09.10. (Michaela)
Die letzten 3 Wochen sind wie im Flug vergangen – und wir haben ein einigermaßen schlechtes Gewissen, so lange nichts von uns geschrieben zu haben.
Die Marina füllt sich langsam aber sicher - peu à peu kommen die „Überwinterer“ und beziehen ihre Plätze (mittlerweile gibt es nicht mehr allzuviele freie). Unser Pontoon mit seinen 50 Booten ist sehr international: mit uns gibt es hier derzeit nun Deutsche, Österreicher, Engländer, Italiener, Schweizer, Spanier, USA, Russen, Franzosen, Finnen, Schweden, Brasilianer, Mexikaner, Australier. In der Marina (und auch unter unseren Freunden) gibt es dann außer den genannten Nationalitäten noch Belgier, Südafrikaner, Neuseeländer (und wahrscheinlich noch ein paar, die wir bislang noch nicht kennengelernt haben).
Im Gegensatz zu Cartagena ist die Gruppe der Franzosen recht groß, und da die meisten davon sich nur französisch unterhalten können und unter sich bleiben wollen, hat diese Gruppe sogar einen eigenen Termin für ihr sonntägliches BBQ. Wir finden das schade, aber sogar hier auf unserem Pontoon in direkter Nachbarschaft müssen wir feststellen, dass eine Kommunikation über „Bonjour“ nicht hinausgeht. Rühmliche Ausnahme ist unser Freund Bruno, der schon in Cartagena quasi gegenüber von uns lag. Er nimmt absichtlich all die internationalen Termine war, denn seine Meinung ist, wenn er nur unter seinen Landsmännern hätte bleiben wollen, hätte er dieses Leben nicht gewählt und Frankreich nicht verlassen.
Hier ist wirklich viel geboten. Stand heute:
Dienstags und freitags gibt es Happy Hour – dienstags in einer Bar in der Stadt (das Essen wird dann von der daneben liegenden Pizzeria serviert), freitags in der Marina Bar (mit Trinken und Essen). „Tapas“ gibt es in beiden Fällen immer zu den Getränken gratis dazu.
Sven mittags in der Blue Sky Bar mit den erwähnten Tapas, die täglich wechseln. (Mozzarella, Oliven, Salami, Speck, kleine Pizza, Tomaten...).
Bei der Happy Hour sind es aber meist warme Tapas, die gereicht werden.
Sonntags BBQ (jeder bringt sein Essen und Trinken und zusätzlich eine Beilage zum Teilen).
An Sportprogramm wird angeboten: Circle Training, Yoga und demnächst Pilates.
Ab voraussichtlich Anfang November werden Italienisch-Stunden am Programm stehen.
Am kommenden Wochenende hat man die Möglichkeit, an einer Führung zum über Licata thronenden Castel Sant’ Angelo mit Degustation von lokalen Spezialitäten teilzunehmen.
Und zusätzlich gibt es dann hin und wieder selbst organisierte Ausflüge.
Da muss man schon ganz genau wählen, wo man dabei sein will, damit auch noch Zeit für uns selbst und unser Schiff bleibt.
Grillabend auf der ELLA. von Lin und Paul gemeinsam mit Kristina und Niklaas von der Lady. Es gab hervorragendes Tagliata di Manzo!
Hier die Bilder eines ausgedehnten (nahezu 10km) Spaziergangs, der uns eine ganz andere Seite und auch Sicht auf Licata und Umgebung gezeigt hat:
Und sonst so?
Wir haben die Ankerkette komplett gewaschen und mit WD40 eingesprüht, damit sie den Winter gut übersteht. Denn obwohl wir die Kette und den Anker jedesmal beim Hochholen mit Süßwasser spülen, gab es doch einige Korrosionsflecken, und denen wollten wir so schnell wie möglich zu Leibe rücken.
Das hintere Teilstück unseres dreiteiligen Biminis wies bei den Durchgängen zu den Achterstagen kleine Einrisse auf, die wir repariert haben wollten.
Matthew, der „Marina-Mechaniker“, stellte den Kontakt zu einem Segelmacher aus Ragusa her, dessen Frau Laura derartige Näharbeiten übernimmt. So kam Laura eines Tages mit Matthew vorbei, die Arbeiten wurden besprochen und mit der dringlichen Bitte (oder war es schon mehr ein Auftrag?), das Teil allerspätestens eine Woche später wieder zurück an Bord zu bringen, durfte unser Biminiteil seine (wie sich später herausstellte im wahrsten Sinne des Wortes) große Reise antreten. Als sich nach 5 Tagen zeigte, dass eine persönliche Rückübergabe erst frühestens eine weitere Woche später möglich sein würde, waren wir nicht gerade erfreut. Als uns aber dann versichert wurde, dass eine Sendung mit GLS innerhalb von 2 Tagen hier in der Marina eintreffen würde, entschlossen wir uns, diesen Weg zu wählen. (Wir haben uns mittlerweile so an unser Bimini gewöhnt, dass wir nicht noch weitere Tage in der direkten Sonne im Cockpit sitzen wollten.)
Aber wie es so ist: zuerst war das Paket nicht mehr auffindbar, dann wurde rausgefunden, dass GLS einen falschen Empfänger verwendet hatte, das Paket durch Italien tourte (Rimini und Parma standen auf dem Programm), letztendlich doch zurück nach Sizilien kam… Nach weiteren über 24 Stunden konnten wir uns dann endlich überzeugen, dass es sich wirklich um unser Paket handelte und so können wir jetzt wieder den Schatten im Cockpit genießen.
(Wir lernen daraus, nie nie wieder etwas zu verschicken, das quasi nicht mehr zu ersetzen ist. Hätte es sich einfach um ein reines „Kaufteil“ gehandelt, wäre das alles ärgerlich gewesen aber ohne große Probleme ersetzbar. Aber da das Teil zu unserem komplexen extra geschneiderten Bimini gehört, wäre eine Nachbeschaffung hier unmöglich gewesen.)
Das wiedermontierte Bimini. Es ging um den markierten Teil.
Aufgrund einer im äußersten Hafenbecken liegenden Fischfarm ist das Wasser hier sehr nährstoffhaltig und daher der Unterwasserbewuchs an den Booten unglaublich! Sven konnte sich selbst davon überzeugen, als er tauchenderweise unsere Anoden gewechselt hat. (Übrigens gar nicht so einfach: die Wellenanode besteht aus 2 Teilen, die um die Propellerwelle gelegt und dann mit 4 Schrauben fixiert werden. Ganz schön diffizil, mit einer Hand alles festzuhalten und mit der anderen mit Hilfe eines Imbusschlüssels die Schrauben festzuziehen. Aber alles ging bestens, nichts ist runtergefallen und auf Nimmer-Wiedersehen im Hafenbecken verschwunden!)
Bei der Gelegenheit wurde Sven gebeten, mit seiner Unterwasserkamera Bilder vom Propeller-Zustand zweier an unserem Pontoon liegenden Boote aufzunehmen - und entschloss sich dann umgehend dazu, unseren Propeller mit einer Plastiktüte vor dem schlimmsten Bewuchs zu schützen.

Die Wellenanode vor dem Tausch
Die Propelleranode vor dem Tausch
Dann haben wir den Generator „geserviced“ – Ölwechsel, Ölfilter getauscht und den Impeller gewechselt.
Mittlerweile ist das in Deutschland bestellte Drucklager für die Propellerwelle angekommen. Das wird noch sehr interessant…
Als erstes wird im November unser Freund Bernhard für uns ein Carbonschott laminieren und zu uns senden. Dieses muss dann entsprechend einlaminiert werden, um das Drucklager montieren zu können. Dazu muss aber die Welle im Schiff gekürzt werden, dann wird das Lager installiert und die Motorhöhe neu eingestellt …
Mir wird schon ganz übel, wenn ich daran denke, dass die „Fachleute“ hier an diesem Thema arbeiten werden…. Bislang nämlich lassen die Fachkenntnisse der in Frage kommenden Arbeiter einiges zu wünschen übrig.
Dieses aufwändige Teil wird dafür sorgen, dass die Vibrationen, die wir nach wie vor beim Einkuppeln aufgrund der schweren zusätzlichen Lichtmaschine haben, unterbunden werden.
Ach ja, und den ersten heftigen Wind haben wir hier auch schon abgewettert: mit Böen bis zu 41kts war es aber nicht so schlimm.
Aber immerhin hatten sich einige Schiffe hier in die Marina gerettet, denn draußen am offenen Meer - vor der Tür quasi – gab es bis zu 7 Meter hohe Wellen und Wind mit über 50kts.
Unter anderen fand hier auch die „Quinta Essentia“, eine 55m lange Aluminiumyacht, ein ruhiges Plätzchen…
Hier noch ein paar weitere Eindrücke von Licata:
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