Coronavirus und Ausgangssperre

19.03. (Michaela)





Leere Straßen, geschlossene Geschäfte, Bars und Restaurants...
Das öffentliche Leben in Cartagena steht derzeit still.









Am 03.03., hatten wir unsere erste Spanisch-Stunde! Bernard, ein französischer Segler, gibt anderen Seglern hier in der Marina kostenlos Spanischunterricht. Mit uns beiden nehmen das Angebot noch Debbie aus Australien, Linda und Steve aus England, Deirdre aus Kanada und Delia aus Holland an. Da Bernard – wie vorhin erwähnt – Franzose ist, aber ganz gut neben Spanisch auch Italienisch und Englisch spricht, läuft der Unterricht recht lustig und mehrsprachig ab. Teilweise fehlen Bernard nämlich die englischen Worte bzw Erklärungen, die kommen dann französisch oder italienisch, und da unsere Mitschüler (bis auf Delia) bislang nun mal keine andere Sprache als Englisch sprechen, helfen Sven und ich dann aus.
Unsere „Schulstunde“ findet ab jetzt 2x wöchentlich statt, und jetzt, nach 2 Wochen, können wir schon einfache Sätze bilden und getrauen uns, Leute auf Spanisch anzusprechen. Allerdings muss ich einräumen, dass Sven und ich den anderen „Schülern“ gegenüber einen immensen Vorteil haben: quasi von klein auf daran gewöhnt zu sein, andere Sprachen zu lernen, mit Grammatik umzugehen und die Ähnlichkeit zu Italienisch, Französich und Latein - so erschließt sich uns das Spanische wesentlich schneller. Deutscher und österreichischer Schulbildung sei Dank!


Schön langsam machen sich die ersten Segler hier in der Marina auf in die Sommersaison. Uns ist es zum Segeln noch zu kühl, aber den ein oder anderen treibt es regelrecht hinaus aufs Meer. 
Steve und Judy mit ihrer Fair Isle zum Beispiel, die erst Richtung Balearen, dann weiter über Sardinien und Sizilien und in die Adria segeln wollen. Ihren nächsten Winterliegeplatz haben sie in Venedig. (Wer mehr von den beiden erfahren möchte: www.sailingfairisle.com
Hakan und Eva mit ihrer Sally sind Richtung Westen aufgebrochen und wollen langsam zurück nach Schweden segeln, um dann im kommenden Sommer die Ostsee unsicher zu machen. 
Stephen, Suella und Iain sind mit ihrem Katamaran Damsis nur ins 40Meilen entfernte Mazzaron gefahren, um dort das Schiff aus dem Wasser holen zu lassen. Sie rechnen mit ca.4 Wochen Arbeit an ihrem Boot und wollen dann über die Balearen und Sardinien nach Sizilien, wo wir uns spätestens im kommenden Winter in Licata treffen werden.
Auf jedem Steg wird so der ein oder andere Liegeplatz jetzt frei…

Red, „unser“ Mechaniker, hat mittlerweile sämtliche Arbeiten auf unserer Odin-X beendet. War ja auch schon langsam Zeit!
Nun können wir in die neue Saison starten mit:
- einem neuen Turbolader
- funktionierender Dieselheizung
- dichter Hydraulikanlage für die Riggspannung
- neuen Lagern für die Schienen für den Tauchkompressor
- neu gefetteten Getrieben für die Steuerräder
und nicht zuletzt: mit neuen Schienen für den herausziehbaren Mülleimer (Pantry).


Red und Iwan beim Einbau des Getriebes für das Backbord-Steuerrad










Wir waren aber auch nicht ganz untätig:

Zur Probe haben wir (nach 3 Jahren) den Gennaker aus seinem Sack befreit und angeschlagen. (Für unsere Landratten: der Gennaker ist ein großes, bauchig geschnittenes Leichtwindsegel aus sehr dünnem Segeltuch.) Das war mit einigem Aufwand verbunden: zuerst musste der Sack mit dem Segel mit Hilfe eines Falls und einer unserer elektrischen Winschen aus der Vorpiek (= bei uns die umgebaute Skipperkabine) an Deck „gekrant“ werden. Der immer an der Backbordreling festgelaschte ca. 2 Meter lange Gennakerbaum musste an dafür vorgesehenen Beschlägen über dem Anker montiert werden. Zusätzliche Leinen mussten entsprechend verlegt werden, und dann konnte der Gennaker hochgezogen werden. Das funktioniert in der Marina nur bei nahezu Windstille, da es sonst kaum mehr möglich ist, ihn problemlos wieder zu bergen. 
Nachdem wir dann alles wieder abgebaut und an den jeweiligen Platz verstaut hatten, konnten wir uns (Stunden später) entspannt zurücklehnen: alles hatte prima geklappt!

Hier Bilder unseres Gennakers - aufgenommen vor mittlerweile nahezu 4 Jahren in der Bucht von Alcudia






Zwischendurch haben wir - da nun schon mal der große Sack mit dem Gennaker aus der Vorpiek war – die Wände und den Boden derselben gereinigt.

An den nächsten Tagen haben wir dann auch noch das Gasfach und die beiden Backskisten an Backbord gründlich gereinigt, genauer gesagt:
Das Gasfach weitestgehend von dem am Boden festgesetzten Rost (noch von rostigen Gasflaschen des Vorbesitzers der Odin-X) befreit und überlackiert.
Die kleine Backskiste unter dem Sitz komplett ausgeräumt, Wände mit Putzstein gesäubert und nach gründlicher Inventur wieder ordentlich eingeräumt. 
In die große Backskiste „durfte“ ich diesmal ganz reinsteigen (hatte bislang nur Sven für notwendige Arbeiten gemacht). Lustigerweise kann ich da drinnen relativ bequem sitzen und mich bewegen, so groß ist sie. (Bedeutet aber auch, dass Wände und Boden entsprechende Flächen zum Reinigen haben…)









Das Gasfach mit dem neu lackierten Boden und im "gefüllten" Zustand mit den beiden (nicht rostigen!!!) Gasflaschen










Zwischenstand im Cockpit nach Ausräumen bzw. bei Inventur der "kleinen" Backskiste an Backbord












Und dann hat Sven noch einen neuen Feuerlöscher (den 10.!, der nun an Bord ist) im Motorraum montiert. Es handelt sich dabei um einen Feuerlöscher mit einem neuartigen Löschmittel, genannt Novec 1230, das keinerlei Schaum- oder Pulverrückstände hinterlässt. Das System wird automatisch bei über 93Grad Celsius ausgelöst und das Feuer durch Gas erstickt. Natürlich hoffen wir, dass eine Auslösung nie notwendig sein wird, aber sicher ist sicher.

 Sven beim Fixieren des neuen Feuerlöschers und das Endergebnis


Eigentlich sollten in dieser Woche unsere Freunde Stephan und Margit zu Besuch kommen – allerdings hat uns allen der Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die beiden haben die Reise verschoben und wir beide haben quasi „Bootsarrest“.
Natürlich hatten wir schon im Vorfeld die Entwicklung in Italien verfolgt, aber dass das Virus dann mit allen weiteren Bedingungen und Maßnahmen so heftig und relativ zügig in Spanien zuschlägt, damit hatten wir nicht gerechnet.
Als allererstes gab es zu Beginn der vergangenen Woche viele Betroffene in einer Region nordwestlich von Barcelona und die ersten Infektionen in Madrid, die schnell mehr wurden. Aufgrund dessen machten sich viele Madrilenen in die Küstenregionen auf, um hier weiter entfernt vom Virus und sicherer zu sein. Das führte dazu, dass die Regierung über die Region nordwestlich von Barcelona und über Madrid eine erste Ausgangssperre und über die Costa Calida (an der auch Cartagena liegt) eine erste „Bewegungssperre“ verhängte. In Cartagena wurden ab 12. März Schulen und Museen etc geschlossen, alle öffentlichen Veranstaltungen wurden abgesagt.
Gemerkt haben wir das zuerst daran, dass plötzlich die Supermärkte voll mit Leuten und teilweise Regale leergekauft waren. Aber sonst war alles noch normal, die Bars und Restaurants waren geöffnet. 
Am Samstag, zwei Tage später, war die Innenstadt bereits wie ausgestorben: bis auf Lebensmittelgeschäfte und Apotheken alles geschlossen, kaum Leute auf der Straße. Und dann beschloss die Regierung, über ganz Spanien eine Ausgangssperre zu verhängen, die aber erst ab Montag, 08:00Uhr, gültig sein sollte.
Also waren wir am Sonntagmorgen ganz normal Joggen. Bereits auf der Promenade, ca 600Meter vom Marinaausgang entfernt, wurden wir von 4 Polizisten auf Motorrädern aufgehalten und darauf hingewiesen, dass wir zu Hause bleiben müssen. Wir bekamen die Erlaubnis, zum Bäcker zu laufen, aber nur mit der Auflage, dann gleich wieder nach Hause zurückzukehren. Somit ist die Ausgangssperre einfach mal um einen Tag vorgezogen worden! Bei unserem „Kurzlauf“ waren bereits sämtliche Bars geschlossen, in den Fenstern der Restaurants und Geschäfte hingen Informationen zur vorübergehenden (wer weiß wie lange dauernden) Schließung aufgrund des Coronavirus.
Okay, dachten wir dann am Montagmorgen, so schlimm wird’s schon mit der Ausgangssperre nicht sein, und liefen raus aus der Marina, nach ca 300Meter zum Kreuzfahrtterminal und dort den Kai auf und ab. Wir sahen nur ein paar Handwerker, keine weiteren Personen. Aber nach der Rückkehr in die Marina machte uns dann Christian, unser „Chef-Marinero“, darauf aufmerksam, dass wir nicht mal dorthin laufen dürften. Lediglich Lebensmittel und Arzneimittel einkaufen sei erlaubt – aber selbst das dürfen wir nicht als Paar gemeinsam sondern nur allein machen. (Auch in Autos darf nur noch jeweils 1 Person sein, also nur noch der Fahrer!) Bei Nichteinhaltung gibt es harte Strafen.
Und wieder dachten wir: Okay, um das Virus einzudämmen und gesund zu bleiben, soll uns jedes Mittel recht sein. Immerhin sitzen wir nicht wie viele Andere hier in kleinen Wohnungen, sondern auf dem Schiff und in der Marina, in der wir uns frei bewegen können.
Dachten wir!!! Denn seit heute wissen wir, dass die Guardia Civil bereits im Marina-Office vorgesprochen hat. Zu viele Leute seien hin- und hergehend in der Marina gesehen worden, und das müsste sofort unterbunden werden. Erlaubt wären nur noch Gänge zur Toilette und Dusche, aber kein offensichtlicher Spaziergang. Und schon gar nicht JOGGEN!!!
Und wieder mal sagen wir uns „okay“. Dann gehen wir ab morgen halt immer wieder zum Sanitärgebäude und zurück, um außer unseren Chloe-Übungen, die wir nach wie vor täglich machen, und Einkäufen noch ein bisschen mehr Bewegung zu haben. 


DAS war noch VOR der Ausgangssperre:






Vorbereitung für Thai-Curry an Bord der Odin-X gemeinsam mit Delia und Nico

(in der Zwischenzeit verzichten wir aufgrund des Coronavirus 😷auf solche netten Zusammentreffen😢)











Der letzte Tapasbar-Besuch mit LiveMusic am 09.März:



Und DAS ist Cartagena während der Ausgangssperre:
Vereinsamte Straßen und Plätze





 Wir wünschen Euch und uns, dass wir weiterhin Corona-frei und gesund bleiben!!!!




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