Kanal von Korinth

 01.08.23 (Michaela)


DAS Highlight der letzten Wochen: die Fahrt durch den Korinth Kanal
(hier ein Bild vom Bildschirm unseres Plotters - es zeigt die ODIN-X im Kanal)



Wie im letzten Blog geschrieben liegen wir Mitte August vor Poros, einer kleinen Hafenstadt im Südosten Kefalonias, die uns in ihrer Einfachheit sehr gut gefällt.


Hier vor Anker überlegen wir, welche Route wir für unsere weitere Reise nehmen werden - und legen unseren erst vor kurzem gefassten Entschluss, Peloponnes im Süden zu umfahren, wieder ad acta. Der wiederholte Wettercheck (viel und heftiger Wind größtenteils gegenan), die Überprüfung der möglichen Ankerplätze (sehr rar) und nicht zuletzt die Schilderung erfahrener Seeleute, die schon vor zig Jahren die Umrundung des östlichen Fingers des Peloponnes als „Kap Horn des Mittelmeeres“ bezeichneten, haben uns fragen lassen, warum wir uns das antun wollen. 

Also geht’s zwei Tage später nicht Richtung Süden sondern Richtung Osten, wo wir am Südwest-Ende des Golfs von Patras einen schönen einsamen Ankerplatz finden.




Am nächsten Tag steht mit der Durchfahrt unter der Rio Andarrio - Brücke etwas für uns nicht gerade Alltägliches am Programm.

Die Rio Andarrio - Brücke verbindet den Nordwesten des griechische Festlandes mit dem Peloponnes, in ihrem Westen liegt der Golf von Patras, im Osten der Golf von Korinth. Eine interessante Konstruktion die mit ihren Schrägseilen und den 4 Pylonen, die bis zu 160m hoch aufragen, weithin sichtbar ist.

Vor der Durchfahrt muss sich jedes Boot per Funk unter Angabe des Bootnamens, der Bootsgröße und der Höhe des Mastes sowie der nächsten Destination anmelden und erhält dann die Anweisung, wo genau die Brücke durchfahren werden darf.

In unserem Falle dürfen wir im Norden durch, wobei wir uns dann möglichst südlich am 2.Pylon orientieren, da dort die Durchfahrtshöhe bei 30 Meter liegt. (Weiter im Norden, noch im gleichen Sektor, beträgt sie nur noch 15Meter… und unser Mast ist mehr als 24Meter hoch). Ganz schön spannend, denn je näher man kommt desto eher denkt man, dass der Mast - oder zumindest die beiden an der Mastspitze montierten Antennen - gleich mit einem hässlichen Geräusch eine Brückenberührung haben. 






 





Aber natürlich geht alles gut und wir steuern mit Nafpaktos unser nächstes Ziel an.

Die Stadt war im Mittelalter im Besitz der Venezianer, die auf einem Hügel eine mächtige Festung errichteten sowie die Stadt durch eine imposante Hafeneinfahrt sicherten. Die Festung ist nur noch eine Ruine, der kleine Hafen aber besticht noch heute mit seiner schönen Einfahrt- natürlich nur für Kleinboote und unser Dingi.






Nach 3 Tagen zieht es uns weiter, und als wir am Nachmittag vor dem Strand von Eratini, einem kleinen Dorf am Nordufer des Golf von Korinth, unseren Anker fallen lassen, ist unsere Odin-X das einzige Schiff weit und breit.

Wie schon in Poros und auch in Nafpaktos so fällt uns auch hier wieder auf, wie hilfsbereit und freundlich die Griechen sind. Wir werden quasi von einem zum nächsten weitergereicht, der Kellner vom Café zeigt uns den Bäcker, der Kollege vom Bäcker ruft in der von uns ausgewählten Taverne an, ob es auch wirklich etwas für uns zu essen gibt, uns wird Diesel und jegliche Art von Unterstützung angeboten… Sicherlich hat das auch damit zu tun, dass der Ort wenig touristisch ist, wir gefühlt die einzigen Ausländer sind - und wir ja auch so nett sind! Spaß beiseite: es ist wirklich ein schönes Gefühl, so willkommen zu sein!


Wieder drei Tage später finden wir in der Bucht von Itea einen wunderbar geschützten Ankerplatz., denn es ist recht heftiger Wind von Nordwest angesagt. 

Unseren ersten Plan, bei Galaxidi zu ankern und uns die laut Reiseführer nette Kleinstadt anzusehen, lassen wir bei der Vorbeifahrt gleich wieder fallen: mehrere Megayachten und Motorboote ziehen in die Richtung, wir sehen einige Schiffe bereits dort vor Anker. Nein Danke, zu viel los für uns!

Und so ankern wir dann einige Meilen weiter nördlich und lernen mit Itea eine Kleinstadt kennen, die zur Abwechslung mal keine Wurzeln in der Antike hat sondern erst Mitte des 19.Jahrhunderts gegründet worden ist. Aber das soll uns nicht stören: die Versorgung ist perfekt, die Leute sind auch hier wieder superfreundlich….

 


In der ganzen Gegend hier gibt es Bauxit, ein Aluminiumerz - erkennbar an der rostroten Erde - und hier in der großen Bucht im Nordwesten von Itea, in der wir (wieder mal ganz alleine!) ankern, wird es im Tagebau abgebaut. Wir hören nichts davon - wir sehen nur die Gebäude und Förderbänder und dass jeden Tag ein Frachter kommt, stundenlang beladen wird und dann seine Fracht in das östlich gelegene Agios Nikolaos zum Löschen bringt. 

Übrigens wurden im Rahmen eines „Verschönerungsprojekts“ in den Jahren 2013 und 2014 die Gebäude rostrot und im oberen Bereich Camouflage-artig angestrichen, um besser und unauffälliger in die Umgebung integriert zu sein.




Wir fassen die Passage durch den Korinth Kanal für Sonntag oder spätestens Montag (das wäre dann der 31.Juli) ins Auge, und dementsprechend nutzen wir den guten Segelwind, der uns am 27.Juli Richtung Korinth bläst. 

Vor Assos, einem Mini-Dörflein (wirklich nur aus wenigen Häusern bestehend), ankern wir und sind dann nur noch ca. 6 Meilen vom Eingang zum Korinth-Kanal entfernt. 



Die erste Nacht hier vor Anker ist - zumindest bis Mitternacht - nicht sehr entspannend. Wir sind zwar wieder mal die einzigen Ankerlieger (und das ist wieder mal gut so, da dann keiner auf uns treiben kann etc.), aber der Wind ist stärker als vorhergesagt, die Welle höher als erwartet, der Ankergrund hält nicht - obwohl rundum türkises Wasser, was eigentlich für Sand und guten Halt sprechen sollte - , und so haben wir dann irgendwann in 6 Meter Wassertiefe stolze 70Meter Ankerkette (die Segler / Bootsfahrer unter Euch werden wissen, was das bedeutet…) und endlich die Sicherheit, gut zu liegen. 


Die ganze Aktion, sprich das schrittweise Rauslassen von mehr Ankerkette - von 50m auf 60m dann letztendlich auf 70m (dazwischen immer lange Beobachtungsphasen, flankiert davon mussten wir natürlich 2x die Ankerkralle lösen und neu setzen) hat leider unserem Bugstrahlruder das Leben gekostet. Schluchz! Denn um unsere Ankerwinsch zu entlasten und der Kette entgegenzufahren, um sie relativ entspannt 2Meter einholen und die Ankerkralle lösen zu können, nahm Sven das Bugstrahlruder zu Hilfe. Hat auch echt super geklappt - nur beim letzten Mal ging wohl beim Aus- und wieder Eintauchen in die hohen Wellen irgendetwas (an der Mechanik?) kaputt. Eine visuelle Überprüfung hat uns gezeigt, dass noch alle Teile da sind, wir können das Bugstrahlruder auch ein- und ausfahren, der Motor springt auch an… aber die Propeller drehen sich nicht.  

Somit haben wir jetzt einen weiteren Punkt auf unserer „Didim-Liste“….

Aber es gibt Schlimmeres… Immerhin haben viele andere Boote auch kein Bugstrahlruder, und so werden wir die nächsten Monate auch ohne dieses auskommen (müssen).


Am nächsten Tag zeigt sich das Wetter und das Meer friedlich, wir wassern unseren X5, fahren in den Minihafen und freuen uns über die günstigen Preise in der Strandtaverne. 

Für die Passage durch den Korinth Kanal haben wir uns mittlerweile schon online angemeldet (Sonntag, Wunschzeit 10Uhr)sowie ebenso online bezahlt. (Das ist echt eine tolle Neuerung, denn bis vor Kurzem musste man nach der Passage im Osten der Kanals in Isthmia an die Pier gehen und dort vor Ort im Büro bezahlen, was mitunter - je nachdem, wieviele Schiffe gerade unterwegs sind - dauern konnte.) Aber wie gesagt: wir machten es uns einfach und „durften“ nach umfangreichen Angaben und Hochladen der Schiffsregistrierung die für die ODIN-X fälligen 416Euro per Kreditkarte bezahlen. (Recht teurer Spaß für die knapp über 3 Meilen, aber dafür schön und man erspart sich die Reise, den Stress und die Spritkosten um den Peloponnes).


Wir legen uns für die letzte Nacht vor der Passage vor Korinth, damit wir morgens näher dran (1,7Meilen) und somit schneller am Kanal sind. 



Als wir uns dann am Sonntagmorgen um kurz vor 09:00Uhr per Funk bei der Kanal-Behörde melden, teilt man uns mit, wir sollen Richtung Eingang fahren. Okay… Anker auf und los geht’s. Leider hören wir dann um 09:30 am Funk, dass einem Boot, das schon beim Eingang ist, gesagt wird, es wäre das letzte Boot des ganzen Konvois. Das bedeutet, der Kanal - der im Einbahn-System betrieben wird - wird danach geschlossen und wir müssen ca. 2 Stunden warten, bis wir dann durchfahren dürfen. Ich rufe nochmals per Funk die Behörde, teile ihnen mit, dass wir noch eine gute Meile vom Eingang entfernt sind und bekommen dann die Info, wir sollten nördlich des Eingangs auf weitere Instruktionen warten. Okay, dann halt abwarten… Sven nimmt das Gas weg… aber nicht einmal eine Minute später werden wir von der Kanal Behörde angefunkt: wir sollten mit High Speed zum Kanaleingang und wir dürfen als Letzte der ganzen Bootskolonne (bestehend aus 10-15 Booten) die Passage antreten. Glück gehabt - und sehr nett, dass der gute Mann Gnade vor Recht ergehen ließ!

Die Passage selbst ist dann zwar in 45 Minuten erledigt, aber sie ist wirklich beeindruckend und ein unvergessliches Erlebnis!

Und wir sind ab sofort in der ÄGÄIS!!!


Hier die Eindrücke 

- von der. Einfahrt im Westen bei Korinth bis zur Ausfahrt im Osten bei Isthmia










Sven sehr konzentriert - die Enge des Kanals ist doch beeindruckend und erfordert die volle Aufmerksamkeit










Jetzt sind wir in der kleinen geschützten Bucht von Korfos, haben schon erste Freundschaften mit Einheimischen geschlossen (auch hier wieder hilfsbereit und zuvorkommend) und beschlossen, ein paar Tage hier zu bleiben. Wer weiß, wie oft wir in den kommenden Wochen und Monaten noch so geschützte Ankerplätze finden werden…



















Und noch eins: heute haben wir ein großes Jubiläum zu feiern, und dementsprechend knallt schon morgens der Sektkorken:

Heute vor genau 5 Jahren sind wir dauerhaft auf unsere ODIN-X gezogen und wurden „Liveaboards“!





(Sven)

Jetzt noch ein paar kritische Worte von meiner Seite:

„Gute Seemannschaft“ wird leider immer mehr zur Ausnahme. Seit letzter Segelsaison und jetzt immer öfter sehen wir viele Motor- und Segelboote, die den ganzen Tag mit allen Fendern draussen hängend herumfahren. Das ist eigentlich unter Seglern verpönt - die Fender gehören nach dem Ablegen abgenommen und weggeräumt. Wohlgemerkt - nicht nur Charterskipper - die wirklich genug Leute dafür an Bord haben - sondern ebenso Eigner sehen wir so segeln und auch mit Fendern ankern. Nicht nur in Griechenland !

Auch Flaggengebräuche sind eher unbekannt. Da sieht man häufig neben der kleinen, griechischen Nationalflagge die Nationalflagge der Chartercrew 4 x so gross in der Saling baumeln (nicht nur offiziell unzulässig sondern auch sehr unhöflich ggü. dem Gastland), neben monströs anmutenden Flaggen der Charterfirmen - aber auch Piratenflaggen und ähnlicher Unsinn. 

Schade…



Hier schnell noch die Übersicht unserer Reise seit unserem letzten Blog Mitte August:

von Poros / Kefalonia über den Golf von Patras und den Golf von Korinth durch den Korinth Kanal und nach Korfos



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