Ägadische Inseln und Nordwesten Siziliens


 08.06. (Sven & Michaela)  


Für die nächsten Monate lassen wir Licata hinter uns...





Wir sind unterwegs!!!!  










Fast 4 Wochen ist es her, dass wir den letzten Blogeintrag geschrieben haben. Nun sind wir seit 19 Tagen endlich wieder unterwegs und können von den ersten Meilen und Ankerstopps berichten.





 

Vor dem Auslaufen ist allerdings noch etwas ganz Wichtiges passiert, was uns wesentlich ruhiger in die Sommersaison starten lässt:

Ich hatte im November ja meinen Rentenantrag per Internet + Telefonberatung + Postversand auf den Weg gebracht. Nun habe ich noch vor Abfahrt den offiziellen Rentenbescheid bekommen und auch mit BMW noch die rechtzeitige Zahlung der Betriebsrente in die Wege geleitet – welche von dem erfolgten Rentenbescheid abhängig ist. Natürlich sieht es ab August finanziell nun noch einmal enger aus – aber das wussten wir ja vorher – und wichtig ist doch, dass alle Formalitäten erfolgreich und trotz der Distanz erledigt werden konnten!

 

Und dann haben wir uns noch etwas wirklich Nützliches bestellt (und wurde Gott sei Dank auch noch just in time geliefert):

Dank eines Tipps von unseren Freunden Guido und Sarah haben wir jetzt Bluetooth Headsets, die eigentlich für Motorradfahrer entwickelt worden sind. Super toll! Damit können wir beim Ankern und An- / Ablegen quasi in Flüsterton miteinander sprechen und uns abstimmen. Wir finden es immer alles andere als schön, wenn sich die Segler (und auch Motorbootfahrer) gegenseitig anschreien … Nun können wir 17Meter voneinander entfernt sein, es kann stürmen, die Ankerwinsch arbeiten… und trotzdem haben wir beide Hände frei und können uns ganz normal unterhalten. Wir hatten vorher auch schon für diesen Zweck Walkie Talkies von Motorola: nicht schlecht, aber für unseren Anwendungsbereich nichts im Vergleich zu diesen Headsets. Hier braucht kein Knopf gedrückt zu werden um wechselweise zu senden – es ist wie beim Telefon: man kann gleichzeitig jederzeit sprechen und hat die Hände frei.


Lange genug haben wir nun darauf gewartet, dass Sizilien "Zone Giallo" wird... Gleich am ersten Tag gehen wir mittags mit Sarah und Guido ins L'opera und lassen es uns schmecken... 


Und hier sind wir mit unseren neuen Headsets 😂


Wir starten also am 21.5. und wollen westlich an der Südküste zu den Ägadischen Inseln, dann nördlich und östlich um Sizilien weiter herum bis zu den äolischen Inseln (Stromboli Vulkan) segeln. 

In 3 Schritten (Übernacht Ankerungen) kommen wir auf der größten der Ägadischen Inseln, Favignana, an. 




Der Name der Ägadischen Inseln kommt von „Aegusa“ (= Schmetterling), so wurde Favignana aufgrund ihrer Form in der Antike genannt.  Der Name Favignana kommt von „Favonio“ (= Föhn), dem vorherrschenden Wind. 





An der Westküste Siziliens segeln wir an der Ithaka vorbei - einer 42er Hallberg Rassy von Sibylle und Burkhard, die wir aus Licata kennen.



 

Unsere erste Nacht auf Favignana verbringen wir im Nordosten der Insel in der „Cala Rossa“. Sehr idyllisch… (2 andere Boote sind auch über Nacht hier: die Blue Baloo von Sarah und Guido und die Octopus Garden von Steffen und Trixi .... Tja, die "Licatesen" trifft man überall😂😂😂)




Später lesen wir, dass vor der Cala Rossa die letzte Schlacht des Ersten Punischen Krieges (241 v.Chr.) stattfand.

Aber das war nicht die einzige Grausamkeit, die hier in der Nähe passierte: 

Bis vor wenigen Jahren wurde hier die „Mattanza“ (= Abschlachten), die traditionelle Thunfischjagd durchgeführt. Dabei werden die verschiedenen Kammern der Netze immer weiter zusammengezogen, bis die Thunfische aus der innersten Kammer (der sog. Todeskammer) mit Enterhaken auf die Fischerboote gezogen werden. Der gefangene Thunfisch wurde dann an Land direkt in der „Tonnara“ weiterverarbeitet.

Gott sei Dank bleibt uns (und den Thunfischen) dieses Massaker erspart…

Es ist für uns ein Unterschied ob man aus dem brutalen, blutigen Massaker an ungezählten Tieren, die kaum zeitgerecht verwertet werden konnten, ein Volksfest macht – oder ob mit kontrolliertem Fischfang gefangener Thun bei uns auf den Tisch kommt.

 

Am nächsten Tag verlegen wir in den Süden und ankern vor der Punta Lunga. Über uns „thront“ auf dem gleichnamigen Berg das Kastell Santa Caterina, eine verlassene und zerstörte Festung. Die Hauptstadt der Insel ist von hier nicht mal 2km entfernt, also wollen wir morgen losziehen und sie erkunden.

Die knapp 4.000 Einwohner der Insel leben vorwiegend in dieser Stadt (namens Favignana), die mehrmals täglich von Trapani aus mit der Fähre angefahren wird. Man merkt, dass nach dem langen Lockdown jeder irgendwie versucht, rauszukommen. Mit jeder Fähre kommen ein paar Handvoll Touristen, die sich durch die kleine Innenstadt „drängen“.









Wir spazieren durch den pittoresken Hafen von Favignana...



... und laden uns in ein uriges Ristorante zum Mittagessen ein....



Die Tonnara von Favignana





Frischer kann man Thunfisch gar nicht kaufen... (aber wie schon erwähnt: aus fairem Fang)


...vom Fischhändler auf den Tisch


 

Wieder ist es spannend, nach und nach alle „Systeme“ nach dem Winter wieder in Betrieb zu nehmen. Funktioniert alles? Natürlich nicht!

Die Förder- Pumpe vom Wassermacher springt nicht an. Nach anfänglichem Schock ist der Fehler schnell gefunden. Ich wusste, dass die Pumpen einen Kondensator vorgeschaltet haben, der den Anlaufstrom erhöht und damit eine Pumpe auch dann startet, wenn sie mal 9 Monate still stand. Das sind aber Verschleißteile, die alle 2-3 Jahre getauscht werden sollten. Das kannte ich noch von unserem elektrischen Gartentor. Fiel zuverlässig im Winter aus. Sogar in dem kleinen Ort Favignana haben wir gleich als erstes einen Minibaumarkt gefunden und Ersatz bekommen. 


Das hier ist der kleine, ca 8cm lange Übeltäter...









Somit sind wir wieder unabhängig und können unser eigenes Wasser machen.

Leider stellte sich bei der Fahrt mit dem Dingi ins Dorf heraus, dass der Außenborder bei niedriger Drehzahl immer ausgeht. (Zu altes Benzin! Filter verdreckt! Zündkerzen?). Alles haben wir dann getauscht – aber gleiches Problem. Wir können fahren, aber das Gang Einlegen beim Start ist eine Geduldsprobe, weil der Motor beim Einkuppeln leicht abstirbt und das Einlaufen in unbekannte Häfen müssen wir dann paddelnder Weise erledigen.

Die Internetrecherche war auch nicht hilfreich. 

 

Von Favignana geht es weiter nach San Vito Lo Capo, einer kleinen Küstenstadt an der Nordwestspitze Siziliens. Das Dorf sieht wunderschön aus, aber aufgrund des vorherrschenden Schwells und der sich aufbauenden Welle beschließen wir, nicht an Land zu gehen.

 





Auf der Weiterreise haben wir Glück: In der Marinawerft von Balestrate ist man sehr hilfreich und kümmert sich sofort um den Motor. Der Vergaser wird ausgebaut und gereinigt - dauert zwar bis zum späten Nachmittag, aber danach läuft der Motor wieder wie neu! Ursache ist das bleifreie, „grüne“ Benzin, das im Motor verbleibend Rückstände hinterlässt, die im Vergaser festtrocknen. Also nächsten Herbst Motor leerlaufen lassen vor dem Einwintern. Ich dachte, das ist nur ein Problem mit dem Öl-Benzingemisch von 2-Takt Motoren. Wieder was gelernt…

Balestrate selbst gefällt uns sehr gut: mit ihren nur knapp 6.000  Einwohnern überhaupt nicht touristisch, sehr freundliche und hilfreiche Leute… Wir leisten uns den Luxus, zwei Ristorantes auszuprobieren: in dem einen gibt es für uns Pasta, am Nebentisch wird gegrillt… am nächsten Tag haben wir ausgezeichnete Antipasti di Mare. Beim Fischer, der den kleinen Fischladen im Ort betreibt, kaufen wir (wieder mal) frischen Thunfisch für Sashimi und Steak und beim (scheinbar einzigen?) Gemüse- und Obststand füllen wir unsere Vorräte entsprechend auf.





Pippo und Sven machen sich am Außenborder zu schaffen






Superleckere Antipasti di Mare 


und Grillen am Nachbartisch












Am Sonnabend, 5.6. läuft wieder unsere Aldi-Datenkarte für das I-pad aus und es sind noch ca.7 Gigabyte übrig. Also Zeit für unseren monatlichen „Konzertabend“. Wir bauen den Laptop und Bose-Lautsprecher im Salon auf und schauen bis Mitternacht Robbie Williams live in der Londoner Royal Albert Hall (Swing-Konzert 2016) und danach Eros Ramazzotti auf dem Königsplatz in München 1998.







 




Für lange Ankernachmittage haben wir uns aus Licata etwas zum „Basteln“ mitgenommen (2 x 12m Dyneemaleinen). So entsteht, von Michaela selbstgespleißt, unsere neue Bremse für den Großbaum in elegantem silbergrau. Ein paar Tage später erneuern wie ebenso unsere Gangway Relingleine. 


Von Balestrate geht es weiter nach Sferracavallo, wo wir vor dem Dorf ankern. Sferracavallo ist ein Vorort Palermos. Der Name geht wohl auf die Straße zurück, die Palermo mit dem nordwestlichen Teil Siziliens verband. Die Straße war im 17.- 18. Jahrhundert so schlecht geworden, dass man den Pferden der von Palermo kommenden Reisenden die Hufeisen abnahm (sferrare un cavallo: „einem Pferd die Hufeisen abnehmen). 

Der Ausblick vom Ankerplatz aus ist sehr schön, der Ankergrund ist gut… Nachts allerdings gibt es immer wieder mal Böen, dazwischen auch mal Gewitterschauer… Nichts Schlimmes, aber schöner wäre es halt ohne dem wieder mal schmutzigen Regen gewesen (also demnächst wieder die Odin-X vom Sand befreien…). Morgens allerdings vertreibt es uns ganz schnell von unserem Ankerplatz: bei dem gerade vorherrschenden ablandigem Wind werden die Abwasser direkt vor uns in Meer geleitet… Igitt! Der ganze Dreck treibt auf uns zu! Also so schnell wie möglich Anker auf und ab geht die Post!





Unser nächster Step führt uns an Palermo vorbei nach Termini Imerese. Da liegen wir nun vor Anker im türkisgrünen Wasser. Generator und Wassermacher laufen, die Sonne scheint… was will man mehr! 




Funde belegen, dass die Region rund um Termini Imerese bereits vor 45.000 Jahren besiedelt wurde. Im ersten punischen Krieg wurde die Stadt von den Römern erobert und erlebte aufgrund der Thermalquellen, dem Fluss und dem Hafen eine Blütezeit. 

Morgen wollen wir mal die Stadt erforschen…


Unsere bisherige Reise 2021:


Die Segel / Motor Bilanz ist bislang außerordentlich positiv!!! Wir konnten ca. 75% segeln.

 Nur auf unserer letzten Etappe hat uns der Wind einen Strich durch die Rechnung gemacht und wollte nicht so richtig blasen... Aber immerhin konnten wir bei nur 4-6 Knoten wahren Wind 8 Meilen segeln... die restlichen 24! Meilen mussten aufgrund 0 bis 2 Knoten Wind tatsächlich motort werden...😢

 

 

 

 

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