Arbatax - Golfo di Palmas

11.09. (Sven)


01.09.: heute treten wir pünktlich um 12:00 – wie von Massimo gewünscht -  zur Feier auf der Werft an. Es sind noch nicht viele Gäste vor Ort, aber alles ist vorbereitet, die Werftmannschaft hat den Grill mit Schweinefleisch und Lamm schon angeheizt und das Fleisch dreht sich schon lecker duftend auf dem selbstgebauten „Grill“ mit Autobatterie und E-Motor angetrieben. Massimo hat uns gern frühzeitig dabei, damit wir auch die Zeit des Grillens mit 1 oder 2 Bier gemeinsam erleben und nicht nur das Essen am großen Tisch. 30 Leute sind heute dabei, finanziert wurde es von einem langjährigen Kunden, trotzdem bringt jeder noch etwas mit. Vorweg gibt es wieder geräucherten Schinken vom Wildschwein und Käse, eingelegte Oliven, etc.. Unser Italienisch hat nun wieder den Stand vom letzten Jahr erreicht und wir haben viel Spaß, lernen neue Leute kennen und unterhalten uns gut.  Nach dem Aufräumen werden wir noch von Massimo und Marina gegen Mitternacht in die Marina zu unserem dort sicher untergebrachten Dingi gefahren. Alles in allem dauerte diese Feier wieder mal 12 Stunden.

Impressionen vom Fest in der Werft:












 Massimo und Marina 

04.09.: unser Hochzeitstag - woran wir oft erst aufgrund der Glückwünsche der Verwandten erinnert werden – auch heute wieder denken wir noch nicht gleich daran, unter anderem deshalb, weil Wind und Welle schon um 0900 zugenommen haben. Das Dingi hängt noch mit Motor an der Leine am Heck und die See ist schon zu wellig, um jetzt noch Motor abzubauen, zu kranen und das Dingi ebenfalls an den Davits hochzuziehen. Vorhergesagt waren 1,2m Welle und 4-5 Bft. Wind. Das haben wir am Vorabend nicht für bedenklich gehalten und deshalb die Chance verpasst, den X5 zu bergen. Unsere ODIN-X hat ja schon mehr Welle und Wind vor Anker vertragen. Nun aber nimmt der Schwell von der offenen See auf 2m zu und es sieht bedenklich aus, wie der X5 an der Leine hin- und hergerissen wird. Wenn er umschlägt, ist der Motor unter (Salz-)Wasser und damit eine sofortige Generalüberholung notwendig oder nach kurzer Zeit ohne Reinigung ein Totalschaden zu befürchten. So sitzen wir ohne Frühstück und Mittagessen 11 Stunden nebeneinander im Cockpit und beobachten Wellen, die nahe Steinmole und Strand sowie das Dingi. Das Schiff unseres einzigen Nachbarn hier vor Anker tanzt auch wie ein Schaukelpferd auf den Wellen. Um 21:00 schließlich gehen die See und der Wind zurück, wir nutzen die Zeit zum Durchatmen, Kochen und Abendessen. Knapp! Denn nun dreht der Wind auf Nordwest, der immer noch 1m hohe Schwell bleibt aber nordöstlich – jetzt wird die ODIN-X seitlich stark hin- und hergeworfen. Wir gehen früh ins Bett, dort fallen wir zwar nicht heraus, aber gut Schlafen ist auch nicht möglich wenn das Bett um ca.45° schwankt. 
Wir sind jedoch heilfroh, dass unser X5 aufrecht blieb und Anker mit Kette wieder ihr Können unter Beweis stellten. 

So nah (und noch ein bissl näher) kommen die Fähren, wenn sie in Arbatax an- bzw ablegen


 Die Ruhe vor dem Sturm. 
Im Hintergrund der einzig andere Ankerlieger, Ludwig aus Dänemark - hatte dann später auch keinen schönen Tag...





Am nächsten Morgen ist die See als wäre nie etwas gewesen. Relativ ruhig, nur minimaler Schwell… Wir müssen aber das Dingi von innen gründlich reinigen, weil der vorne im X5 gelagerte Tank um 90° gekippt war. (Der Tank ist zwar duch ein Bändsel gesichert gewesen, aber bei den Kräften, die am Tag vorher geherrscht hatten, und bei den „Sprüngen“, die unser X5 durchmachen musste, ist er gekippt.)  Durch die kleine Entlüftungsschraube liefen ca.6 Liter Benzin aus. Nun ist alles wieder sauber, aber leichte, gelbliche Verfärbungen des X5-Bodens bleiben uns. 
Wir machen letzte Proviantaufstockung, verabschieden uns einmal mehr von Massimo mit einem gemeinsamen Bier in der Bar und segeln am nächsten Tag ab Richtung Süden.



Ein letzter gemeinsamer Einkauf mit Massimo beim Shipshop - es gibt neue Leinen für unsere Ankerkralle







06.09.: mit Windstärke 1 geht es morgens los um 0830. Wir setzen das Groß, weil Wind vorhergesagt ist mit ca. 4-5 Bft. Erst als Stützsegel beim Motoren, dann mit Fock zusammen zum Segeln nach ca. 1 Stunde. Der Wind nimmt ständig weiter zu, Michaela sieht voraus weiße Schaumkronen und wir gehen vorsorglich ins erste Reff. Gut getan- als wir das Windgebiet erreichen haben wir plötzlich 8 Beaufort (33Knoten). Fock einrollen und ich steuere steiler auf die Küste zu um etwas Abdeckung durch die hohen Berge zu bekommen. Nach 2Meilen stellen wir fest, dass hier der Wind auch nicht schwächer ist, wir bergen das Großsegel und leider motoren wir nun 30nm weiter Richtung Süden. Wir hatten schon eine Zielbucht zum Ankern ausgesucht, aber als wir auf ihrer Höhe sind, ist der Wind auf 5-6 abgeflaut – also entscheiden wir spontan, die schlechte Segelmeilenquote von heute aufzubessern und lassen uns raumschots von der Genua noch 12Meilen „um die Ecke“ ziehen.  Wir ankern in der schönen Bucht Porto Giunco. 



Sven steuert bei bis zu 8Bft - aufgrund der überkommenden Gischt mit Offshore-Jacke (aber darunter nur Badehose und T-Shirt)













Unser Ankerplatz in Porto Giunco
















Am Sonnabend setzen wir einen Tag aus, weil wir sonst den nächsten Schritt gegenan kreuzen müssten. Ich nutze den Tag und kratze schnorchelnderweise mit dem Plastikspachtel rundherum das Unterwasserschiff von Kalkbewuchs frei. Auf Armeslänge ist es nun wieder glatt und dieser Bereich war auch am stärksten betroffen. Die Bucht von Arbatax ist bekannt für starken Bewuchs, das wissen wir noch aus unserer Liegezeit in der Marina. Aber dass hier in 10 Tagen sowohl Dingi als auch die große mit Coppercoat-Spezialbeschichtung geschützte Yacht derartig mit kalkartigen Flechten bewächst, ist doch erstaunlich. In 6 Monaten Liegezeit in Cartagena hatten wir nicht so viel Bewuchs. (Ein Ein- und Auskranen des Schiffes zur Reinigung liegt bei ca. 1000,-€ und wird daher vermieden).


Hier in der Bucht sehen wir auch ein aus Cartagena bekanntes, englisches Seglerpaar mit ihrer Oyster (Bubbles) vor Anker liegen. Leider haben wir keine Kontaktdaten, um sie „anzumorsen“, und um einen Überraschungsbesuch mit dem Dingi zu machen „fehlt uns die Zeit“, so seltsam das für Euch klingt. 
Am Nachmittag kiten uns ca. 15 Kitesurfer um die Ohren, weil es einen strammen 6er Wind gibt und eine Kite Regatta organisiert wurde.

Wir umrunden das Capo Carbonara und segeln nach Westen, in den Canale di Sardegna


In den nächsten beiden Tagen segeln wir in zwei Schritten bis in den Golfo di Palma, welches unsere Absprungbucht nach Menorca sein soll.

Unser erster Ankerplatz liegt östlich des Capo Malfatano. Wir fühlen uns hier sehr sicher und gut geschützt.
















Im Golfo di Palmas ankern wir an der uns schon von den letzten Besuchen bestens bekannten Nordwestseite. Perfekt, um nach San Antioco mit dem X5 zu fahren - nur nicht diesmal, da aufgrund des Seegangs das Dingi nicht gewassert wird.


Wir müssen hier noch ein paar Tage abwarten, bis sich der Seegang 5-6m von den Unwettern im Golf de Lyon und über den Balearen wieder legt und wir mit Wind von hinten (raumschots) rüberkommen. Also verbringen wir die Zeit mit Diesel- und Wetterberechnungen, Blog schreiben, Dingi von Kalkbewuchs mit Essig und Bürste reinigen und anderen Haushaltsarbeiten.

11.09.: heute war mehrfaches, frühes Wecken angesagt. Schon um 0100 und 0300 nachts stelle ich ein entferntes Wetterleuchten ohne Donner westlich und östlich um uns herum fest. Gewitter waren nicht vorhergesagt für die Nacht! Gegen 0500 kommt das „Wetterleuchten“ nahe und es sind nun klar Blitze, kurzaufeinanderfolgend.
Ich nutze den Vorteil des Ankerns (während der Fahrt natürlich nicht möglich) und ziehe sämtliche Kabel der beiden Kartenplotter heraus, schalte die Hauptschalter der Starterbatterien aus, Autopilothauptschalter auf 0 und stelle Laptop, Telefone und I-pad in den Backofen (Faradayscher Käfig). Wir bekommen kurz darauf die volle Ladung und das Wasser spült endlich das viele Salz vom Schiff herunter – während wir kaum schlafen können und hoffen, dass uns kein Blitz trifft. Viele Yachten haben schon Ihre gesamte Elektrik/Elektronik deshalb austauschen müssen.
Um 0800: alles gutgegangen! Schiff geduscht, alles wieder angeschlossen, ca 20L Wasser per Stöpsel aus dem Dingi gelassen, welches ja glücklicherweise oben in den Davits hängt. 
Da wir im Nordwest-Teil des Golfs liegen und nun strammer Wind aus Südost mit dazugehöriger Welle kommt (und daher zuviel Schwell ist, um den X5 samt Motor zu Wasser zu lassen) entscheiden wir uns nach dem Frühstück, quer über die Bucht auf die Südostseite zu motoren. 


Unser heutiger "großer Turn" nach Porto Pino

















Wir hoffen, hier nun morgen nochmal unseren X5 nutzen zu können und vor der „großen Überfahrt“ Müll zu entsorgen und 2 Kanister Diesel zur Sicherheit zu ergänzen sowie ein paar Lebensmittel nachzukaufen. Voraussichtlich können wir Sonntag los – aber die Vorhersagen ändern sich täglich…

Bilder von unterwegs:

Ein letzter Blick auf den Leuchtturm am Capo Bellavista, südlich Arbatax












Der Leuchtturm am Capo Spartivento














Und dann gibt es noch manchmal die Suche nach Zutaten für das Abendessen in unserer reichhaltigen "Proviantkabine" :

















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