Cartagena Februar

28.02. (Michaela)

die nächste schlechte Nachricht bezüglich unseres Riggs: Nach Telefonaten mit 
X-Yachts und BSI, die damals das Rigg für unser Schiff gemacht haben, stellt sich heraus, dass - selbst wenn wir den kompletten Satz Rods mit Beschlägen kaufen wollen - wir diesen nicht jetzt bestellen können. Es muss erst der Mast runter und alle Einzelteile genau gemessen werden für die Bestellung. Auch wenn wir bei dem Originalhersteller ordern, gibt es innerhalb einer Serie derselben Yachten kleine Modifikationen an Einzelteilen oder ein Vorbesitzer hat mal etwas ändern oder reparieren lassen. Das hieße nun, dass wir vor Mallorca 2 Monate in der Segelzeit entmastet ankern, weil nur die Lieferzeit mindestens 6 Wochen beträgt – plus Arbeitszeit…
Wir haben also mit A-plus rigging Kontakt aufgenommen – ein erfahrener Rigger, der nicht nur in Palma als Partner des Riggherstellers an großen Yachten arbeitet. Während des Telefonats mit dem Chef Onno van der Spek erzählte er u.a., dass er das Rigg der Mega-Segelyacht A in Kiel selbst mitgebaut und vor kurzem hier vor Ort in Cartagena überarbeitet hat. Und jetzt haben wir einen Plan und Vereinbarung: Onno selbst kommt nächsten Winter nach Cartagena und das Rigg wird während der Winterpause überholt. Die Reisekosten hierher sind deutlich geringer als das Schiff in einer Marina in Palma nur ein paar Tage in der Hauptsaison liegen zu haben. Segelzeit verlieren wir dann auch nicht!

Unser Segelmacher auf Mallorca hat sich inzwischen auf unseren Preis für die Biminis eingelassen. So werden wir im April zunächst also nach Mallorca segeln und alles vermessen lassen. Dann haben wir ca. 2 Wochen Zeit, an Mallorcas Küsten entlang bzw hin und her zu segeln, bis die Biminis fertig ist für die Montage sind…


Natürlich darf das gesellschaftliche Leben nicht zu kurz kommen, und so ziehen wir gemeinsam mit 6 anderen Seglern eines Abends in eine kleine Tapasbar, in der es live music geben soll. Und wir werden nicht enttäuscht! Die Bar ist ganz klein, aber der Flamencospieler und viele Spanier (und wir 8 Ausländer) zwängen sich hinein, genießen spanischen Sekt und es gibt sogar genug Platz, um Flamenco zu tanzen. Ein sehr lustiger interessanter Abend, der mit Abschiedsküsschen des gay Barbesitzers endet (auch für uns Frauen...).





Das Leben könnte so schön sein – und wir genießen es ja auch entsprechend! – aber dann erreicht uns eine schreckliche Nachricht, die uns sehr zu Herzen geht:
Unsere Freundin Tanja teilt uns mit, dass ihr Mann Jürgen beim Joggen einfach umgefallen und an plötzlichem Herzversagen verstorben ist. Sofern man es von außen beurteilen konnte: bei bester Gesundheit, durchtrainiert, sportlich, gute Life-Work-Balance, familiär alles bestens, finanziell gut gestellt… und erst 56 Jahre alt! 
Einer von Svens besten Freunden, u.a. 20 Jahre lang Kollege, mitunter eng mit Sven zusammengearbeitet – Jürgen, der sich immer wieder bei uns gemeldet hat und an unserem Leben hier an Bord immer Interesse gezeigt hat, der uns gemeinsam mit Tanja im Oktober noch auf Mallorca besucht hat… Und jetzt soll er plötzlich von einer Sekunde auf die nächste nicht mehr da sein????
Wir können es nicht fassen und wollen es nicht glauben!
Fassungslos können wir uns nicht aufraffen, irgendetwas zu unternehmen oder – wie geplant mit dem Polieren des Schiffrumpfes zu beginnen. Wir sitzen traurig im Cockpit, denken an die vielen schönen und lustigen Begebenheiten, die uns mit Jürgen verbinden und werden ihn definitiv auch weiterhin – wenn auch nur mehr mental – an unserem Bordleben teilhaben lassen. 



Das letzte gemeinsame Bild von Sven und Jürgen an Bord im Oktober in Alcudia.










Aber das Leben geht weiter, uns so haben wir uns dann doch irgendwann aufgerafft und das Schiff poliert – unsere letzte größere Arbeit. I
Also Dinghi ins Wasser, Sven und ich rein – und dann ging es los. ich „durfte“ das Dinghi in Balance halten und vor- oder zurückziehen, während Sven mit der Maschine den blauen Rumpf polierte. Der Unterschied poliert / nicht poliert war wieder gut sichtbar… Ist aber gut, um die Arbeitsmoral aufrecht zu halten. Dazu trugen auch die vorbeigehenden Segler bei, die voll des Lobes waren.

In der Folgewoche haben wir dann die Gelcoatflächen an Deck noch per Hand poliert und sind nun fast fertig. 
Vor der Abfahrt Anfang April nur noch Edelstahlteile polieren und das Unterwasserschiff grob von Bewuchs befreien…
Und dann solllte einer schönen Segelsaison an Bord einer wunderschön aussehenden Odin-X nichts mehr im Wege stehen!

An einem schönen Morgen „stolpern“ wir fast beim Joggen über ein Clubtreffen von ca.30 Vesparoller Fahrern vor der Marina. Und nach weiteren 10min Laufen kommen uns 16 schöne 911er Porsche auf der Hafenstraße in einer Kolonne entgegen. 
Leider haben wir beim Laufen keine Kamera dabei, aber beide Motive wären „knipswert“ gewesen.

Eines Donnerstags wurde von 2 Seglerpaaren zu einem „Currylunch“ geladen. Jeder kann kommen und ein eigenes Curry mitbringen, so dass alle Alles probieren können. Es gab ca 15 unterschiedlichste Curries, meist indisch (offiziell hieß das Ganze „Indian Food Sharing“), nur ich hatte das „indisch“ nicht mitbekommen, da wir mündlich eingeladen wurden, und thailändisches Curry gekocht. Hat aber trotzdem geschmeckt… Das Ganze dauerte mit Anschlussprogramm von 14:00 bis 24:00. Zunächst ca. 35 Leute bei Curry und Sonne auf der Mole, später mit 6 Personen bei Nici und Mark zum Tanz auf Ihrem Katamaran, einschließlich Turnübungen von Trevor und Mark am Biminigestell.



Auch die Marina-Mitarbeiter gaben uns die Ehre... angezogen vom Curry-Duft, der bis zu deren Office gezogen war, kamen sie auf eine Kostprobe vorbei.
Und man muss auch erwähnen, wie hilfsbereit sie immer sind: z.B. bringen die Marineros für solche Feste und Zusammentreffen immer wie selbstverständlich die Tische und Stühle und räumen sie auch wieder weg, obwohl dies keineswegs zu ihrer Aufgabe gehört.

Stundenlanges Durchprobieren aller Speisen und allgemeiner Austausch... 












... gefolgt von ausgelassener Partystimmung



In den darauffolgenden Tagen konnte ich Sven dazu überreden, eine kleine Wanderung Richtung Südwesten in die nächste Bucht zu machen. Diesmal nur zu zweit. Es ging bei sommerlichen Temperaturen (d.h. in kurzen Hosen!) entlang eines Flussbettes nach Algameca Chica und fanden ein sehr pittoreskes, ursprüngliches Fischerdorf mit vielen kleinen Booten und einem „Restaurant“ vor. Will man hier essen, muss man (zumindest in der Wintersaison) einen Tag vorher anrufen, damit die Besitzerin die Zutaten einkaufen kann. So haben wir einfach bei etwas zu Knabbern und einer Flasche Weißwein die tolle Atmosphäre und Ruhe genossen – so ganz anders als in der anderen Bucht bei dem Badestrand. Wir kommen zum Essen wieder – die Telefonnummer und Speisekarte haben wir jetzt!

Der idyllische Weg Richtung Algameca Chica:








Der "Ortseingang"
 Die Terrasse unseres "Restaurants" Tasca La Vaska
Ausblick von der Terrasse Richtung Süden...

 ... und Richtung Norden



Apropos sommerliche Temperaturen: ich denke, wir haben mittlerweile die „Eiskälte“ hier mit nur so um die 15-16 Grad untertags überstanden. Die Sonne heizt schon ordentlich, in der Sonne fühlt es sich wirklich wie im Frühsommer in Bayern an, nur der Wind lässt es zwischendurch kühler empfinden.
In der Markthalle gibt es hier bereits Erdbeeren – süß, zwischen 2,50 und 3€ pro Kilo – die verstärken das sommerliche Feeling.


Natürlich tauscht sich die Seglergemeinde nicht nur über Polieren, Segelmacher, Lacke, Unterwasserfouling etc aus…. So haben vegane Seglerfreunde einen Gemüse- und Obsthändler gefunden, der Organic Food und andere Bio-Sachen vertreibt (wie Shampoo, Waschmittel….) und einmal wöchentlich die 20km nach Cartagena hier in die Marina liefert. Also habe ich aus Neugier einen „5kg Überraschungskorb Gemüse und Früchte“ für sagenhafte 13,50€ geordert. Gekommen sind dann: Zitronen, Orangen, Grapefruits, Äpfel, Artischocken, Salat, Bohnen, Rosenkohl, Zwiebel, Rote Bete, Blumenkohl, Kohlrabi. Leider habe ich vergessen, das alles zu fotografieren. Es sieht alles superknackig und superfrisch aus und wird unseren Speiseplan ganz schön auflockern. 


Hier im Hafenbecken ist auch immer etwas los, und jetzt meine ich mal nicht die anderen Segler. Hier finden mehrmals wöchentlich Rudertrainings diverser Vereine statt - von Kindern über Jugendliche bis Erwachsene, mit unterschiedlichsten Ruderbooten, teilweise  Drachenboote, Kanadier etc. .. immer mit recht lauten Kommandos (teilweise abends, wenn wir schon im Bett liegen, und morgens, wenn wir noch im Bett liegen), aber immer sehenswert.


Und dann gibt es fast jedes Wochenende eine Opti-Regatta. Die kleinen Boote mit den ebenso kleinen Seglern sind ebenfalls ein Hingucker. Zum Training ca.20, bei Regatten auch über 100 kleine Segler mit Aufsichten in Motorbooten.

Gestern Morgen ist die Arctic von James Packer eingelaufen. Die 88 m Yacht war ein Eisbrecher und ist in seinem Auftrag komplett auf Privatyacht umgebaut worden – übrigens hier in Cartagena. Da er gerade eine größere Yacht bauen lässt, hat er diese seiner Schwester geschenkt. 
25 Mann Besatzung, mehrere schicke Motorboote als „Dinghi“. Die Weisheiten haben wir aus dem Internet, da alle Angestellten eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen müssen.
Die Arctic liegt jetzt an der Kreuzfahrermole auf unserer Innenseite schräg vor uns (dafür wurden wochenlang extra zusätzliche Stromleitungen in der Mole verlegt) – sehr beeindruckend. 





Kommentare

  1. hoffentlich geht meine Nachricht jetzt an euch durch.
    ich hab viel Neues von euch gelesen und bin froh, daß es euch gut geht. Ich freue mich schon sehr euch am 14. März zu umarmen. Bis dahin drücke ich euch im Gedanken ganz fest! Eure Mutti

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  2. Das mit Eurem Freund tut mir sehr Leid. Irgendwie reden wir immer alle davon, was wirklich wichtig ist im Leben, dass dann auch umzusetzen ganz oft schwierig, manchmal gar unmöglich. Lebe jetzt, denn Du weißt nicht ob Du das später noch tun kannst ... Euch beiden weiterhin immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel und viel Spaß...

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  3. Ups man kann wieder Kommentare schreiben.
    Schön dass es euch gut geht und den Tiefpunkt des spanischen Winter hinter euch habt. Das Leben als Segler ... Bootsfahrer ist auch in Häfen und Marinas sehr interessant und Abwechslungsreich. Das ist eine kleine Abwechslung zum Bordleben zu Zweit.
    Wir verfolgen auch aus unserem Winterquatier in La Gomera euer Bordleben und freuen uns dass ihr vieles erledigen könnt, auch wenn einiges etwas länger dauert.
    Weiterhin gutes gelingen und eine schöne Zeit.
    Lieben Gruß Edith und Herwart

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