenen Kartenplotters. Wir bekommen nun denselben Typ als Neugerät kostenlos zugeschickt. Damit haben wir erstens ein back up und bei Vorhandensein von 2 gleichen Seekarten Datenchips können wir ein Gerät oben im Cockpit und eines unten in der Navigationsecke parallel betreiben. Manchmal hilft es doch, hartnäckig zu bleiben.
Übrigens haben unsere Nachbarn auch große Reparaturprojekte in Arbeit:
Bernhard hat sein korrodiertes Stahlgerüst auf dem Kat für Sonnenschutz und Solarpaneele in ca.6 Wochen Arbeit ca. 12 mal geschliffen und lackiert.
Dax hat seinen Kat an Land und mit Freundeshilfe beide Motoren ausgebaut und die Motorfundamente wegen Rissen neu laminiert (Wassereinbruch).
John wird mit Dax nach dessen Projekt bei seinem eigenen Kat beide Motoren ausbauen und generalüberholen – an Bord im Wasser liegend.
Mike, der unser Kurzwellengerät zum Laufen brachte, hat an seiner sehr alten Stahlketsch das ganze Rigg selber erneuert, eine wasserdichte Stahltür mit Rahmen auf dem Steg neu angefertigt und geschweißt. Dazu diverse Umfänge im Interieur und an Deck erneuert und repariert, um den Atlantik zu überqueren. Leider ist er dann aber in Marokko hängen geblieben, weil die Versicherung zu teuer war…
Nicht nur, dass die Liegenachbarn äußerst tolerant sind, was den Lärm und Staub angeht angesichts der ganzen Schweiß-, Schleif- und Laminierarbeiten, so müssen wir unsere Marina „Yacht Port Cartagena“ einmal mehr lobend erwähnen: kaum eine andere Marina hätte diese von den Eignern selbst durchgeführten Arbeiten an den Liegeplätzen zugelassen!
Unsere beiden Wassertanks haben mittlerweile ihre 2.Füllung erhalten – und da wir nun nach mehreren Versuchen geschafft haben, die beiden Sensoren, die den Füllstand anzeigen, richtig einzustellen, können wir melden: alles bestens!
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Endlich kann man die GPS Daten im Kurzwellenfunkgerät sehen! |
Die beiden „Jungs“ von Raymarine haben uns vorgestern nicht nur ein update für den Autopiloten übers Internet eingespielt (jetzt wissen wir auch wie das geht), sondern durch Anschluss von 2 Kabeln (gewusst welche!) die GPS Positionsinformationen in das Kurzwellenfunkgerät gebracht. Bei Auslösen der „distress“Taste am Funkgerät wird so automatisch die Position an die Rettungsdienste gesendet, was bei Kurzwelle wesentlich weiter trägt als mit dem kleinen UKW-Funkgerät.
Und noch ein für uns ganz wichtiges Thema konnten wir klären und optimieren: Andrew, der mit seiner X65 und der gleichen Rollreffanlage schon 22.000Meilen gesegelt ist, ohne sein Großsegel zu zerreißen, hat sich die Zeit genommen, mit uns gemeinsam das Segel mehrmals zu hissen und wieder einzurollen. Dabei stellte sich heraus, dass trotz korrekten Winkels des Großbaums sowie korrekten Handlings zu viel Spannung auf das Vorliek wirkt. Das heißt, auch wenn das Segel nicht reißt, hat das einen erhöhten Verschleiß des Vorlieks zur Folge. (Vorliek ist die vordere Kante des Segels, die in der Mastschiene mit einem Keder hoch und runter läuft.)
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das Weiße in der Mitte ist der eingesetzte Keil zur Entlastung |
Ein schwarzes Stoffdreieck überbrückt den Abstand zwischen Mast und Segel im unteren Bereich, damit das Segel entsprechend vom Mast weg in den Rollbaum geführt werden kann. Anscheinend wurde dieses Dreieck zu schmal ausgelegt. Auf Anraten Andrews haben wir nun von einem Segelmacher (ein schwedischer Segler hier am Steg mit Nähmaschine, der Reparaturaufträge annimmt) einen zusätzlichen Keil in dieses Dreieck einsetzen lassen.
Somit können wir jetzt beruhigt und ohne Angst um unser Segel dasselbe setzen und einrollen.
Nach einem Frühstück bei Sonne in der Plicht ...
...sind wir am Sonnabend, den 19., „wandern“ gewesen. (Michaela bezeichnet solche Spaziergänge ja nicht als wandern). Es ging ca. 1h an der Küste entlang – dort sind wir durch eine alte Festung gekommen. Bateria San Isidoro y Santa Florentina. Diese halb verfallenen Festungen sind in der Regel offen zugänglich und es kassiert auch niemand Eintritt. Wäre undenkbar in Deutschland, Österreich oder Italien. Und zumindest in den USA wäre der Zutritt verboten, um Klagen zu vermeiden, falls einem ein Stein auf dem Kopf fällt oder sich jemand beim Rumlaufen in den alten Gemäuern den Fuß verstaucht. (Aber in den USA sind solch alte Bauwerke ja äußerst selten...)
Danach kamen wir in eine schöne Badebucht „Playa la Cortina“, wo tatsächlich noch Menschen in Badekleidung am Strand und im Wasser waren. Wir nahmen in dem Restaurant einen Weißwein, Salat und 2 Meeresvorspeisen zu uns und genossen die Aussicht vor dem Rückweg.
Die Bateria San Isidoro y Santa Florentina mit Blick Richtung Cartagena |
Blick nach Südwesten Richtung Meer
Ansichten von und aus der Bateria:
Ausblick auf Escombreras, wo gerade eine Bohrinsel zur Verschrottung zerlegt wird
Playa la Cortina mit dem Restaurant Mares Bravas |
Badende! Mitte Januar! |
Auch das wäre in in vielen anderen Ländern in so einem Ausflugslokal nicht denkbar!
Da waren wir sicher nicht zum letzten Mal!
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