Die letzten Tage in Carloforte

 02.05.23 (Sven)

28.04. : Wir sind so gut wie klar zum Ablegen - als letzte Arbeiten haben wir gemeinsam das Unterwasserschiff von Bewuchs freigekratzt und gebürstet. Ich habe mit Taucherausrüstung wieder Welle, Propeller, Anoden und Borddurchlässe gesäubert. Gemeinsam haben wir dann mit Schnorchelausrüstung den Wasserpass bis auf Armlänge unter den Rumpf mit Metallspachtel geglättet. Den Rest des Schiffbauches mache ich dann mal in einer schönen Ankerbucht fertig…

 

Michaela hat darauf bestanden, dass diesmal sie sich von mir im Bootsmannstuhl den Mast hinaufziehen lässt, um mit Teflonspray die Mastschiene zu fetten, damit unser Grossegel wieder „leichtgängig“ hoch und runterläuft

Bisher war Michaela ja schon ein paar Mal im Mast - allerdings noch nicht bis ganz oben. Heute war Premiere bis zum TOP !

 

Dann haben wir noch die Winterfestmacher mit den Federruckdämpfern gegen die „normalen“ Festmacher ausgetauscht, eine letzte Maschine Wäsche gewaschen und Proviant aufgestockt. Sonntag soll es EIGENTLICH losgehen Richtung Cagliari…

Zufällig erfahren wir von Gabi, einer Seglerin vom Steg gegenüber, dass in den nächsten 10 Tagen eine sehr umfangreiche Natoübung unter anderem bei uns im Süden Sardiniens zu Land und Wasser (u.a. mit U-Booten) stattfindet, und entsprechende Verbotszonen errichtet werden.

Interessant, dass dies hier weder von der Marina noch von der hier in Carloforte direkt in den Gebäuden hinter der Marina stationierten Guardia Costiera mitgeteilt wird. Und so legt in diesen Tagen der ein oder andere Bootsfahrer von hier in Richtung Cagliari ab, ohne zu wissen, dass er beim Eintritt in die Sperrzone von der Guardia dazu aufgefordert werden wird, die Zone auf direktem Wege zu verlassen und weiträumig zu umfahren. 

(Übrigens hat auch Gabi nur zufällig davon erfahren, da sie im Flugzeug von Berlin nach Cagliari plötzlich Dutzende von Soldaten als Mitflieger hatte, die davon sprechen, hier in Sardiniens Süden in der Gegend von Teulada die nächsten 14 Tage zu verbringen.)

NATO - Übungen auf Sardinien im April/Mai 2023

vom 27.4. bis zum 14.5. werden auf Sardinien verschiedene Manöver im Rahmen der Maxi-Übung "Noble Jump 2023" mit NATO - Streiträften aus den unterschiedlichsten Mitgliedsländern durchgeführt.

Das Basislager wurde bei Teulada eingerichtet:

Tausende von Soldaten und Fahrzeugen werden zudem auch in den Häfen und zivilen Flughäfen der Insel stationiert sein.

Die Guardia Costiera hat ein großes Seerechteck bis 6.5. zum Befahren mit sämtlichen zivilen Schiffen gesperrt. Wir müssten nun einen Umweg von ca.90 Meilen segeln, nur um nach Cagliari als ersten und zweiten Step zu gelangen. Davon ist dann sicher eine gute Teilstrecke unter Motor zu machen, weil beim Umsegeln eines Rechtecks der Wind nicht auf jeder Strecke aus der richtigen Richtung kommt.

Schon interessant- die letzten beiden Saisonstarts waren verspätet aufgrund von Coronarestriktionen und dieses Jahr wegen Kriegsspielen.

So werden wir uns noch eine weitere Woche hier aufhalten und bei der Gelegenheit das „rauschende Weinfest“ am Wochenende des 1.Mai in Carloforte erleben.

(Michaela)

Das immerhin 3tägige Weinfest war übrigens so „rauschend“, wie wir es mittlerweile von Carloforte gewöhnt sind, also in Wahrheit recht ruhig.

Aber es gab immerhin an einem Abend Live-Musik…

Hier davon ein Eindruck:

Hier ein Auszug der offiziellen „Ordinanza“ der Guardia Costiera, mit Angaben der Eck-Koordinaten des Rechtecks, das vom 26.04. bis einschließlich 06.05. nicht befahren werden darf

 che dal giorno 26 aprile 2023 (ore 00:01Z) al giorno 06 maggio 2023 (ore 23:59Z), lo specchio acqueo ricadente nell’area delimitata dai punti sotto riportati (coordinate espresse DATUM WGS 84), per la parte rientrante nella giurisdizione del Circondario marittimo di Cagliari, sarà interessato da attività addestrativa da parte di sommergibile immerso, nell’ambito dell’esercitazione Mare Aperto 23-1. 

Lat.38°55.00’N – Long. 008°18.00’E 

Lat.38°55.00’N – Long. 009°15.00’E 

Lat.38°40.00’N – Long. 009°15.00’E 

Lat.38°40.00’N – Long. 008°18.00’E 

O R D I N A 

Articolo 1 

Interdizioni e divieti 

Durante il periodo e nei luoghi di cui al RENDE NOTO, e comunque fino al termine dell’attività addestrativa da parte del sommergibile in immersione, sono vietate le seguenti attività: 

• navigare, ancorare e sostare con qualunque unità, sia da diporto che ad uso professionale; 

• praticare attività di immersioni subacquee, la balneazione e comunque accedervi; 

• svolgere attività di pesca; 

• ogni attività connessa all’uso del mare non espressamente autorizzata. 

Le unità in navigazione in prossimità dei limiti esterni all’area interessata, devono procedere prestando particolare attenzione, valutando l’adozione di eventuali misure aggiuntive suggerite dalla buona perizia marinaresca, al fine di prevenire potenziali situazioni di pericolo. 

sowie die Navionics-Seekarte, in der wir dieses Sperrgebiet eingezeichnet haben.

Ebenfalls auf der Karte sind zu sehen sind Carloforte (Pfeil links im Bild) und Villasimius (Pfeil rechts im Bild), das unser Absprungspunkt nach Sizilien sein wird.

Zuerst haben wir uns geärgert, dass unsere Abfahrtspläne derart durchkreuzt werden. Jetzt im Nachhinein müssen wir allerdings sagen, dass das Wetter im Vorhinein (also bei der Planung) besser ausgesehen hat, als es jetzt ist. 

Am Sonntag, den 30.04., hätten wir tatsächlich als Start in die Segelsaison bewölkten Himmel mit kühlem Wind gehabt, und gestern und heute (Dienstag) ist es zwar sonnig, aber mit Böen ganztags um die 30kts auch nicht sooo toll…

Der jetzige Plan ist, dass wir am kommenden Montag, den 08.Mai, hier ablegen. Denn laut Wettervorhersage soll dies nach der „Sperre“ der erste wirklich gute Tag mit Wind aus der richtigen Richtung sein. Mal sehen…

Und dann haben wir unseren ohnehin schönen Salon noch ein wenig aufgewertet:

Wir hatten bei einem Spaziergang hier in Carloforte schon im November in einem für den Winter geschlossenen kleinen Laden Bilder im Fenster entdeckt, die uns sehr gut gefallen haben. Also kontaktierten wir die Besitzerin des Ladens, die (wie wir dann erfuhren) den Winter in Venedig und Mailand verbrachte. Tatiana wollte im späten Frühjahr wieder hier zurück nach Carloforte kommen, konnte uns aber vorab schon einiges über die in ihrem Laden ausgestellten Bilder erzählen.

Es handelt sich um Werke der Künstlerin Ester Maria Negretti aus Como, und konnten auch als Serografien (also Siebdruck auf Leinwand) signiert und nummeriert bestellt werden. Da uns das Original des Bildes, das uns am besten gefiel, nicht nur zu teuer sondern ohnehin „Gott sei Dank“ zu groß war, war das für uns perfekt. Wir konnten die genau für uns passende Größe auswählen… Dann dauerte es zwar tatsächlich bis zur letzten Aprilwoche bis wir unser Bild hatten, aber jetzt hängt es an seinem Platz und wir freuen uns tagtäglich darüber.

https://esternegretti.com

Ach ja, einen medizinischen Notfall konnten wir homöopathisch mit Hilfe von Arnica-Globuli kurieren:

Eines unserer „Haustiere“ (zwei Möwen, die - weil wir so nett zu ihnen sind und ihnen immer mal etwas zum Knabbern geben - im Laufe der Zeit von dem Nachbarsteg zu uns auf den Steg gezogen sind, diesen als „ihren“ verteidigen und keine anderen Möwen mehr hier zulassen, ganz brav NICHT auf unser Schiff kacken und mittlerweile total zutraulich geworden sind) hat sich das Bein verletzt gehabt und konnte nur noch schlimm hinken oder liegen. Wir haben daraufhin liebevoll ein paar Arnica-Globuli in ein paar Käsestückchen gedrückt, und schon am nächsten Tag ging es ihm deutlich besser. 💪😀