Italienische Westküste
13.08. (Michaela)
Richtig Strecke haben wir seit unserem letzten Eintrag, der ja immerhin 5 Wochen zurück liegt, nicht gemacht…
Geschuldet nicht nur alleine dem fehlenden Wind (und wir wollen ja möglichst viel segeln und nicht den Motor benutzen, um weiter zu kommen) sondern – und das vor allem – den netten kleinen Orten, die wir besuchen und nicht nur daran vorbeiziehen wollen.
Also insgesamt haben wir seit dem letzten Blog 215 Meilen zurückgelegt, davon knapp ein Drittel unter Motor. Wobei da natürlich auch die Motormeilen berücksichtigt sind, die wir nur zum Ankern bzw Segel-Setzen benötigen. Würden wir diese nicht berücksichtigen (wie so viele unserer Segelfreunde), wäre der Anteil Segeln zu Motoren wesentlich höher. Aber wir wollen ja ehrlich sein und führen wir sehr genau unser Logbuch.
Am 22.07. nach über 2 Wochen raffen wir uns auf und verlassen Sapri Richtung Norden.
Davor aber werden wir ein weiteres Mal von der Guardia di Finanza kontrolliert. Wie auch schon bei der Kontrolle in Milazzo dauert es 15 Minuten, dann bekommen wir unsere Dokumente zurück. Und diesmal sogar mit einer unterschriebenen Bestätigung über die durchgeführte Kontrolle ohne Beanstandungen.
Unsere Strecke führt uns von Sapri über Marina di Camerota (13,5Meilen) und Marina Casal Velino (23,1Meilen) nach Agropoli (26,8Meilen).
In Agropoli legen wir eine einwöchige Pause ein und entscheiden uns, nicht weiter Richtung Norden direkt an die Amalfiküste zu gehen. Erstens gibt es so gut wie keinen Segelwind (würde also bedeuten, nur noch unter Motor zu fahren), und zweitens ist bereits jetzt aufgrund Ferragosto schon entsprechend viel los rund um Amalfi, Positano und Capri. Zu und rund um Ferragosto, dem größten italienischen Feiertag am 15.August, machen laut Medien 80% der Italiener Urlaub – und viele am Meer. Entsprechend überfüllt sind nicht nur die Städte sondern – und das ist für uns noch ausschlaggebender – die Ankerplätze. Und NEIN Danke! – Das wollen wir nicht. Wir lieben einsame Strände und sind froh, dass wir es bislang sehr oft geschafft haben, an unseren Ankerplätzen das einzige Boot vor Anker zu sein!
In Agropoli gibt es eine recht große Marina, in der vorwiegend Motorboote liegen (wir müssten lächerliche 200Euro pro Nacht plus Strom plus Wasser zahlen). Wir ankern um die Ecke, an der Nordseite der Stadt… Wir sehen in Google maps, dass es bei einem kleinen Hotel in unserer Nähe einen kleinen Steg gibt, und so führt unser Weg mit unserem Dinghy als allererstes morgens dorthin, um zu fragen, ob wir unseren X5 dort parken dürfen. Das war man wohl gar nicht gewöhnt: man hilft uns festzumachen, übernimmt unsere Taschen, hilft uns an Land…Wir drücken dem jungen Mann und dann am nächsten Tag einer jungen Frau als Dank jeweils 5Euro in die Hand (die beide zuerst nur mit Widerwillen aber dann doch gerne annehmen), und können für diese insgesamt 10Euro die ganze Woche über unser Dinghy hier lassen – immer schön bewacht. Da gibt es ganz andere Stories: teilweise mussten Freunde von uns schon 30Euro und mehr (vor allem in der Nähe von Amalfi und weiter nördlich) für das Dinghy-Parken „abdrücken“….
Auf unserer ersten Einkaufstour zum nächstgelegenen Supermarkt laden wir uns mittags in ein Ristorante ein, das sich als Glücksgriff herausstellt. Es wird vor allem von Einheimischen besucht… und wir unterhalten uns dann ein wenig auf italienisch mit dem Inhaber, am 2.Tag winken schon der Koch und andere Gäste (spricht sich wohl schnell rum, dass Fremde hier sind…) und eines Mittags schenkt uns der Freund des Inhabers eine ganze Tüte mit frischem Obst!!! Wirklich nett!
Blick von der Odin-X auf die Burg, Spaziergang auf die Burg und durch die Altstadt von Agropoli, Blick auf die Marina und auf unseren Ankerplatz (und das geschenkte Obst):
Von Agropoli geht es dann wieder südwärts: über Acciaroli (33,7Meilen) und Palinuro (24,1Meilen) wieder nach Sapri (21Meilen).
Da es uns in Sapri letzthin so gut gefallen hat, bleiben wir auch diesmal wieder ein paar Tage.
Der kleine Ort bietet nicht nur einen schönen Ankerplatz sondern auch Ristoranti, Bars, einen Yamaha-Händler (bei dem wir Ersatzteile für unseren Außenbordmotor fürs Dinghy kaufen) und eine Enoteca, bei der wir uns Wein vom Fass in Flaschen abfüllen lassen.
Sven in der Enoteca:
Ganz obernett und wirklich separat erwähnenswert ist das Ristorante Lucifero: Natalio, der an „unserem“ Dinghy-Anlegeplatz u.a. als Marinero arbeitet, gibt uns den Tipp, dass das ein wirklich gutes Ristorante und quasi Geheimtipp unter den Einheimischen wäre. Also hatten wir es schon bei unserem letzten Aufenthalt in Sapri ausprobiert und waren von der Freundlichkeit und der Qualität des Essens (und dem Preis/Leistungsverhältnis) wirklich angetan.
Und so führt uns auch diesmal unser Weg dorthin und - da wir in Italien als „Nicht Geimpfte“ seit dem 06.August nicht mehr drinnen in Restaurants Platz nehmen dürfen, das Lucifero aber keinen Gastgarten hat – wird extra für uns kurzerhand von der Juniorchefin ein Tisch vor dem Lokal aufgestellt. Mit Sonnenschirm etc… Sehr sehr nett!
Blick auf unseren. Tisch von beiden Seiten der Gasse:
Nach 6 Tagen in Sapri entschließen wir uns, langsam unseren Weg Richtung Süden und somit zurück nach Siziien fortzusetzen.
Über San Nicola Arcella (16Meilen), Diamante (11,1Meilen) und Cetraro (12,2,Meilen) geht es nach San Lucido (15,8Meilen).
Auch hier machen wir wieder wirklich beste Erfahrungen: es gibt eine Mini-Marina, die wir mit unserem Dinghy ansteuern und fragen, ob wir es bitte für die Dauer eines Einkaufganges in der Stadt irgendwo festmachen können.
Dazu müsst Ihr wissen, dass es in Italien nicht gestattet ist, mit seinem Dinghy zu einem Badestrand zu fahren und das Dinghy einfach hoch an den Strand zu ziehen. Es mag zwischendurch mal einfach so möglich sein, aber wenn Badende in der Nähe sind, sollte man das tunlichst unterlassen.
Also kommen wir in diese Mini-Marina und fragen ganz freundlich – und schon bekommen wir einen Platz an dem kleinen Steg, der eigentlich nur für das Marina-Schlauchboot ist, zugewiesen und Hilfe beim Festmachen. Der junge Marinero gibt uns netterweise noch den Frischwasser-Schlauch, damit wir noch eine Stegdusche nehmen können, bevor wir zum Einkaufen aufbrechen. Der Marina-Chef will uns dann auch gleich ein Taxi holen (der Supermarkt wäre ja den Berg hoch zu gehen und immerhin hat es ja an die 40Grad), aber wir winken ab. Die Mannschaft scheint beeindruckt: nicht nur, dass wir von der einzigen vor Anker liegenden Yacht kommen und freundlich nach einem Platz fragen – nein, wir wollen auch noch in der Hitze zu Fuß los…
Und dann steht der Marina-Chef mit seinem kleinen Roller an 2 ein bisschen diffizileren Abzweigungen und weist uns den Weg. Unglaublich!
Als wir nach einer guten Stunde total verschwitzt mit unseren Einkäufen wiederkommen, genießen wir als allererstes ein kühles Bier in der Strandbar neben der Marina. Und wie wir wieder so zu Kräften kommen, beschließen wir in dem kleinen Marina-Office zu fragen, ob wir unser Dinghy auch noch für die Dauer eines Mittagessens geparkt lassen dürfen. Alles kein Problem – sogar unsere Einkäufe werden in das kleine klimatisierte Büro gestellt – und wir machen uns auf dem Weg, ein kleines Ristorante in der Stadt zu suchen. Und auch hier haben wir wieder Glück: das Mini Ristorante mit 4 Tischen innen und 3 Tischen außen hat (draußen) Platz für uns bzw. stellt uns einen Tisch so hin, dass wir im Schatten sitzen können. Wir genießen unser mittlerweile nahezu traditionelles Menü: Wir teilen uns „Antipasti di Mare“ und danach eine kleinen gemischten Salat und „Misto fritto“ (Gamberi und Calamari), dazu gibt es lokalen Weißwein und Wasser. Herz, was willst du mehr!!!
(Mittlerweile könnten wir schon fast einen Reiseführer herausgeben: „Süditalienische Küste auf den Spuren von Antipasti di Mare“).
Die Liegeplätze unserer beiden Boote: vorne der X5 und ganz hinten die Odin-X
Heute nun sind wir wieder weitere 17,7Meilen nach Süden vorangekommen und ankern bei Villagio del Golfo. Da wir nicht an Land wollen, macht es uns auch nichts, dass die Küste gerade hier landschaftlich nicht weiß Gott wie herausfordernd ist: aber es gibt einen schönen meilenlangen kaum benutzten Sandstrand, dahinter sanfte Hügel – und vor allem wunderschönes glasklares Wasser!
Und mittlerweile wird diskutiert, pünktlich nach den italienischen Ferientagen rund um Ferragosto wieder einen weiteren – vorerst mal – kleinen Lockdown in vielen italienischen Provinzen auszurufen. Wir können es schon nicht mehr hören!!! Kurzfristig haben die Rekordtemperaturen mit bis zu 48Grad und die vielen Waldbrände das Corona-Thema vom Platz 1 der Berichterstattung in den italienischen Medien verdrängt, aber im September wird das wohl wieder anders aussehen…
Eines der Löschflugzeuge, die im Einsatz gegen die vielen Waldbrände auch in unserer Nähe Wasser aufnehmen:
Weitere Impressionen, u.a. von den vielen Feuerwerken, die in den Tagen vor Ferragosto nahezu allerorts gezündet werden:
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