von Arbatax / Sardinien. nach Alcudia / Mallorca
26.06. (Sven)
Seit 21.06. wehen nun wieder die spanische und die balearische Flagge unter der Steuerbord-Saling
Seit 13.06 haben wir insgesamt 420,3 Meilen zurückgelegt: von Arbatax / Sardinien bis Alcudia / Mallorca
Am 13.6. geht’s von der Werft wieder ins Wasser.
Also nach der Wasserung vom Kran in Arbatax fahren wir nach diesem längeren Aufenthalt dort gleich weiter Richtung Norden entlang Sardiniens Ostküste.
Wir kennen Sardinien aus der Vergangenheit zwar gut, aber wir waren noch nie ganz rundherumgesegelt. Es fehlt uns bisher der berühmte Norden mit der Costa Smeralda und dem Maddalena Archipel. Daher wollen wir auf unserem Weg zu den Balearen diesmal durch die Straße von Bonnifacio.
Der Propeller macht sich gut - das laute Geräusch beim Vorwärtsgang Einlegen ist nun völlig weg und der Rückwärtsgang ist - wie erwartet - deutlich effektiver als mit dem Faltpropeller. In Vorausfahrt muss ich für dieselbe Geschwindigkeit 100 Umdrehungen der Motordrehzahl mehr Gas geben - aber das ist ein weiterer Vorteil dieses Propellers: die Steigung des Propellers kann ich unter Wasser mit einem Imbusschlüssel nachträglich einstellen.
Also erstmal das Segeln wieder geniessen ! Wir müssen erstmal 10 Meilen Motoren mangels Wind - aber wir wollten uns auf jeden Fall mal von Arbatax „lösen“. Nach 2 Stunden kommt leichter Wind auf und bei 8 Knoten Wind setzen wir Segel und segeln noch 19 Meilen bis zum ersten Ankerstop im Norden der Bucht von Orosei.
Am nächsten Tag machen wir in der Morgenflaute einen „office Day“ , setzen dann mittags bei 8 Knoten Wind Segel und verfolgen einen gerade vorbeisegelnden Segler. Bei diesem leichten Wind überholen wir ihn nach kurzer Zeit mit ca. 2 Knoten höherer Geschwindigkeit - das sind Welten bei Leichtwind ! Er grüßt uns und hält den Daumen hoch als wir neben ihm sind - wie es sich gehört, überholen wir auf der windabgewandten Seite (Lee), um ihm nicht den Wind zu nehmen. Er holt seine Videokamera von unten, um uns zu filmen, aber als er wieder damit hochkommt, kann er nur noch das Heck filmen. Wir reden hier von Geschwindigkeiten im Jogging- oder Radfahrertempo , aber dennoch ist es erfreulich, dass unsere ODIN-X trotz ihrer schweren Ausstattung und Zuladung so gut läuft ! Die andere Yacht ist zwar kürzer (12m) und bekanntlich sind längere Schiffe schneller aber andererseits wiegen wir mit unseren 24 Tonnen ca. 3 mal soviel wie er.
Nach einer Tagesetappe von 27 Meilen lassen wir vor dem Spiaggia di Budoni im türkisen, klaren Wasser unseren Anker fallen.
Nach dem Baden gibt es erst mal einen Sundowner
27.06. (Michaela)
Hier gibt es am nächsten Morgen wieder das selbe Bild: traumhaft schön, aber wieder kein Wind. Wie vertreiben uns die Zeit mit schwimmen, sonnen, lesen und als dann um 14Uhr ein kleines Lüftchen (immerhin 5Knoten Wind!) aufkommt, segeln wir los. Nach 11 Meilen aber schläft der Wind wieder ein und so ankern wir in der Bucht vom Capo Coda Cavallo - mit einigen anderen Yachten.
Schon interessant: tagelang ist man nahezu alleine unterwegs, aber sobald man Richtung OIbia kommt und das Capo Coda Cavallo umrundet, ändert sich das schlagartig. Es ist ja erst Mitte Juni, also ist es noch nicht richtig voll, aber man spürt, dass die berühmte und beliebte Costa Smeralda nicht mehr weit weg ist.
Morgens geht’s dann weiter Richtung Norden. Kurz nach dem Ablegen winken wir unserem Freund Uli zu. Er hat wie wir den Winter in Licata verbracht und ist jetzt von seiner Sommerbasis Olbia mit Chartergästen unterwegs Richtung Süden.
Eigentlich wollten wir heute nur bis in den Golfo Aranci im Norden des Golfo di Olbia, aber dann läuft es gerade so gut, dass wir uns kurzerhand zum Weitersegeln entschließen.
Wir segeln um das Capo Figari und übernachten dann In der schönen Cala Liccia, südlich von Porto Cervo, mit 4 anderen Booten. Das ist ja noch okay, aber im Hochsommer möchte ich nicht hier sein! Schon jetzt legen sich kurzfristig für ca. 2 Stunden 2 recht große Motoryachten dazu - da wird’s dann schon eng!
Für den morgigen Tag planen wir, möglichst zügig die Costa Smeralda „abzufahren“. Mit Segeln ist da so gut wie nichts, denn zwischen dem sardischen „Festland“ und dem davor liegenden Maddalena Archipel ist nicht so viel Platz und es sind schon genug andere Boote unterwegs. Nicht zu vergessen, dass dann im nördlichen Teil eine Menge Ausflugsfähren den Weg kreuzen.
So machen wir am 17.Juni die ersten knapp 18 Meilen unter Motor entlang der von Sven am Plotter geplanten Route. Wir sind froh, dass wir schon um 08:00 morgens los sind, denn so sind wir immerhin die erste Stunde noch relativ alleine unterwegs. Um 10:30Uhr sind wir bereits am nördlichen Rande des Magdalena-Archipels und sehen Korsika vor uns. Wir sind froh, dass wir schon so weit sind, denn mittlerweile sind die anderen Segler aufgewacht und kurzfristig fahren sie uns gemeinsam mit Motoryachten und Fähren um die Ohren. Leider müssen wir feststellen, dass es vor allem bei den Kapitänen der Motoryachten sehr rücksichtslose Mitmenschen gibt. Ohne Rücksicht auf Verluste wird einem da die Vorfahrt genommen, nach dem Motto: „wir sind die Stärkeren“. Wie gut dass so gut wie ALLE Boote uns quasi entgegen kommen - alle wollen ins Maddalena Archipel und an die Costa Smeralda. Können sie gerne haben….
Wir freuen uns, um 11 Uhr die Segel setzen zu können und segeln von Ost nach West durch die Straße von Bonifacio. Nachmittags lassen wir dann vor Portobello di Gallura den Anker fallen.
Um 08:45 morgens fahren wir an Porto Cervo, bekannt für Megayachten und die Reichen und Schönen, vorbei:
Unser Ankerplatz vor Portobello di Gallura:
Schon beim Aufwachen gibt es einen schönen Segelwind aus Osten, und so entschließen wir uns, einfach ohne Frühstück die Genua auszurollen und uns von ihr Richtung Westen ziehen zu lassen. Nach einer Rauschefahrt sondergleichen sind wir bereits mittags an der Nordspitze der Insel Asinara. Da die ganze Insel Nationalpark ist, gibt es laut Karte an deren Ostseite lediglich Bojenfelder und keinen Platz, an dem man ankern darf. So suchen wir uns den laut Karte einzigen Ort zum Ankern aus - an der Nordwestseite die Bucht „Porto Mannu“. In der recht großen wunderschönen Bucht ankert recht nahe am Strand ein Katamaran, sonst sind wir alleine. Nach einem Bad im glasklaren türkisen Wasser essen wir eine Kleinigkeit und legen uns zu einem Mittagsschläfchen aufs Vorschiff. Wir wollen hier einen Tag liegen bleiben, denn übermorgen soll es ein ideales Wetter für die Fahrt nach Menorca geben.
Tja, so hatten wir uns das gedacht….
Kurz nach 15:00Uhr werden wir vom Skipper des Katamarans beim Vorbeifahren geweckt. Er macht uns höflich darauf aufmerksam, dass wir hier im Nationalpark-Bereich nicht über Nacht ankern dürfen…
Na gut, immerhin waren wir mittlerweile quasi „ausgeschlafen“ - also wieder Segel hoch und Richtung Süden, raus aus dem Nationalpark.
15Meilen weiter südlich finden wir dann vor der Isola dei Porri wieder einen wunderschönen Ankerplatz.
Resümee des heutigen Segeltages: 48,7Meilen gesegelt und 4,4Meilen unter Motor (mehr oder weniger nur die Ankermanöver). Die 48,7 Segelmeilen haben wir in 6,5 Stunden nur mit der Genua (teilweise sogar im 2.Reff) zurückgelegt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,5 Knoten und einer Maximalgeschwindigkeit von 10 Knoten. Über so einen schönen Tag freuen wir uns alle drei: die Odin-X, Sven und ich
Die Wettervorhersage bleibt dabei: am 20. und 21.Juni soll es das perfekte Wetter zur Überfahrt nach Menorca geben…
Also geht es frühmorgens am 20. Anker auf! Um 05:30Uhr verlassen wir bei wenig Wind den Ankerplatz, aber bereits eine halbe Stunde (und 3,7Meilen) später wird das Groß gehisst, die Trinchetta ausgerollt und der Motor gestoppt.
13 Stunden befinden wir uns nach 95 Meilen im Niemandsland zwischen italienischem und spanischem Hoheitsgebiet. Also liegen noch ca 100 Meilen vor uns und wir hoffen, dass diese ebenso schön und angenehm (und schnell) zu segeln sind. Wir rauschen mit einer Maximalgeschwindigkeit von 10,7Knoten dahin und nehmen bei 16Knoten wahren Wind das Groß ins 1.Reff.
Die Wellen werden ab Mitternacht 2 - 2,5m hoch und dann schläft um 02:00Uhr morgens der Wind ein. Also Trinchetta einrollen und Motor an. Leider ist die Nacht sehr dunkel… der Mond lässt sich erst gegen 04:30 Uhr blicken und auch dann ist er nicht sehr hell. Aber gleichzeitig mit dem Mond kommt wieder Wind, diesmal raumschots. Wir rollen das Groß ein und lassen uns von der Genua Richtung Menorca ziehen. Als der Tag anbricht, bleibt es leider diesig, und als um 10Uhr morgens der Wind einschläft und die Wellenhöhe abnimmt, sind wir nur noch 13 Meilen von unserem Ziel, der Punta Esquitxador im Westen Menorcas entfernt.
Um 12:15Uhr lassen wir den Anker fallen - nach fast 31 Stunden und insgesamt 209 Meilen.
In dieser Saison war das (nach der Überfahrt von Sizilien nach Sardinien) jetzt schon die zweite schöne Über- bzw. Nachtfahrt!
Eine Aufnahme von unserem Plotter im Niemandsland zwischen italienischem und spanischem Hoheitsgebiet:
Der Wetterbericht ist für morgen noch ganz okay, aber danach verheißt er nichts Gutes. Es soll heftiger Südwind kommen, und dann wären wir hier recht ungeschützt dem Schwell ausgesetzt. Also werden wir wohl morgen rüber nach Mallorca segeln.
Selbst für Alcudia sind bis zu 8 BFT Böen angesagt, aber dort liegt man wenigstens gut geschützt vor Schwell.
Nachts beschert uns ein kurzer nicht mal 10minütiger Regen SAHARA-SAND!!! Wir können es nicht glauben: unser Schiff ist komplett verdreckt!!! Wir hatten schon gedacht, die „Sandattacken“ hinter uns und auf Sizilien gelassen zu haben, und dann DAS!
So geht es am 22.Juni frühmorgens bei diesigem Wetter, Wind aus Süd und Welle aus Nord die 30 Meilen nach Alcudia. Kein schöner Segeltag, aber was soll’s.
Hier in Alcudia wollen wir nun ein paar Tage bleiben …
Sonntagsregatta in der Bucht von Alcudia:
Und falls da jemand denkt: schon wieder die Balearen, schon wieder Sardinien…können die mal nicht woanders hin???
Aber nicht nur sind das wunderschöne Segelreviere, die immer wieder auch etwas Neues bieten, es gibt natürlich für uns auch weitere Gründe dafür, warum wir bislang mehr oder weniger hier in diesen Regionen verweilen:
Einen Besuch in Griechenland hatten wir ja für dieses Jahr ins Visier genommen, aber aus diversen bereits geschilderten Gründen auf später verschoben.
In Kroatien waren wir in der Zeit „vor Odin-X“ bereits und da zieht es uns mit der Odin-X nicht mehr hin.
Die Türkei lacht uns vor allem aus politischen Gründen nicht an.
Noch dazu kommt, dass diese beiden letztgenannten Länder von allen Seglern und Bootsfahrern, die gezwungen sind, alle 3-6 Monate den Schengen-Raum zu verlassen, „heimgesucht werden“ und die Ankerplätze entsprechend überfüllt sind und die Preise angezogen haben.
Viele unserer Seglerfreunde aus Licata sind nach Tunesien aufgebrochen - aber nicht, um das Land anzusehen, sondern um diverse Arbeiten an ihren Booten machen zu lassen. Tunesien ist bekannt dafür, sehr günstig zu sein … allerdings geht das auf Kosten der Qualität. Und ist somit für uns und unsere Odin-X ein „No Go“.
Dann gibt es noch Frankreich… aber die Franzosen reichen uns schon auf den Ankerplätzen.
Und nicht zu vergessen, dass wir den letzten Sommer auf für uns neuen Pfaden rund um Sizilien und am italienischen Festland unterwegs waren.
Und diesmal mit dem Norden von Sardinien auch etwas Neues gesehen haben.
Aber Arbatax steht aufgrund der familiären Anbindung an Massimos Familie sowie der guten Arbeit seiner „Cantiere Valdes“ ohnehin immer am Programm, wenn wir in sardischen Gewässern unterwegs sind.
Und Alcudia, die ehemalige langjährige Heimat der Odin-X, hat eine ähnliche Anziehungskraft, und die heißt „Carl“. Carl ist der beste Elektriker, den wir in unserem Seglerleben bislang kennengelernt haben, und außerdem kennt er die Odin-X seit vielen vielen Jahren und zwar durch und durch.
Wir haben ohnehin immer losen Kontakt zu Carl, aber vor einigen Wochen haben wir ihn wegen unseres Wassermachers gebeten, neue Membranen zu bestellen und diese dann - sobald wir hier vor Ort sind - auszutauschen. (Die „zuverlässigen“ und zumindest zeitmäßig ohnehin überforderten Elektriker in Licata wollten wir mal besser nicht damit belästigen…)
Wir wollten neue Membranen, denn die aktuelle Leistung des Wassermachers liegt ca. 1/4 unter der Nominalleistung (125 Liter pro Stunde statt 160l/h) und dadurch ist die Hochdruckpumpe stärker gestresst. Aber Carls Vorschlag ist, zuerst die alten Membranen mit Chemikalien zu reinigen. Vielleicht können wir uns so die ca. 1.200€ für die beiden neuen Membranen sparen. Also warten wir jetzt auf Carls Rückkehr (er ist gerade in Urlaub) und dann gehen wir’s an.
Und in Alcudia gibt es in den 6,5Jahren, die wir die Odin-X haben, nicht nur den „Carl“-Magnet, sondern auch:
Marco, der unser aufwändiges 3-teiliges Bimini mitsamt der Edelstahl-Arbeiten gezaubert und unsere Trinchetta modifiziert hat
Raffa, der unser 2. Rollvorstag hier montiert hat
Pete, der sich hier um die neuen Motorfüße und die Motoraufhängung der Odin-X gekümmert hat
Und nicht zuletzt die Freundschaft mit Toni, dem langjährigen Skipper der Odin-X.
Nicht zuletzt können wir uns hier in fußläufiger Entfernung mit Allem neu proviantieren und problemlos und sicher unser Dinghy am Strand ablegen und sogar anschließen. Da ist man beim Restaurantbesuch etwas grundentspannter…
Die große Bucht von Alcudia ist außerdem sicher vor Mistral und anderen Winden - bzw. haben wir noch nie kritischen, windbedingten Schwell am Ankerplatz erlebt.
Alles zusammen eine „sichere Bank“ im Nordosten Mallorcas, wo wir vom Osten her ankommen bzw. abspringen Richtung Italien.
Hallo ihr beiden, seid ihr wirklich auf Mallorca? Michaela melde dich mal hast ja meine Nr. per WhatsApp... Gruss Dirk Müller
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