Im Süden Sardiniens
20.05.23 (Michaela)
Und wie im letzten Blog geschrieben haben wir uns entsprechend darauf vorbereitet, am Montag, den 08.Mai, Carloforte zu verlassen.
Tja, schön für uns, dass wir uns vorbereitet hatten… nur das Wetter wollte dann nicht so wie wir: fast den ganzen Montag regnete es - ganz im Gegensatz zu den vergangenen Monaten, in denen es - wenn überhaupt - dann meist nur nachts bzw nur für kurze Zeit geregnet hat. Also sollte wohl der Montag NICHT der Abfahrtstag sein.
Dafür aber begrüßt uns der Dienstag mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Wir legen um 09Uhr ab und verlassen nach fast 8 Monaten Carloforte.
(Wie es scheint, will uns Carloforte oder zumindest die Marine Sifredi nicht so einfach loslassen: der Stecker unseres Landstromkabels will sich nicht von der Buchse der Säule trennen, und so bleibt ein Teil von uns (ein Pol des Steckers) in Carloforte…)
Aus dem schönen Segeltag wird es zwar nichts, da der Wind nicht so kommt, wie erhofft, aber was soll’s. Wir genießen es, wieder „draußen“ zu sein, segeln immerhin knapp 4Meilen und dann muss unser braver „Yanmar-Motor-Wind“ für die restlichen 33Meilen herhalten.
Ach ja, zu erwähnen wäre noch, dass die Nato mittlerweile eine weitere Übung in Südsardinien durchführt - ihre „Open Jump“ Übung. Deshalb ist seit 08.Mai für eine weitere Woche ein Bereich rund um die Halbinsel Teulada im Süden Sardiniens für alle nicht militärischen Schiffe gesperrt. (Allerdings ist diesmal das gesperrte Gebiet nur halb so groß wie in den letzten beiden Wochen.) Entsprechend hatten wir eine Route gewählt, die uns ganz brav an der Sperrzone vorbei zu unserem ersten Ankerplatz führen sollte.
Als wir dann aber der Zone näher kommen, müssen wir feststellen, dass uns 2 Segelboote direkt aus dem Sperrgebiet entgegenkommen, ein Fischerboot quer durchfährt, ein anderes Segelboot, das wir aus Carloforte kennen und auch den von uns gewählten Ankerplatz ansteuert, einfach direkt durch die Sperrzone fährt. Also sagen wir uns „no risk, no fun“, (was kann uns denn mehr passieren, als dass uns die Guardia auffordert, auf schnellstem Weg das Gebiet zu verlassen), ändern den Kurs und fahren ganz mutig direkt durch das ca 15Meilen lange Gebiet.
Und in der Tat hätten wir ganz umsonst den Umweg auf uns genommen, denn nicht nur, dass wir unbehelligt durch das Sperrgebiet fahren, nein - wir sehen nicht einmal irgendein Militärschiff oder ähnliches!!!
Wir lassen am Nachmittag in der schönen Bucht von Malfatano den Anker fallen.
Der erste Schritt ist gemacht: wir haben uns von unserem Winterliegeplatz Carloforte erfolgreich „abgenabelt“!
Gleich nach dem Ankern dürfen wir eine Reparatur vornehmen:
Auf den letzten Meilen Richtung Malfatano springt mehrmals unsere automatische Bilgepumpe (Anmerkungen für unsere Landratten: das ist die, die dafür sorgt, dass sämtliches Wasser, das sich aus welchem Grund auch immer unter dem Boden des Schiffes ansammelt, nach draußen abgepumpt wird) an, also gehe ich nach unten und versuche rauszufinden, was der Grund dafür ist. Erste Maßnahme ist ja immer: das Wasser, das sich in der Bilge gesammelt hat, zu kosten. Wie gut - es ist Süßwasser! Außerdem springt unsere Frischwasserpumpe plötzlich in immer kürzeren Abständen an, aber eine kurze Überprüfung sämtlicher Wasserhähne zeigt, dass alle dicht und fest verschlossen sind. Also schalte ich kurzer Hand die Frischwasserpumpe ab, damit wir noch in aller Ruhe ankern können - und uns dann gleich auf die Suche nach dem Problem machen.
Gott sei Dank ist der Übeltäter schnell gefunden und ebenso schnell abgestellt: der Heißwasserschlauch ist direkt an der Anschlussstelle zum Boiler porös geworden und Wasser spritzt (mittlerweile schon im hohen Bogen) heraus. Sven kürzt den Schlauch um ein paar Zentimeter (wie gut, dass nur ein kleines Stück betroffen ist) und schon steht wieder mal etwas Besonderes auf unserer Einkaufsliste: ein Heißwasserschlauch! (Wir haben ja wirklich viele Ersatzteile an Bord, auch Schläuche - aber keinen derartigen.) Schon eine Ironie des Schicksals, dass gerade am allerersten Tag der Segelsaison - quasi beim Ablegen - so ein Teil kaputt geht…
Der Übeltäter:
Wir freuen uns, dass unsere Freunde Anne und Volker mit ihrer ANANDA (einer Garcia Exploration 45) ebenfalls nach Malfatano kommen. Nach über einem Jahr gibt es ein schönes Wiedersehen!
Blick von der ODIN-X auf die ANANDA
Bei strahlendem Wetter wandern wir zum „Torre di Capo Malfatano“, bewundern die schöne Aussicht und kehren am Rückweg in die „L’antica peschiera“ ein.
Zuerst allerdings wird der X5 ins Wasser gesetzt und startklar gemacht...
Da sich Wind und Welle von Nordwest auf Ost/Südost drehen werden, verlegen wir am Freitag in den Ostteil der Bucht, nach Perda Longa, wo uns ein Delphin im glasklaren türkisen Wasser willkommen heißt.
Am Montag, den 15.Mai geht’s dann in die Bucht von Cagliari, da für unsere Bucht Schwell und Welle aus Süd angesagt sind und es dann wirklich ungemütlich zu werden droht.
Der Tag bringt segeltechnisch alles - von quasi null Wind bis zu 18Knoten in Böen, und wir segeln mit unserem Groß im zweiten Reff und dazu teilweise sogar mit beiden Vorsegeln (Trinchetta und Genua) mit immerhin bis zu 8,8kts Geschwindigkeit unserem Ziel Poetto am Ostrand von Cagliari entgegen.
Dort erwartet uns beim Ankern nicht nur schwarzer Himmel (es sieht aus, als würde es jeden Moment losregnen, was aber dann doch nicht passiert) - auch die ANANDA liegt bereits hier und so können wir nochmals Anne und Volker treffen.
und hier unser Ausblick nach dem Ankern
Wir liegen schön geschützt hier vor sämtlichen Winden sowie Schwell und Welle - außer von Südost/Süd, aber als dann für das Wochenende nicht nur wieder Schlechtwetter sondern auch Welle aus SO direkt auf den Ankerplatz angesagt ist, brechen wir am Freitagmorgen auf. Die ANANDA zieht es westwärts mit Endziel Spanien und uns ostwärts.
Auch dieser Segeltag hat einiges zu bieten, und als wir dann vor dem Strand Campulongu bei Villasimius ankern, bläst der Wind bereits mit 28Knoten und es nieselt leicht.
Mit uns liegen hier 6 andere Yachten vor Anker, und gemeinsam überstehen wir hier den gestrigen Abend und die letzte Nacht mit Wind ständig um die 40Knoten und heftigen Regenschauern.
Gerade eben haben wir dunkelgrauen Himmel, Regen (mal mehr, mal weniger), um die 16-20Knoten Wind (Tendenz steigend)… Also nahezu prädestiniert für einen Büro-, Lese-, Fernsehtag… Der Wassermacher läuft und bringt sagenhafte 200Liter pro Stunde in unsere Tanks! Unglaublich, nach Austausch der Membranen übererfüllt er sein Soll, das ja nominal bei 160l/h liegt!
Mann, Mann, Mann… was ist denn das für ein Start in die Segelsaison!!!! So schlechtes Wetter hatten wir die ganzen Wintermonate nicht! Es ist kühl, stürmisch, regnerisch… und ein Fenster, um halbwegs angenehm nach Sizilien segeln zu können, sehen wir noch nicht!
So gehen / gingen unsere Pläne dahin, auch in diesem Jahr - wie in den letzten Sommern - einen schönen Segelstart (und ab dann gleichbleibend schön!) bei wunderschönem Mittelmeerwetter zu haben und schon Anfang Juni in griechischen Gewässern segeln zu können.
Momentan ist hier eher Ostsee-Feeling angesagt (lange Hosen, Socken, Fleecepullis…)
Aber solange wir gesund sind und die ODIN-X uns sicher durch Wind, Welle, Regen etc bringt, wollen wir nur auf ganz kleiner Flamme jammern….
Gestern, beim Ansteuern unseres Ankerplatzes, wurde hier in der Bucht vor Villasimius eine Regatta gesegelt. Wie wir später rausfinden, handelt es sich um die „Swan Sardinia Challenge“ bei der 28 Rennteams aus 9 Nationen auf ihren SWANs in drei Gruppen (36Fuß, 42Fuß und 50Fuß) gegeneinander antreten.
Ein imposantes Bild …. Wie schön und eindrucksvoll wäre es erst bei schönem Wetter vor der tollen Kulisse Südostsardiniens gewesen!
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