Sardinien-Sizilien

 18.09. (Michaela)

Arbatax/Sardinien - Isla di Marettimo - Mazara del Vallo/Sizilien - Sciacca - Porto Empedocle - Licata

 

Wir sind seit ein paar Tagen in Licata / Sizilien, wo wir den kommenden Winter verbringen werden. Bislang gefällt es uns hier sehr gut!


Aber nun mal langsam und schön der Reihe nach:

 

02.09.: Wie schon geschrieben verbringen wir die letztenTage, die wir in Arbatax / Sardinien sind, unter anderem mit Treffen mit Freunden.

 

Ein finnisches Paar (Pekka und Tuula), die wir aus Cartagena kennen, liegen jetzt mit ihrer „Relax“ quasi neben uns (ca 250m entfernt) vor Anker, und sie kommen mit ihrem Dinghy bei uns vorbeigefahren. So wie wir wollen auch sie in den nächsten Tagen nach Sizilien segeln und prüfen immer wieder den Wetterbericht. Es sieht so aus, als sollten wir am Freitag ein gutes Wetter- / Wind-  und Wellenfenster haben. Wir werden das noch genauer beobachten und mit ihnen diskutieren und laden sie für morgen Nachmittag zu einem „Wiedersehens-Drink“ zu uns an Bord ein. 

 

Zuerst aber haben wir für heute Abend Massimo mit seiner Frau und seiner Tochter zum Essen eingeladen. Wir holen sie mit dem Dinghy in der Marina ab, haben dort noch einen Aperitif und dann geht’s zu uns an Bord. Es gibt Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, und Gott sei Dank schmeckt es ihnen sehr gut. Da alle 3 nur italienisch sprechen (und sardisch), ist der Abend für uns eine gute Trainingseinheit für die kommenden Wochen / Monate.

Gegen Mitternacht gibt es eine ziemlich emotionale Verabschiedung, aber wir versprechen ohnehin sie wiederzusehen, wann immer wir wieder in die Gegend kommen.



 

Marina, Mia und Massimo bei uns an Bord






Eigentlich wollten wir Massimo und seine Familie schon gestern Abend bei uns zum Essen haben, aber dann zog ein Gewitter auf...



03.09.: Morgens treffen wir die Entscheidung, dass wir morgen (Freitag) Richtung Sizilien aufbrechen werden. Und zwar gleich von hier aus, und nicht, wie wir zuerst geplant hatten, die Küste Richtung Süden zu segeln und dann erst von Villasimius (der Südostecke Serdiniens) zu starten. Die Wetterbedinungen sehen explizit für Freitag und Samstag gut aus, danach müssten wir wieder mindestens eine Woche warten. Von Arbatax zur Isla di Marettimo im Westen Siziliens sind es ca. 165 Meilen (also ca. 300km)., nur 20Meilen weiter als wenn wir von Villasimius aus segeln würden.

Nachmittags kommen Pekka und Tuula, die ebenfalls morgen Früh los wollen.

Der kurze Drink dehnt sich, wir haben uns ja alle viel zu erzählen, aber abends „werfen“ wir sie dann nahezu über Bord, denn wir wollen ausgeschlafen den morgigen Tag beginnen.

 

04.09.: Während ich nochmals die Wettervorhersage überprüfe und Sven schon mal Vorbereitungen zum Losfahren trifft, besucht uns ein Delphin! Wir sehen das als gutes Omen und freuen uns auf eine schöne Überfahrt.

Um 8Uhr gehen wir Anker auf und ziehen die Segel hoch und los geht’s in Richtung Südosten. Relax ist schon um 7Uhr los, aber wir können sie bald am Horizont ausmachen, kommen ihr immer näher und abends holen wir sie dann ein. Alle 2 Stunden haben wir Funkkontakt mit den beiden Finnen und so segeln wir in den Abend hinein. Die Nacht über gibt es dann sehr wenig Wind, also rollen wir unsere Segel ein und starten den Motor. Relax tut es uns gleich. Morgens gegen 7 frischt der Wind wieder auf und wir lassen wieder unsere Segel raus. Wie schön!

Zur guten Seemannschaft gehört u.a. auch, dass man auch während man unterwegs den Motor laufen hat immer wieder checkt, ob alles in Ordnung ist. Und so kann sich Sven um 03:30 morgens davon überzeugen, dass alles bestens ist.

Wie gesagt, um 07:00Uhr werden wieder die Segel gesetzt und der Motor ausgeschaltet. Sven spürt ein kurzes Hakeln, wie er den Schalthebel in den Rückwärtsgang stellt (macht man, um den Propellerblätter einzufalten und damit die Welle nicht ständig mitdreht) und hat dann Probleme, wieder in den Leerlauf zu gehen. Aber dann klappte es, alles ist fein soweit (und ich muss gestehen, dass ich meinem lieben Sven schlicht und einfach einen Anwenderfehler unterstellt habe…).

Ca. 6 Meilen vor der Isla die Marettimo dreht der Wind, sodass wir uns entschließen, die Segel wieder einzurollen und die letzte Stunde unter Motor Richtung Ankerplatz zu fahren.

Wir ankern südlich der Hafeneinfahrt, machen unseren Logbuch-Eintrag und genießen einen Anlegedrink. 

Danach wird wieder der Motor gecheckt – Und O Gott, zu unserem Schreck, haben wir Salzwasser in der Motorbilge. Nicht schon wieder! Vor 2 Jahren, als wir hier waren, hatten wir plötzlich auch Salzwasser unter dem Motor und das hatte uns damals veranlasst, wieder nach Sardinien zurückzukehren. Damals war es der Auspufftopf, der ersetzt werden musste….

Sven findet sehr zügig das Problem: unsere Stopfbuchse tropft. (Die Stopfbuchse ist ein recht komplexes Gummiteil, das die Stelle abdichtet, an der die Propellerwelle von außen durch den Rumpf in das Boot zum Getriebe geführt wird.) Nicht schön! Das Wasser läuft zwar nicht herein, aber es tropft vor sich hin und man weiß ja nie, wann es schlimmer wird. Wir fetten die Buchse, was nicht ganz so einfach ist. Zuerst füllen wir Marinefett in einen Strohhalm und dann applizieren wir mit vereinten Kräften das Fett. (Während ich die Stopfbuchse drücke, damit ein Spalt für den Strohhalm entsteht – dabei läuft Meerwasser rein – „injiziert“ Sven das Fett.)


Nicht einfach, das Fett in den Strohhalm zu füllen...

 

 

Beim Trocknen der Motorbilge finde ich unter dem Motor eine relativ große Schraube. Eine identische hatten wir bereits vor einiger Zeit gefunden und gedacht, dass Pete sie beim Einbau der Motorlager in Alcudia versehentlich fallen gelassen und einfach durch eine neue ersetzt hatte. Aber nun eine zweite Schraube zu finden, macht uns stutzig und wir schicken Pete ein Foto. Er erkennt, dass es sich um 2 Yanmar-Schrauben handelt, die irgendwo am Motor fehlen müssen.

Und dann kommt die Ernüchterung: auf der hinteren rechten Seite (also Steuerbord achtern) fehlen beide Schrauben für die Motoraufhängung. Pete hatte diese vergessen festzuziehen und während der Motorfahrt haben sie sich dann gelöst und sind runtergefallen. Der Motor hängt jetzt also nur noch auf 3 Seiten, auf der einen Seite ist er bereits um ca 4mm abgesackt. Das wiederum führt dazu, dass die Propellerwelle schief belastet wird und die Stopfbuchse leckt. So können und dürfen wir unser Schiff nicht mehr bewegen, um weitere teure Schäden zu verhindern.

Und nun? Spontan fällt mir nur ein: ab in den kleinen Hafen und bei den Fischern nachfragen, ob es irgendwo einen Mechaniker gibt, oder einen Mechaniker mit der Fähre aus Sizilien anreisen lassen. Wir sind ja hier, an der Isla di Marettimo, quasi „in the middle of nowhere“. 

Als nächste Überlegung fällt uns unser Wagenheber, den wir an Bord haben, ein. Vielleicht können wir ja damit den Motor anheben, sodass wir die Schrauben wieder fixiert bekommen. Aber der Platz ist zu beengt… und während Sven noch weitere Versuche damit unternimmt, meldet sich telefonisch unser Freund Bernhard, den wir die Misere mitgeteilt haben. Er ist sehr erfahren und versiert und gibt uns den letztendlich entscheidenden Tipp: Statt den Motor anzuheben senken wir ihn mithilfe der neu eingebauten Motorlager ab.

Und yeah!!! Mit viel Schweiß, Kraft, Geschick, den entsprechenden Werkzeugen und dem Zusammenspiel von uns beiden schafft es Sven tatsächlich, zumindest eine der beiden Schrauben wieder einzusetzen! Wir sind gerettet!!!! Unser Motor ist wieder gerade und unsere Stopfbuchse leckt nicht mehr!!!!

Das ganze Problem hat uns zwei Tage lang beschäftigt – aber was sind schon 2 Tage! Hauptsache, wir haben es gelöst!


Bilder von der schönen Überfahrt:



Zwischendurch gibt's an Bord Saltimbocca

Und so sieht unser Cockpit nachts während der Überfahrt aus



Die Isla di Marettimo:







Blick von unserem Ankerplatz Richtung Norden:



Nun ist es Zeit, auch mal das einzige Dorf auf der Insel zu besuchen und uns mit einem schönen Mittagessen zu verwöhnen.  

Wie es scheint, haben wir die richtige Wahl getroffen, denn das Ristorante ist nicht nur gut gelegen, die Besitzer sehr freundlich und das Essen gut – nein, es ist auch die Anlaufstelle für die Carabinieri und die Guardia Costiera. 



Die Wand der einzigen Kirche des Dorfes:
  







 

Wir essen Busiate, eine Pasta-Art, die eigentlich aus Trapani im Westen Siziliens stammt und die heutzutage typisch für Sizilien ist.













08.09.: Wir entschließen uns, grobe Richtung Licata aufzubrechen. Nach ein paar Stunden wunderschönen Segelns bleibt der Wind aus und wir entscheiden uns, die heutige Nacht in Mazara del Vallo zu verbringen. 

Und auch abends ist noch immer kein Salzwasser in der Motorbilge! Die Maßnahmen scheinen nachhaltig geholfen zu haben!

Wäre die Stopfbuchse beschädigt, hätte das bedeutet: Schiff auskranen, neue Buchse monieren und wieder einkranen – ca. 1500,-€.


 

09.09.: Heute geht’s weiter nach Sciacca. Nach wie vor kein Tropfen Wasser und die Schraube sitzt auch noch immer fest!





10.09.: Heute segeln wir von Sciacca nach Punta Grande, westlich Porto Empedocle. Von hier aus sind es jetzt nur noch ca. 26 Meilen nach Licata….




 









Wir hatten uns schon vor ein paar Tagen mit der Marina del Sole in Licata in Verbindung gesetzt, um sie wissen zu lassen, dass wir Ende der Woche eintreffen werden, und um zu fragen, ob der uns zugedachte Platz schon frei ist und ob wir irgendwelche Formalitäten wegen Covid 19 zu beachten haben.

Und auf unsere beiden Fragen gab es ein „Ja“. Schön, dass unser Winterliegeplatz jetzt schon für uns frei ist. Und wegen Covid 19 müssen wir eine sogenannte „Health Declaration“ ausfüllen – woher wir kommen, mit welchen Zwischenstopps, ob wir auch immer brav Fieber messen, Hände waschen etc. – und dann an insgesamt 3 Adressen mailen, noch bevor wir in die Marina kommen. Also eigentlich recht unproblematisch.

 

11.09.: Kurz nach Mittag kommen wir in Licata in der Marina del Sole an. Wir haben einen schönen Liegeplatz, die Marina-Angestellten sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Marina selbst sieht sehr schön aus, wir haben nette Nachbarn….

Gleich abends gibt es in der Marina Bar „Happy Hour“ für die Segler und so lernen wir die ersten „Mit-Überwinterer“ der Seglercommunity kennen.



Einfahrt in die Marina di Cala del Sole....


... und der erste Blick auf Licata



Gleich abends gibt es in der Marina Bar „Happy Hour“ für die Segler und so lernen wir die ersten „Mit-Überwinterer“ der Seglercommunity kennen.


12.09. Wir beginnen wieder mit unserem „Laufprogramm“ – also morgens raus und die Stadt beim Joggen erkunden. Der erste Eindruck ist durchaus positiv: die Leute sind freundlich, die Stadt selbst hat einen morbiden Charme, aber nicht unschön.

Abends treffen wir uns mit Freunden aus Cartagena-Zeiten (Debra und Trevor / Cappriciosa und Teri und John / Jori) die schon seit ein paar Tagen hier sind und verbringen einen lustigen Abend in einem einfachen, aber sehr netten Ristorante.


 

17.09.: Jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken: wir durchkreuzen auf unseren morgendlichen Läufen die Stadt und lernen sie besser kennen.

Unser Sportprogramm ist seit Montag auch wieder auf Cartagena-Status: sprich zuerst „Chloe Ting“ am Pontoon vor unserem Schiff und anschließend zwischen 45 und 60Minuten Laufen. Das sollte uns gut fit halten….

Peu à peu machen wir unsere Odin-X (und alles, was dazu gehört) fertig zum Überwintern. Die Leinen werden zum Waschen gegeben, das „kleinere“ Segel wird rausgezogen und weggepackt, die Filter des Wassermachers werden gewechselt, der Außenbordmotor bekommt einen Service und einen Ölwechsel… Und es gibt noch Einiges zu tun!

 

 

Beim Segeln haben wir ja zwischen den eigentlichen Segelmanövern recht viel Zeit, uns Gedanken über dies und das zu machen. 

Und wie wir so die letzten Tage unterwegs waren von der Isla di Marettimo nach Licata, haben wir uns überlegt, welchen Eindruck Ihr von unserem Leben hier an Bord habt, wenn wir immer wieder mal über notwendige Reparaturen oder nicht so schöne Erlebnisse berichten. 

Wahrscheinlich denkt dann der ein oder andere: O Gott, immer etwas kaputt, immer etwas zu reparieren… Wären sie doch nur in ihrer ruhigen schönen Umgebung in Deutschland geblieben…

Tatsächlich aber sind die Tage oder Stunden, an denen es mal nicht soooo schön ist, nur wenige. Meist ist alles mehr als positiv und wir haben es noch nie bereut, die Leinen losgeworfen zu haben!!!

Wenn wir es überschlagen, kommen wir nicht mal auf 5%, also nicht mal auf ca. 18 Tage im Jahr, an denen entweder ein Problem hier auf dem Schiff auftritt oder das Wetter entsprechend oberätzend ist. 

Aber es ist wie mit den Nachrichten: Schlagzeilen werden meist mit negativen Meldungen gemacht. Das Positive wird nicht erwähnt und ruft weniger Interesse hervor. Und so schreiben auch wir über Dinge, die uns bewegen – und wollen Euch nicht langweilen mit der Beschreibung der vielen schönen Stunden, die wir erleben.

 

 

Hier die ersten Eindrücke von Licata:






Blick von der Marina-Bar Richtung Odin-X:







 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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