Carloforte im Spätherbst


 04.11.2022 (Sven)









Das Denkmal für Karl Emanuel III., nach dem Carloforte benannt ist.







Hier ein Auszug aus „sardegnaturismo.it" über die Geschichte Carlofortes:

U pàize (= Carloforte) ist eine ligurische Enklave in Sardinien, in der Sprache und Kultur ihrer Gründer, einiger Fischerfamilien aus Pegli bewahrt wurden, die von der tunesischen Insel Tabarka stammten, wo sie seit dem 16.Jh. ansässig waren. 1738 erhielten die Tabarkiner von König Karl Emanuel III die Erlaubnis, die Insel San Pietro zu kolonisieren, die unbewohnt war und seit der phönizischen Besiedlung (8.Jh.v. Chr.) die Insel „der Sperber“ genannt wurde. Dieser folgten die Punier, die einen Tempel und eine Nekropole hinterlassen haben. Eben diese Fischer sollen 40 Jahre später auch Calasetta auf der vorgelagerten Insel Sant’Antioco gegründet haben.

Das nach wie vor eng mit Pegli und Genua verbundene Carloforte ist, mit 6.000 Einwohnern, das einzige Zentrum der Insel.







Weitere 4 Wochen sind seit dem letzten Blogeintrag vergangen. Soviel passiert hier auch nicht. Gelegentlich kommen noch einzelne Boote für 1-2 Nächte auf der Durchreise herein. Am Wochenende fahren die ein- oder anderen Dauerlieger mit Ihren Booten bei dem sonnigen Herbstwetter für den Nachmittag nochmal hinaus…


Wir dagegen liegen hier stabil vertäut und genießen es, die Nachmittage auf dem Vorschiff in der Sonne zu liegen - bislang hatten wir fast jeden Tag unbewölkten Himmel und 25 bis 28° Grad im Schatten.


Hier Sven eines spätnachmittags bei der Einweihung unserer neuen Deck-Chairs: 




Der Fährverkehr sorgt für gelegentlichen  Schwell, der unser Boot leicht schaukeln lässt - kleinere Nachbarboote deutlich mehr. Wir finden es aber schön, dass wir auch im Winter spüren, dass wir auf einem Schiff leben und nicht in einem Haus/Wohnung. Die Häfen in Cartagena und Licata waren so ruhig, dass sich das Schiff den ganzen Winter kaum bewegt hat. 



Das Hafenwasser ist hier sehr sauber - man kann vom Ponton aus den ca. 4m tiefen Grund sehen. Kein Vergleich zu den vorigen Häfen, wo wir nicht einmal das Ruderblatt mehr erkennen konnten. Das lässt hoffen auf ein sauberes Unterwasserschiff im Frühjahr !


Wir haben mittlerweile unser Jogging wieder aufgenommen und sind inzwischen wohl alle Straßen des Ortes durchlaufen, die Hafenmolen entlang und haben auch den großen Salzsee umrundet. 








Ansonsten wird vormittags entweder eingekauft oder etwas „gebastelt“ oder geputzt an Bord. Z.B. ist vor einiger Zeit unsere Druckwasserpumpe alle 7 Minuten kurz angesprungen was auf ein Süßwasserleck schließen lässt. Dem folgte eine systematische Lecksuche, die sich über 2 Tage zog. Ergebnis: der externe Schlauchanschluss für die Waschmaschine ist undicht geworden. Um dem ständigen Pumpengeräusch erstmal ein Ende zu setzen, habe ich ein neues Ventil vor den Zulauf montiert. Gut auch für neue Probleme , wenn man (auch für die Fehlersuche) mal den Wasserzulauf für den Steuerbord-Waschraum schließen kann. 


Nachdem das Ersatzteil nach 10 Tagen ankam, hat uns „JeanBa“ (eigentlich Jean-Baptiste, der Marina-Mechaniker) dann den externen Anschluß ausgetauscht. 









Hier Jean-Ba in der Backskiste beim Einbau der mit rotem Pfeil markierten Schlauch-Steckdose





Nachdem uns Dirk, ein ehemaliger Kollege von Michaela, ein paar Verschleißteile für die Ankerwinsch aus den USA mitgebracht hat (wir konnten das aus Europa nicht bestellen), konnte ich die Winsch diesmal nicht nur reinigen und fetten, sondern auch ein paar neue Teflonscheiben einsetzen. Sie wird es uns durch leisen Lauf danken.







Dirk ,noch einmal vielen Dank an Dich für das Organisieren der Ersatzteile !




Jeder Segler ist irgendwann gut bekannt mit seinen Toiletten. Wir kennen unsere ja bereits gut - trotzdem war es mal Zeit eine Totalrevision der backbord Achtertoilette vorzunehmen. Keine Verstopfung diesmal, aber ein kontinuierliches , feines Rinnsal von rostigem Salzwasser hat ständig Sockel und Boden verschmutzt. Alles total zerlegt, gereinigt, mit Silikon gedichtet - nun ist sie schon 2 Wochen dicht!


Der Anfang...


mittendrin...


... und fertig! 



In der Segelsaison stellte ich irgendwann fest, dass unser Ruderausschlag nach Steuerbord viel größer ist als nach Backbord. Eine dreiviertel Umdrehung des Steuerrades und ca. 30° Ruderausschlag unterschiedlich. Das ist beim Segeln nicht auffällig gewesen, aber beim Drehen im Ankerfeld oder Hafen kann das zu Schwierigkeiten führen. Also haben wir zu zweit von Heckgarage und Backskiste aus das Lenkgestänge gelöst und neu eingestellt. Eine körperliche Herausforderung, aber gelungen! 


Kleines Suchbild: wer findet Sven? (Michaela ist nicht zu sehen, weil versteckt in der Backskiste...) 




Da unser Batteriemonitor den Solarstrom nicht mehr korrekt anzeigte, haben wir auf Kulanz von Simarine einen neuen „Shunt“ bekommen, den wir selbst eingebaut und per Telefonkonferenz mit einem Spezialisten von Simarine dann neu eingestellt haben. Nun haben wir wieder vernünftige Solarwerte , aber auch der Batterieladung insgesamt wurde nachgeeicht. Damit sieht der Zustand unserer Hauptbatteriebank nun wesentlich besser aus und die Umrüstung auf Lithiumbatterien kann noch aufgeschoben werden. Da wir dem „Elektriker“ hier vor Ort fachlich die Umrüstung nicht zutrauen, ist das sehr gut so !

 

Eine andere , unschöne Sache hat nun nach über einem halben Jahr endlich ihren positiven Abschluss gefunden: wir haben endlich die letzten 500€ von „Gaetano“ zurücküberwiesen bekommen die von der 2000€ Anzahlung noch fehlte für die nicht ausgeführten Teakarbeiten. Das ging nur mit Hilfe unserer Anwältin, die letztlich doch noch Anzeige bei der Guardia di Finanza erstatten musste. Sie hat damit deutlich mehr für uns getan, als wir ihr anfänglich gezahlt haben. So haben wir uns die 500€ mit ihr geteilt - wichtig war uns vor allem, dass dieser Kleinbetrüger nicht so davonkommt.


Außer einer „Fotowanderung“ zu den Flamingos und Reihern bei den Salzseen haben wir uns außerdem für einen Tag zwei Elektrofahrräder ausgeliehen und sind die Insel mal von Norden nach Süden abgefahren, einschließlich einer Sonnenpause mit Sektfrühstück auf Felsterrassen vor kristallklarem Wasser.






 


 




 


Gewöhnlich stehen wir so gegen 08:30 Uhr auf zum Laufen. Eines Morgens aber werden wir um 07:00 von einem Schlag wach, der so laut war, dass ich dachte von unserem - oder einem Nachbarboot - sind Teile vom Mast auf unser Boot gefallen. Es war noch dunkel - wir beide Außenlicht eingeschaltet und auf Deck. Da sehen wir noch eine norwegische Yacht, die sich nach rechts vorne von uns wegbewegt. Sie hatte uns rückwärts mit Ihrem Davit am Rumpf gerammt, ein handtellergroßer Schaden der bis auf das Glasfiebergewebe durchging war die Folge. Auf unser Anrufen hin, riefen die beiden Bootseigner zurück, dass es ihnen zwar leid täte - aber sie hätten keine Zeit für den Austausch der Daten. Wir würden ihren Kontakt in der Marina bekommen und sie kämen für den Schaden auf.

Am Ende hat das zwar alles geklappt - sie hatten auch gleich um 07:15 die Marina angerufen - wir verstehen aber immer noch nicht, wie man von ihrem Platz drei Boote rechts von uns - Ausfahrt aus der Marina direkt rechts von Ihnen - nach links und rückwärts in uns hineinfahren kann. Und wir dachten, an so einem Platz mit zwei Nachbarschiffen, die sich im Winter nicht raus- und reinbewegen, wären wir sicher. Und außerdem haben wir kein Verständnis dafür, dass sich die Norweger nicht einmal die viertel oder halbe Stunde Zeit genommen haben zum persönlichen Datenaustausch. Sie hatten sich auf dem Weg nach Mahon / Menorca gemacht, also hatten sie immerhin einen ca. 200 Meilen Törn vor sich, und da kam es ihnen auf die paar Minuten an???? Allein der Anstand gebietet, sich als Schadensverursacher nicht einfach davon zu machen - abgesehen mal von der rechtlichen Situation. 

Wir wollen auch gar nicht wissen, wie die Geschichte ausgegangen wäre, hätten wir nicht an Bord übernachtet und wären nicht sofort an Deck gewesen….

Nun aber hat sich deren Versicherung mit einem netten Betrag auf Kostenvoranschlagsbasis an unserer neuen Lackierung beteiligt, die wir nächsten Winter in der Türkei machen lassen. Solange habe ich den Schaden mit Tape zugeklebt ,damit keine Feuchtigkeit ins Laminat gelangt. Lieber allerdings wäre uns kein Schaden an unserer Odin-X gewesen!




Am 22.11. werden wir nach über 4 Jahren aufbrechen, um unsere Verwandten in Klagenfurt und Hamburg zu besuchen. Wir werden gute 2 Wochen unterwegs sein mit Fähren, Bus und Bahn. Die Ausarbeitung der Reise war nicht ganz trivial und hat einige Zeit in Anspruch genommen (Internetrecherche und Recherche vor Ort, Internetbuchungen, Ausdrucke… wir waren gute drei Tage beschäftigt.)

Nur als Beispiel die Reiseschritte nach Klagenfurt: 

Carloforte-Portovesme (Fähre) - Cagliari (Shuttle) - Olbia (Zug) - Livorno (Fähre) - Florenz/Venedig-Klagenfurt (Zug) 

.. und so in der Art geht’s dann weiter nach Hamburg und wieder zurück


Die Reise wurde u.a. beim Mittagessen im "La Lanterna" geplant:




Die Blogabstände werden diesen Winter eher länger als kürzer, weil ohne Seglergemeinschaft hier nicht so viel passiert wie in Cartagena oder Licata. Dafür haben wir (zur Zeit zumindestens) keinen Covid-Alarm und können später auch mit der Fähre mal nach Sardinien Ausfllüge in die gegenüber liegenden Orte machen und davon berichten.


Zum Abschluss noch ein paar Bilder von Carloforte - u.a. von einem "Marktabend" mit Livemusik (vielleicht nicht die beste Musikband, aber immerhin....)


 


 




bis zum nächsten Mal - mit lieben Grüße von der ODIN-X







Kommentare

  1. hallo ihr Lieben. vielen Dank für den sehr interessanten Bericht. Liebe Grüsse! freue mich schon sehr auf den 23. November!!!!!

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