Angekommen in der Türkei
08.11.23 (Michaela)
Unser derzeitiges Zuhause für 6 Monate
Wie schon geschrieben ankern wir vom 01. auf den 02.Oktober in der Bucht vor DIDIM, unser erstes Mal (und für lange Zeit auch das letzte Mal) mit unserer ODIN-X in der Türkei vor Anker. Brav haben wir ganz vorschriftsmäßig die gelbe Flagge in die Backbord-Saling gezogen, die signalisiert, dass wir noch nicht einklariert haben und damit auch noch nicht an Land gehen dürfen.
Ein bissl mulmig ist uns, da man normalerweise gleich beim Eintreffen im Land dann auch den Einklarierungsprozess anstoßen muss, aber wir hoffen einfach, dass uns die Küstenwache in Ruhe lässt. Und tatsächlich kümmert es niemanden, dass wir schon den ganzen Nachmittag und Abend (und auch später die Nacht) hier ankern.
Am 02.Oktober morgens kurz nach 09:00Uhr legen wir am Einklarierungssteg der Marina an -
und dann geht’s auch schon los: während wir noch die Leinen klar machen, ruft bereits Can, der Werftbesitzer bei uns an. Er heißt uns herzlich in der Türkei willkommen, wäre noch im Norden unterwegs, würde aber zu Mittag in Didim sein und gleich zu uns aufs Schiff kommen. Vorab aber würde er gleich mal einen seiner Werft-Mitarbeiter zu uns schicken, damit wir auch persönlich begrüßt werden.
Kaum das Telefonat mit Can beendet, rufe ich als erstes unseren Agenten an, der für uns den Einklarierungsprozess abwickeln wird.
(Kurz zur Info: da wir jetzt in einem außereuropäischen Land einreisen, müssen wir - wie ja auch, wenn man mit Flugzeug oder Auto unterwegs ist - durch die Passkontrolle etc. Das besondere hier in der Türkei ist, dass wir - da wir mit unserem Schiff einreisen - für die Formalitäten einen Agenten brauchen. Das stellt sich aber ohnehin als sehr angenehm heraus - zumindest in unserem Fall. Unser Agent Atilla, der sein Büro direkt in der Marina hat und der uns von der Werft empfohlen wurde, erledigt sämtliche Wege für uns, und wo wir selbst mit hin müssen, stellt er uns einen seiner Angestellten zur Verfügung, der uns überall hinfährt und zur Seite steht.)
Wir denken, dass jetzt ein bissl Ruhe einkehren wird, und dass sowohl der Werftmitarbeiter als auch der Agent auf sich warten lassen werden (das wäre ja das Normale, nicht wahr?) und machen uns erst mal unseren Frühstückskaffee.
Aber weit gefehlt: der Kaffee ist noch nicht mal in der Tasse, da ruft schon jemand vom Kai ins Boot. Es ist Yasin von der Werft, wollte sich nur gleich bei unserer Ankunft bei uns melden und sich vorstellen, da er unser (sprich ODIN-X) Projektleiter ist. Interessant: wir bekommen einen eigenen Projektleiter? Das lässt ja schon fast an deutsche Zustände denken und stellt sich als äußerst effektiv und sehr hilfreich heraus.
Und während Yasin bei uns an Bord ist, kommt schon der Mitarbeiter von Atilla (dem Agenten), um mit uns durch das Einreiseprozedere zu gehen. Also in sein Büro, Formulare ausfüllen, und dann kurz zur Hafenpolizei, die von uns Bilder für deren Ablage machen und unsere Pässe stempeln. Dann geht’s gleich wieder zurück zum Schiff, denn alles Weitere wird vom Agenten abgewickelt. Wir bekommen l(200Euro später) ein Transitlog mit ein paar Stempeln und Unterschriften, sind jetzt offiziell in die Türkei eingereist und dürfen uns frei bewegen.
Zurück an Bord erfahren wir, dass wir jetzt die ODIN-X verlegen müssen: vom Einklarierungsplatz geht’s - diesmal wieder mit Yasin - zu einem Liegeplatz, an dem wir von diversen Werftmitarbeitern in Empfang genommen werden. Kaum angelegt, kommt auch schon Can. Nach einer kurzen herzlichen Begrüßung (wir haben uns 10Jahre nicht mehr gesehen), fängt es bereits an, bei uns an Bord „zu wuseln“. Und daran müssen wir uns in den nächsten Tagen gewöhnen: es sind immer zwischen 5 und 7 Werftmitarbeiter an Bord, die an den verschiedenen Stellen am und im Schiff arbeiten. Zuerst geht es natürlich darum, erst mal die ODIN-X für das Kranen vorzubereiten, gleichzeitig aber müssen einige anstehende Arbeiten noch besprochen werden, solange das Schiff noch im Wasser ist.
Am nächsten Tag vormittags gibt es eine - tja, wie soll man es nennen - Übergabefahrt, bei der die ODIN-X von CAN noch auf Herz und Nieren geprüft wird. Es geht nicht nur darum, Schäden oder was auch immer festzustellen, die dann noch im nächsten halben Jahr in der Werft repariert werden sollen, sondern es ist auch ein „Eigenschutz“ von Yachtworks und auch dem ‚Bootseigner: denn so wird ganz klar, in welchem Zustand das zu bearbeitende Schiff ist - und nicht, dass dann später Streit aufkommt, wenn das Schiff wieder ins Wasser kommt, und irgendetwas nicht funktioniert, was vorher aber einwandfrei war oder eben schon nicht mehr funktionierte.
Aber unsere ODIN-X hat keine versteckten Fehler und verhält sich entsprechend bei der Probefahrt, sodass gewährleistet ist, dass unser Schiff im nächsten Jahr nach Abschluss der vielen Arbeiten in einem einwandfreien Zustand von Yachtworks an uns übergeben werden muss.
Es sind sehr aufregende erste Tage hier in der Türkei - einerseits die ODIN-X, die zum ersten Mal, seit wir sie haben, ihren Mast gezogen bekommt. Dann geht’s in den Kran und in die Halle, wo sie eingerüstet und mit Plastikfolie umhüllt wird.
Andererseits übernehmen wir unsere Wohnung, die für die nächsten 6 Monate unser zu Hause sein wird. Sie erweist sich als Glücksgriff - in der besten Gegend Didims, gut ausgestattet, nettes Ambiente - und den ganzen Oktober können wir noch den schönen Pool nutzen. Und das für sagenhafte 300Euro pro Monat!!!
Die Wohnung im Oasis-Village geht über 2 Stockwerke - im unteren Stock haben wir neben Gästezimmer, Gästetoilette, Küche & Wohnzimmer unseren Frühstücksbalkon. Im oberen Stockwerk ist unser Schlafzimmer mit schönem Bad und großer Dachterrasse:
Unsere englischen Vermieter sind total nett und stellen uns für das kommende halbe Jahr sogar ihre Fahrräder zur Verfügung! Wie nett - wir wollten uns schon welche mieten oder kaufen, damit wir die 4,5km (ins also 9km) zur (und von der) Marina nicht immer laufen müssen, aber so ist es ja viel besser - noch dazu, wo die Fahrräder in einwandfreiem Zustand sind.
Can und seine Mannschaft von Yachtworks sind extrem hilfsbereit: so bekommen wir u.a. ein Auto zur Verfügung gestellt, (größtenteils mit Fahrer), um unsere ganzen Sachen in die Wohnung zu bringen (2 Fuhren mit Sack und Pack - ein richtiger Umzug!), in der Stadt eine sim-Karte fürs Telefon zu kaufen etc. Unter anderem lässt uns Can 2 Fahrräder bringen, weil er noch nicht weiß, dass wir bereits welche von unseren Vermietern zur Verfügung gestellt bekommen haben….
Zu erwähnen ist auch noch, dass von der Werft sämtliche Backskisten sowie die Skipperkabine komplett ausgeräumt wurden und alle Inhalte in einem großen Rollregal verstaut und rundum eingeschweißt wurden.
Ein kleiner Teil unseres "Umzug-Gepäcks" und das vollgefüllte Regal bei Yachtworks
Mit der Werft vereinbaren wir, dass wir uns jeden Dienstagvormittag zu einem Projektmeeting treffen, bei dem wir alles Anstehende besprechen und den Fortschritt der Arbeiten an der ODIN-X sehen können.
Das klappt wunderbar - und zusätzlich bekommen wir mindestens 2-3x wöchentlich Bilder von den Arbeiten.
Mit unserem Projektleiter Yasin zur Besprechung am Vorschiff
An der ODIN-X wird - wie schon geschrieben - in den ersten Wochen an vielen Baustellen gleichzeitig gearbeitet:
Im Inneren wird alles abgeklebt und während das alte Teakdeck entfernt, das darunter liegende Gelcoat geschliffen und partiell ausgebessert wird (alte Löcher werden mit Epoxidfüller geschlossen) ...
wird gleichzeitig das Unterwasserschiff angeschliffen. Dabei stellt sich heraus, dass die von Massimo in Arbatax unter Zeitdruck durchgeführte Osmosebehandlung am Kiel leider nicht lange vorgehalten hat und sich schon wieder erste Bläschen zeigen. In der Kiel-Rumpf-Verbindung wurde nach dem Abschleifen ein Riss sichtbar, durch den Salzwasser zwischen Laminat und Eisenkiel eindringen konnte und die Osmose verursacht hat. Das muss jetzt ein für alle Mal gründlich bearbeitet werden.
Wie schon im Vorfeld mit Yachtworks besprochen muss die ODIN-X im Bugbereich einer Schönheitsoperation unterzogen werden. Denn wie wir schon beim Kauf des Schiffes gesehen hatten, gab es auf beiden Seiten auf den ersten 2 Metern verschiedene Risse im Lack, die auf alte Schäden hinwiesen. (Wie schon im damaligen Verkaufsgutachten beschrieben stellte sich heraus, dass es sich um keinen Strukturschaden handelt, sondern um einzelne Stoßschäden, die sowohl vom Voreigner als auch von Massimo in Arbatax nur oberflächlich behandelt worden sind, was nach einiger Zeit immer wieder zu Rissen im Lack geführt hat.)
Bei Yachtworks wurde nun der Bereich komplett bis aufs Laminat abgeschliffen und momentan wird der wiederaufgebaute Bereich professionell mit Heizmatten getrocknet.
Nach Überprüfung des defekten Bugstrahlruders ergab sich, dass glücklicherweise nur ein „Opferteil“ für den Ausfall gesorgt hat. Hier das neue Teil, das aussieht wie ein Gummi-Impeller. Und statt der vom Originalhersteller genannten 160Euro konnte die Werft ein Ersatzteil aus dem Industriebereich für 20Euro finden.
Der nicht mehr arbeitende alte (zweite) Autopilot kann glücklicherweise durch Austausch des Ruderlagegebers günstig repariert werden, und muss nicht - wie von uns befürchtet - für einige tausend Euro komplett ausgetauscht werden.
Da durch die UV-Strahlung nach 23 Jahren sämtliche Seitenfenster und 3 Luken (3 weitere wurden bereits von unserem Vorbesitzer erneuert) viele kleine Oberflächen-Cracks haben, wollten wir sie aus optischen Gründen schon länger austauschen - allerdings hielten uns die enormen Kosten für die Originalteile von Lewmar davon ab. Yachtworks geht allerdings hier mit Svens Vorschlag mit und wird lediglich die Fenster- und Lukenscheiben für einen sehr fairen Preis austauschen (für uns ein Bruchteil der Kosten).
Also auch wenn der Aufenthalt, sprich die Arbeiten an der ODIN-X für uns sehr teuer sein wird, muss man doch sagen, dass uns Can und seine Werft bei einigen Dingen viel Geld sparen, die wir an anderer Stelle wieder investieren müssen.
Aber wir haben das Gefühl, dass die hier durchgeführten Arbeiten aufgrund der Professionalität von Yachtworks uns für viele Jahre den Rücken frei halten werden.
Status des neuen Teakdecks vor ein paar Tagen:
Vielleicht bzw. hoffentlich könnt Ihr jetzt nachvollziehen, wieso wir erst jetzt dazu kommen, den Blog zu aktualisieren…
Denn wir hatten zwischenzeitlich auch noch Besuch von unserer Tochter - aber mehr dazu im nächsten Beitrag.
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