Mallorca, 2.Rollvorstag und Motorprobleme

21.07. (Sven)

Santa Ponca - Port de Soller - Cala Vicenc - Alcudia

04.07.:
Nun laufen wir aus Richtung Norden Mallorcas. Chris und Susanne von „Petit Jolie“ wollten uns eigentlich beweisen, wie schnell ihr Katamaran ist – laufen aber sicherheitshalber erst gegen Mittag aus, da sind wir schon fast am Tagesziel und haben daher keinen Vergleich. Vermutlich besser für sie…
Eigentlich wollten wir in die schöne kleine Bucht Cala Vicenc kurz vor der Bucht von Alcudia – aber der Wind spielt nicht so mit und da wir nicht bis nachts dahindümpeln wollen – oder schlimmer – motoren entscheiden wir uns, nochmal in die Bucht von Soller einzulaufen . Diesmal ist es – Corona sei Dank – recht leer. Keine Ankerer, die 30m neben oder vor einem den Anker werfen, und wir bleiben auch an Bord, um sicher zu gehen.
Jetzt ist es an der Zeit von einem technischen Vorfall zu sprechen, der sich vor ein paar Tagen ereignete : Auf Ibiza in der Bucht von Xarraca hat das Schiff beim Einlegen des Vorwärtsganges angefangen stark zu vibrieren. Ich nahm sofort Gas weg und die Vibrationen waren weg. Danach war alles in Ordnung. Wir haben das ignoriert und ich nahm an, dass vielleicht etwas im Propeller hing. Beim nächsten Tauchgang in Santa Ponca habe ich erneut den Propeller geprüft und keinen Bewuchs oder Reste von Leinen o.ä. feststellen können. Heute beim Ablegen hatten wir den Effekt aber erneut. 2 mal waren nun Ein- und Auskuppeln notwendig um die Vibrationen loszuwerden. Nun sind wir stark beunruhigt und nehmen uns vor, in Alcudia das Thema mit einem Motorspezialisten mal anzugehen. Es bewahrheitet sich wieder einmal: was einmal auftritt und dann eine Zeit lang nicht mehr, wird dich immer wieder einholen. Meistens schlimmer und zu einer schlechteren Zeit.
In Alcudia kennen wir zumindest einige Handwerker und Kontakte von der Zeit der Schiffsübernahme, haben zur Not eine (teure) Marina und einen Kran…


Den letzten Abend in Santa Ponca verbringen wir gemeinsam mit Stephen, Suella und Iain (DAMSIS), Melanie (JONA) und Susanne und Chris (PETITE JOLIE)











Unser Ankerplatz in Port de Soller




Port de Soller im Abendlicht


05.07.:
Wir gehen Anker auf und müssen nach Cala Vicenc motoren. Immer wieder Segelversuche, aber der Wind ist einfach zu schwach. Wir nutzen die Gelegenheit, den 2. (älteren) Autopiloten auf Funktion zu testen. Positiv.  Die Bucht Cala Vicenc ist wieder sehr klar und das Wasser hellblau über den Sandflächen. Nur 2 Boote über Nacht in der Bucht.
Es versteht sich von selbst, dass ich - sobald die Vibrationen einsetzen – auskupple und erneut versuche. Irgendwann läuft die Welle dann rund, aber man muss nun häufiger probieren. Es gilt die Ursache zu finden, um teurere Folgeschäden zu vermeiden !







Unser schöner Ankerplatz in der Cala Vicenc















06.07.:
Wir segeln nach Alcudia – teilweise mit wenig Wind, aber da die Entfernung mit 21nm nicht groß ist, sitzen wir den phasenweisen Schwachwind aus und segeln doch die gesamte Strecke in die Bucht von Alcudia (ohne Motor!) durch.



Unsere schönen triradial geschnittenen Membransegel











So sieht es bei uns im Cockpit beim Segeln aus









Unser Ankerplatz in Alcudia











Anruf bei unserem Elektriker Carl, ob er einen „bezahlbaren“ Motorspezialisten weiß – Yes ! Er hat zwar erst in einer Woche am Montag Zeit für uns, aber Carl bringt ihn mit an Bord. Also nutzen wir die erste Woche, um endlich unser 2. Rollvorstag von Rafa und Pilar montieren zu lassen. 
Das passiert am Donnerstag 09.07. an nur einem Tag. Da wir das in der Bucht machen, um nicht 150,-€ Marinakosten zahlen zu müssen, lernen wir eine interessante Methode kennen:
Die beiden schrauben zunächst die 7 Teilstücke des Profilstags aus Aluminium an Deck zusammen (18m lang und damit schon länger als das Boot). Dann werden in 2m Abstand 3 Fender an das Stag gebunden und ich steige ins Dinghi, fahre zum Bug der Yacht und übernehme das untere Ende des Vorstages, während ich rückwärtsfahrend das Stag immer weiter ins Wasser ziehe. Es schwimmt auf den Fendern und das obere Ende gibt Michaela an Rafa weiter, der im Bootsmannsstuhl von Pilar in den Mast gezogen wird, um es oben anzuschlagen. Währenddessen versuche ich, das Dingi im Wind zu halten, damit das Stag nicht verbiegt. Rafa und Michaela ziehen mich dann immer näher zum Schiff bis das ganze Stag oben montiert und das untere Ende wieder an Deck ist. Die Aktion dauert nur ca. 20 Minuten – ist aber spannend. Da wir alle vier gut zu tun hatten, gibt es davon leider kein Foto !
Abends kommt noch Marco um das Segel abzuholen für die entsprechende Änderung des Vorlieks, damit wir es in die Nut des neuen Vorstags einziehen können. Wir bekommen es am Donnerstag der nächsten Woche wieder.

Rafa checkt außerdem den Festsitz unserer Grosssegelmastschiene und erneuert einen kritisch aussehenden Spleiss in der Reffleine für das Grosssegel.



Zuallererst werden die Teile vom Dingi auf die Odin-X gehievt











Als nächstes prüfen Pilar und Rafa nochmals die Abmessungen












Eines der Vorstagteilstücke muss mit einem Edge-Grinder auf das richtige Maß gekürzt werden












Die Teilstücke werden zusammengesteckt und geschraubt










Hier montiert Rafa die Trommel, zuerst einmal probeweise, um die Gesamtlänge nochmals zu überprüfen















Unser neues Vorstag ist montiert! (Sieht aber ohne Segel noch ein bisschen nackt aus, aber trotzdem schön!)






Rafa und Sven ziehen unser neues Starkwindsegel ins Vorstag ein. 
Alles passt und sitzt wunderbar!!!





Rafa beim Spleißen unserer Endlos-Furling-Leine vom Großsegel

Am Donnerstagabend gibt es einen kurzen Schreck: ganz knapp zu uns fährt ein Katamaran. Der wird doch wohl nicht direkt neben uns, nur ein paar Meter entfernt, seinen Anker werfen wollen!!! Also schnell an Deck und Abwehrhaltung einnehmen, um sie ggfs wegzuschicken. Aber dann sehen wir: es sind unsere belgischen Freunde Lin und Paul auf ihrem Katamaran ELLA.. Sie wollten uns nur begrüßen und ankern dann ca 200Meter entfernt von uns. Später gibt es dann bei uns an Bord einen Welcome Drink. Abends gehen wir gemeinsam in die schöne Altstadt von Alcudia, wo wir es uns in einem italienischen Ristorante schmecken lassen. 

Am Montag 13.07. kommen dann Carl und Marcello, um die Software von unserem Kartenplotter „upzudaten“ und bringen den „motorman“ mit. Es ist Pete – ebenfalls ein Engländer, der früher einen Riggingbetrieb hatte und sich jetzt auf Motor und Antriebe sowie Gutachten spezialisiert hat. Wir hatten ihn schon vor 5 Jahren kennen gelernt, als er für uns einen alten Vorstagbeschlag gängig gemacht hat – als er noch Rigger war.
Es fällt uns ein Stein vom Herzen, als er nach einer kurzen Probefahrt den Fehler analysiert: die Ausrichtung von Motor zu Propellerwelle stimmte nicht – sowohl vertikal als auch horizontal. Und das schon lange ! Unsere neue, in Cartagena eingebaute Gummischeibe zwischen beiden Wellen war nun neu und härter und hat offenbar zu den Vibrationen geführt. Das konnte allerdings nur passieren, weil die 4 Motorlagerböcke schon teilweise gebrochen waren . In Folge ist auch noch eine solide Halterung für die Zusatz-Lichtmaschine gebrochen, sodass das ganze System sich aufgeschaukelt hat. Also: Motorlager bestellen und nächsten Montag montieren.

Ab heute (Montag) gilt hier auf den Balearen auch im Freien Maskenpflicht! Carl, Marcello und Pete kommen auch wirklich schon mit ihren Masken im Gesicht hier an Bord – aber als wir es ihnen frei stellen, sie zu tragen, sind die Masken ganz schnell weg. Kein Wunder, bei der hier herrschenden Hitze!

Bei einem unserer Ausflüge hier in der Bucht sieht man das ganze Ausmaß, das die Coronakrise hier nachhaltig angerichtet hat: nahezu leere Strandbars (falls überhaupt geöffnet) und viele zusammengeklappte Sonnenschirme und Stühle. Und so schnell wird sich die Tourismusbranche hier wohl nicht erholen, denn sobald in den ausländischen Medien über die neue Maskenpflicht berichtet wurde, stornierten angeblich 70% der „Neubucher“ ihren Urlaub auf den Balearen.



Mittlerweile haben wir durch Erzählungen und Fotos unsere Freunde auf der Damsis (Stephen, Suella und deren Sohn Iain) neugierig auf Alcudia gemacht und sie beschließen, dass sie – sobald es der Wind zulässt – hierher zu uns segeln. Wir waren ja noch gemeinsam in Santa Ponsa, aber als wir dann wegen der Verabredung mit Rafa (Rigger) aufbrechen mussten, blieben sie noch ein paar Tage dort. 
Und so dauert es nicht lange, und sie lassen ihren Anker in unserer Nähe (aber nicht zu dicht) fallen. Wir freuen uns, dass wir uns wiedersehen und verbringen die ein oder andere Stunde mit ihnen.
Unter anderem gehen wir am Sonntag, den 19.Juli, gemeinsam in die Altstadt. Heute ist Markttag, und wir sind neugierig, wie bzw ob er überhaupt stattfindet. Und ja, es gibt zwar weniger Verkaufsstände, aber es wird alles Mögliche angeboten (von Oliven über Wurst und Obst und Käse bis zu Unterwäsche, Sonnenbrillen und Kleider etc). Aufgrund der wenigen Besucher ist die Atmosphäre wesentlich angenehmer als bei unseren letzten Ausflügen (da war das immer ein Geschiebe und Gedränge).
Heute ist der letzte Tag, an dem man noch keine Strafe zahlen muss, wenn man seine Maske nicht oder nicht ordentlich trägt. Ab morgen sieht es dann anders aus: da werden dann 100 Euro fällig.




In der schönen Altstadt von Alcudia







20.07.:
Pete kommt mit schwerem Gepäck inclusive Hydraulikheber an Bord. Es ist kurzfristig spannend, weil am Motor ein Schraubenkopf schon abgebrochen war und ein Motorlagerbolzen im Gewindeeinsatz im GFK Boden so fest war, dass er drohte beim Lösen abzubrechen. Wenn das passiert, heißt es, Yacht in die Marina schleppen lassen, den ganzen Motor komplett ausbauen um den Bolzen auszubohren und ein neues Gewinde einzusetzen, weil es bei eingebauten Motor unzugänglich ist. Worst Case ! Ich will gar nicht darüber nachdenken, was das gekostet hätte und wie lange es gedauert hätte. Am Ende wurde dank WD40 (Antikorrosionsspray), Hammerschlägen und vorsichtigem Hin- und Herdrehen der Bolzen doch heil herausgedreht. Die übrigen Lager konnten problemlos getauscht werden. Nun noch die Halterung für die Lichtmaschine zum Schweißer und am Dienstag kann endlich alles ausgerichtet und fertig montiert werden. Der Antrieb läuft super ruhig, und wir sind wieder „back in the game“ ! 


Pete bei der Arbeit








Die gebrochene Halterung der Lichtmaschine







Eine der alten gebrochenen Motorlager. Unglaublich, dass solche Teile überhaupt brechen können! Sie sehen eigentlich nicht nach Verschleißteil aus. (3mm dicker Stahl)










Und so sehen die neuen jetzt aus. Macht ein gutes sicheres Gefühl








Heute Morgen sind die DAMSIS und die ELLA gemeinsam mit Ziel Menorca ausgelaufen. Eigentlich wollten sie mit uns gemeinsam los, aber so wie die Wettervorhersage vermuten lässt, ist heute der letzte Tag für mindestens eine Woche, an dem der Wind aus der richtigen Richtung kommen soll.
Und wir mussten ja heute nicht nur auf Pete warten, sondern werden noch ein paar Tage hier ausharren.
Denn am Freitag wird Vici hierher zu uns kommen. Wir haben sie nun schon ein halbes Jahr nicht mehr gesehen, und freuen uns sehr auf sie! Diesmal wird sie eine Zeit lang mit uns segeln – also nicht nur bis Menorca (wie im letzten Sommer) sondern bis nach Sardinien. Wir wollen nämlich endlich hier weg und über Menorca nach Italien segeln. Weg wollen wir nicht nur wegen der jetzt auch im Freien gültigen Maskenpflicht (bei nahezu 40Grad im Schatten wirklich eine Herausforderung), sondern weil man in Spanien schon wieder über neue „Lockdowns“ redet und wir jetzt wirklich schon lange genug in Spanien sind. Obwohl es uns gut gefällt, reicht es uns jetzt… und wir freuen uns schon auf Italien!

Ein alter Bekannter von uns (vom letzten Sommer) oder zumindest eines seiner Familienmitglieder freut sich über den schönen Platz auf unserem Dingi































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