Wiedersehen mit und in Arbatax
30.08. (Sven)
Villasimius - Porto Corallo - Foxi Manna - Arbatax
19.08.: Nach einigen Tagen in der Bucht von Villasimius im Süden Sardiniens ist es nun Zeit Richtung Arbatax zu segeln, hoch an der Ostseite der Insel. Ein schöner Segeltag führt uns 20 nm weiter nach Porto Corallo, wo wir am frühen Nachmittag den Anker fallen lassen. Der Wind kommt zwar zunächst mal wieder aus Zielrichtung, da wir aber keine lange Strecke vor uns haben, kreuzen wir einen Schlag, ca. 1 Stunde nach Osten, und können dann nach der Wende direkt auf Porto Corallo halten.
Dort entschließen wir uns, abends nicht an Land zu gehen. Suella, Stephen und Iain fahren aber mit Lin und Paul in deren Dinghy in ein Ristorante zum Abendessen, nachdem sie uns nachgesegelt sind.
Wir sind nun ein kleiner Konvoi von 2 Katamaranen und einem Monohull (Einrumpfboot).

Unser Weg und unser Ankerplatz südlich der Hafeneinfahrt von Porto Corallo
ELLA und DAMSIS
Am nächsten Tag reinige ich mal wieder den Wasserpass von Bewuchs und Michaela nutzt die Zeit, unseren Geräteträger am Heck zu polieren. Es ist unglaublich, wie schnell sich in der Luft (auch ohne Niederschlag) ein Schmierfilm auf allen Flächen absetzt, der den Saharastaub beinhaltet. Zusammen mit der salzhaltigen Luft bildet sich auch auf guten Edelstahllegierungen schnell Flugrost…
Inzwischen hat der Wind von Nord auf Nord-Ost gedreht und wir können weitere 13 Meilen nach Norden segeln, natürlich zusammen mit den anderen beiden Schiffen. Die Katamarane setzen ihre Leichtwindsegel, wir bleiben bei den Standardsegeln, weil unser Gennaker einfach aufgrund der Größe aufwändig zu setzen ist und sich das für die kurzen Strecken einfach nicht lohnt. Trotzdem fällt die Ella zurück und die Damsis bleibt mit uns auf gleicher Höhe. (Nur mal zum besseren Verständnis zum Handling: unser Gennaker hat eine Fläche von 230qm, der von Ella 86qm und der von Damsis nicht mal 50qm. Verstaut in ihren Säcken sieht das größen- und gewichtsmäßig folgendermaßen aus: wir haben ein Ölfass, während Stephen gefühltermaßen einen größeren Schlafsack mit einer Hand aus der Backskiste holen kann.)
Wir ankern vor Foxi Manna und haben einen schönen lustigen BBQ-Abend an Bord Ella. Paul wirft den Grill an und jeder bringt mit, was er hat und essen und trinken möchte.
Wunderschönes Segeln entlang der Ostküste Sardiniens
Unser Weg von Porto Corallo nach Foxi Manna und unser heutiger Ankerplatz
Lin und Paul von ELLA sind immer sehr nett, gastfreundlich, hilfsbereit....
Und stellen oft ihren Katamaran (und sich selbst) für Zusammenkünfte und gemeinsame Essen zur Verfügung.
Am 21.8. machen wir den letzten Step nach Arbatax. Wir hoffen auf den gleichen, leichten Wind für die 17 nm – aber es ist so gut wie kein Wind. Also werfen wir um 13:00 den Motor an und kommen um 15:00 in der Bucht von Arbatax an.
Wir nähern uns Arbatax und sehen schon die roten Felsen, für die Arbatax bekannt ist.
Ankern vor der Hafeneinfahrt von Arbatax
Dinghy runtergelassen und einen ersten Besuch bei unseren Freunden auf der Werft gemacht, um sie zu begrüßen. Leider ein „Schneidergang“. Sie haben die Werft eine Woche zu „Ferragosto“ geschlossen und kommen erst Montag wieder. (Unsere Schuld, wir wollten sie überraschen und hatten uns nicht angemeldet.)
Also schnell etwas eingekauft und einen Friseurtermin für morgen gebucht.
In der Bucht lagen bei unserer Ankunft schon einige andere Boote, die wir aus Cartagena kennen: Jori von John und Teri, Beate und Bernhard mit Alamea, Capricciosa von Debra und Trevor, sowie free spirit von Sarah und Peter. Nun haben wir einen „Konvoi“ von 7 Booten! Im Laufe der Tage gibt es BBQ auf der free spirit, gemeinsames Pizzabacken auf der Ella… Wir haben einmal Trevor an Bord und an einem Tag John und Teri auf ein paar Drinks zu uns gebeten – uns allerdings bei den „Massenveranstaltungen“ zurückgehalten.
Lediglich am Samstagvormittag gehen wir gemeinsam mit allen 5 von ELLA und DAMSIS los, zeigen ihnen, wo die Geschäfte sind, die Apotheke, der Ship Chandler… und haben dann anschließend gemeinsam ein Bier in der Marina Bar. Aber dann zieht es uns auf die Odin-X und in die Zweisamkeit!
Am Abend kommt dann ein Franzose, der mal wieder den Anker 20m neben uns wirft – wie wir das hassen! Also ankern wir um und liegen nun ca. 500m weit von dem Feld der Anderen entfernt.
Am nächsten Morgen (Sonntag) glauben wir gegen 10:00 unseren Augen nicht zu trauen: ein Boot nach dem anderen von unseren Freunden kommt direkt zu uns gefahren und alle werfen den Anker, wie sie es gewohnt sind, neben uns und Alamea (Beate und Bernhard, die auch soweit nördlich liegen, und immer – wie wir – auf Abstand gehen). Es stellt sich heraus, dass die Küstenwache sie von ihrem alten Ankerplatz weggeschickt hatte. Es waren einfach zu viele Boote zu dicht am Strand. Es ist eigentlich allen bekannt, dass man in Italien mindestens 300m Abstand von Sandbadestränden halten muss. Wird aber von unseren englischen und amerikanischen Freunden aus Cartagena gern ignoriert. Es konnte uns bislang keiner von ihnen nachvollziehbar erklären, warum es sie so zum Strand zieht - zumal sie weder zum Einkaufen noch zum Baden an den Strand fahren. Da riskieren sie lieber eine Strafe zu zahlen, als den vorgeschriebenen Abstand zu halten.
Ab Montag lichten sich dann die Reihen… Die ersten fahren ab… Abends sind wir auf der DAMSIS und unterhalten uns einmal mehr über das dicht ankern etc und warum wir uns von den „Gruppenevents“ fernhalten.
Am Mittwoch verlassen uns dann auch Suella, Stephen und Iain und segeln Richtung Norden, und wir genießen in den folgenden Tagen diverse Treffen mit Massimo und seinen Werftleuten, den Brüdern Uselli in deren Ristorante, fahren mit dem Dinghy zu einer Strandbar und so weiter.
Mit Massimo und Mauro in der Marina Bar
Massimo leiht uns (total selbstverständlich für ihn) sein neues Auto, das er erst seit 20 Tagen hat, und wir können entsprechend Einkäufe erledigen und unsere Pakete von der Werft abholen.
Im Dinghy wird's dann allerdings am Rückweg zur Odin-X sehr eng...
Die gesamte Ausbeute gut an Bord gebracht und im Cockpit zwischengelagert.
Der Dinghy-Ausflug zur Oyster-Bar der Cooperativa Pescatori Tortoli wird mit frischem Fisch und sardischem Wein belohnt!
Blick von der Odin-X Richtung Nordwesten bis Nordosten
Und nun ein paar Worte zu dem „Konvoisegeln“ mit Freunden:
Gern treffen wir unterwegs Freunde und haben einen netten gemeinsamen Abend zusammen. Vielleicht machen wir auch zusammen eine längere Überfahrt mit Funkkontakt oder segeln einen Zeitabschnitt zusammen an der Küste entlang.
Als es aber soweit war, dass man sich selbst zum Einkaufen regelmäßig verabreden musste, die abendlichen Treffen mindestens jeden zweiten Tag stattfanden und die Segelabschnitte auch mit gemeinsamer Abfahrtzeit gestartet wurden, war es für uns einfach zuviel! Da wir ohnehin noch unsere Freunde in Sardinien treffen wollen, auf einige Postpakete warten, uns proviantieren und in den Baumarkt wollen – warten wir hier solange vor Anker bis die übrigen die Geduld verlieren und nach und nach Richtung Norden und Süden weitersegeln.
(Anmerkung Michaela: wir haben auch diverse Gespräche geführt, um unsere „Mitsegler“ nicht vor den Kopf zu stoßen. Wie Sven schon geschrieben hat, freuen wir uns ja auf diese Wiedersehen, aber wir genießen es halt auch, mal alleine zu sein. Und da wir trotzdem – seit deren Abfahrten – mit ihnen allen in Kontakt sind, gehen wir davon aus, dass sie uns verstanden haben.)
Nun liegen wir hier seit vorgestern (28.8.) alleine in der Bucht (mit 1-2 fremden Yachten) und erwarten in der kommenden Woche - nach Durchzug eines Schlechtwettergebietes - Massimo mit Familie zum Abendessen auf ODIN-X. Danach werden wir noch ein paar Tage, je nach Wind, nach Süden oder Norden hoch- und runtersegeln, bis es Zeit ist nach Sizilien aufzubrechen.
Laut Wetterbericht soll in den nächsten Stunden eine Regenfront über uns hinwegziehen. Wir sind gewappnet! Haben wir doch heute Morgen unsere extra für Regen gefertigten Bimini-Seitenteile installiert.
Technik:
Zunächst muss ich ein wichtiges Kapitel ergänzen, welches wir im vorletzten Blog vergessen haben zu erzählen - trotz seiner Bedeutung. Im Golfo di Palmas wollten wir am 4.August (nach dem im Blog erwähnten Rückeinbau der Johnson-Frischwasserpumpe) den Generator anwerfen, um Wasser zu machen. Nach einer Minute ging der Generator wieder aus. Zweimal erneut gestartet, nach 20 Sekunden Laufzeit jedesmal wieder aus. Leichte Panik macht sich breit. Ohne Generator kein Wassermacher, keine Waschmaschine und Batterien nachladen nur noch per Maschine. Also unseren Motorspezialisten von Mallorca einen whats app Film mit dem Fehlerverhalten auf dem Schaltpanel geschickt. Während wir auf seinen Rückruf warten, habe ich die Idee mal den Kühlwasserfluß zu prüfen – und wirklich: die paar Sekunden, die er läuft, kommt kein Kühlwasser aus dem Auspuff. Pete bestätigt später , dass der Generator einen internen Sensor hat, der den Generator ausschaltet, wenn kein Kühlwasser fließt, um ihn vor Überhitzung zu schützen.
Als erstes springe ich mit Taucherbrille ins Wasser und prüfe, ob der Borddurchlass frei ist. Nichts hindert das Wasser daran, angesaugt zu werden. Also prüfe ich als nächstes das Ventil und den Wasserfilter. Auch nichts festzustellen. Also bleibt nun als Ursache nur noch der Impeller.
Als wir Damsis von unserem Problem erzählen und dass wir leider keinen Ersatzimpeller für die Wasserpumpe an Bord haben, können sie uns mit einem gebrauchten genau des gleichen Typs aushelfen. Was für ein glücklicher Zufall. Also steigen Vici und ich ins Dinghy und fahren trotz des recht heftigen Windes und der Wellen zur DAMSIS, um das Teil zu holen.
Also – Achterkabine ausräumen, Generator freilegen und die Schallschutzhaube herauszelebrieren. Ein Geduldsspiel. Insgesamt dauert es 2,5 Stunden bis der Impeller getauscht ist. Test: Alles läuft wieder ! Nun alles wieder zubauen und einräumen und einen Prosecco auf die erfolgreiche Reparatur ! Nun hoffen wir, dass der gebrauchte Impeller bis zum nächsten Service in Licata durchhält, weil einer der Flügel auch schon einen kleinen Riss aufweist…
Hier der kaputte Impeller und Sven beim Austausch
Während der Tage hier habe ich einen kleinen Druckbehälter in unserem Wassersystem ergänzt. Dieser ist zwar nur mit 0,65 Liter Volumen sehr klein, aber ich bekomme ihn neben der Pumpe in der flachen Bilge untergebracht. Der Wasserfluss ist gleichmäßiger und die Pumpe soll so länger halten. Wir sind gespannt.
Der neu installierte Druckbehälter rechts oberhalb der Frischwasserdruckpumpe.
Weiters habe ich die beiden Blöcke, an denen das Dinghy hängt, gegen größere ausgetauscht, damit uns kein Schäkel mehr bricht.
Wenn nächste Woche noch ein bestelltes Montageteil kommt, kann ich die beiden Schlitten auf den Genuaschienen austauschen, sodass die hinteren, unteren „Holepunkte“ für die beiden Vorsegel auf der Schiene immer richtig positioniert sind.
Gedanken zum Revierwechsel:
Falls es den ein oder anderen wundert, dass wir noch immer im Mittelmeer sind und keine Anstalten zeigen, über den Atlantik zu segeln:
Wir haben immer gesagt, dass wir keine „Weltumsegler“ sondern Langfahrtsegler oder „Blauwassersegler“ und „liveaboards“ sein wollen. Wenn es sich ergibt, dass wir tatsächlich eines Tages rundum kommen – sei’s drum.
Corona hat nun vielen ohnehin auf unbestimmte Zeit einen Strich durch alle Rechnungen gemacht. Wir wollten so lange im Mittelmeer bleiben, wie es uns gefällt, weil es nicht wahrscheinlich ist, dass wir so bald zurückkehren, wenn der Atlantik erst mal überquert ist.
Inzwischen sehen wir die Karibik eher kritisch, nach dem was wir hören und lesen. Die Piraten und Gelegenheitsdiebe werden mehr und agressiver. Boatboys, die vor 4-5 Jahren noch mit 5 USD zufrieden waren, um auf unser Dinghy „aufzupassen“, wollen nun 40 bis 60 USD, wenn wir nachts keinen Besuch bekommen wollen.
Versorgung ist nicht vergleichbar mit dem Mittelmeer – das wussten wir ja schon von unseren 2 Charterurlauben dort. Insgesamt ist das Leben dort aber angesichts hoher Preise für Lebensmittel und Restaurants/Bars sowie doppelt so hoher Versicherungsprämien für unser Schiff schwierig mit unserem Budget abzudecken. Also erstmal keine Eile – jetzt schauen wir uns im Winter Sizilien an und nächste Saison wahrscheinlich Griechenland …
Bis zum nächsten Mal!
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