1x Rhodos und zurück

 15.07.24 (Michaela)


nach Rhodos / gelb: von Kos Stadt nach Kardamena (Kos) zur Insel Gyali und weiter über Livadia (Tilos) und die Insel Chalki nach Lindos (Rhodos)

zurück nach Kos / rot: Von Lindos zur Ormos Agios Georgios (Kos) nach Livadia (Tilos) zurück nach Kardamena (Kos)



Ganz schön lange ankern wir vor Kos - Stadt…. 2x allerdings müssen wir um jeweils weniger als 100Meter verlegen: 

Das erste Mal aufgrund einer Aufforderung der Küstenwache. Die fährt eines Tages wahllos sämtliche Schiffe, die im südlichen Umkreis des kleinen Landungspiers liegen, an und - wo sie jemanden an Bord antreffen - freundlich (aber bestimmt) darum bitten, weiter draußen zu ankern. Angeblich hätte sich ein Hotelier beschwert, weil Schiffe zu nahe ankern. Ja, das hat schon gestimmt - aber genau die Idioten, die quasi am Strand direkt vor den Sonnen- und sonstigen Badenden geankert hatten, waren schon morgens abgefahren. (Es gibt ja leider immer und überall Bootsfahrer, die glauben, sie müssten ganz ganz nahe an Land ankern….) Tja, wir hatten zu der Zeit schon 2 Wochen an ein und derselben Stelle geankert, selbst die Küstenwache hatte uns schon mehrmals zugewonnen… alles in Ordnung, bis halt wieder mal ein paar Bootsleute ein Problem darstellten. 

Aber gut - wir holen den Anker hoch und liegen dann später knapp 100Meter weiter weg von Land. Prinzipiell für uns ohnehin kein Problem, aber wir hatten den anderen Platz extra ausgewählt, um bei dem hier vorwiegend aus NW wehenden Meltemi besser vor den damit einhergehenden Wellen geschützt zu sein.  Die ersten paar Tage liegen wir recht gut, aber gerade als der nächste stärkere Wind angesagt ist, legt sich ein Katamaran recht dicht hinter uns. Leider können wir deshalb nicht wie geplant 10Meter mehr Ankerkette rauslassen und müssen darauf vertrauen, dass unsere ODIN-X mit 40m auch gut liegen bleibt. 

Kleine Anmerkung für unsere „Landratten“: Beim sicheren Ankern sind Anker, Ankerkette und die Länge der rausgelassenen Ankerkette dafür verantwortlich, dass das Schiff fest liegt und nicht vertreibt. Das eine ist eben die richtige Dimension (und damit auch das Gewicht) von Anker und Kette, das andere aber, dass genug Ankerkette (und somit auch wieder viel Gewicht) am Meeresboden liegt. Wir achten normalerweise bei moderaten Bedingungen darauf, dass um die 25m Kette am Boden liegt (+ Wassertiefe und Kettenteil, der ca. Hochgezogen wird bei Winddruck), und fahren (ankern) damit immer gut. Bei stärkerem Wind und vor allem bei Wellen wird dann die Kettenlänge entsprechend angepasst.

Tja, und so baut sich jetzt im Meltemi vor Kos die Welle auf, lässt unser immerhin 25Tonnen schweres Schiff auf und ab gehen, wodurch die mittlerweile strammgezogene Kette an unserem Anker zehrt und auch ihn bewegt (hätten wir mehr Kette rauslassen können, wäre diese Bewegung gar nicht beim Anker angekommen sondern von der am Boden liegenden Kette absorbiert worden). Es kommt, wie es kommen muss… Wir sitzen bei solchen Bedingungen ohnehin im Cockpit, um die Lage zu kontrollieren und gegebenfalls schnell eingreifen zu können… und schon haben wir das Gefühl, dem hinter uns liegenden Katamaran näher gekommen zu sein. Auch dessen Skipper bemerkt das und will uns warnen, aber da hat Sven schon den Motor gestartet und ich bin schon am Anker, um ihn hochzuholen. (Schön, dass der andere Skipper uns warnen wollte… hätte er vorher mitgedacht, hätte er nicht so eng an uns geankert - es war genug Platz für ihn - und uns damit die Chance gegeben, die Länge unserer Ankerkette anzupassen….)

Also verlegen wir wieder an unseren „alten“ Platz, lassen gleich mal fürsorglich in 6Meter tiefen Wasser 50Meter Ankerkette raus, um auch die nächsten Tage gut und sicher und ruhig zu liegen.


Spaziergang zum Hafen von Kos, in dem neben Fischerbooten, Segel- und Motoryachten vor allem Ausflugsboote liegen, die zum Großteil recht kitschig aufgemacht sind



 





Nach 2,5 Wochen vor Kos Stadt entschließen wir uns, den Ankerplatz vor dem knapp 17Meilen entfernten Kardamena, das in der Mitte der Insel Kos im Süden liegt,  aufzusuchen. Nicht nur, damit wir mal wieder etwas Neues sehen, sondern auch, weil wieder Meltemi angesagt ist, und wir vor Kardamena zwar nicht vor Wind aber doch weitestgehend geschützt vor Wellen sicher liegen können.



Das ehemalige Fischerdorf hat sich in den letzen 100Jahren langsam zu einem Touristenort entwickelt, es gibt jede Menge Bars, Restaurants, Souvenirshops… aber - und das finden wir hier sehr positiv - kein großes grässliches Hotel, das die Landschaft zerstört. Wir liegen hier vor dem langen Sandstrand, es gibt einen schönen kleinen Hafen, der von kleinen Fähren bzw von Ausflugsbooten angefahren wird und vor dem wir gut mit unserem Dingi anlegen können.

Die Aussicht, die wir von unserem Ankerplatz haben, ist richtig schön: nach unten ins türkise glasklare Wasser, im Südosten auf die türkische Halbinsel Datça, im Süden auf die Inseln Nisyros und Gyali, schauen wir nach Westen sehen wir das Dorf, das dann vor uns in den langen Sandstrand übergeht und der dann im Nordosten von höheren Bergen begrenzt wird. 


Nach ein paar Tagen, an denen wir unsere ODIN-X aufgrund des wieder mal recht heftigen Meltemis, der uns mit diesmal mit Böen bis 37Knoten und „Normalwind“ mit immer um die 20-25Knoten einweht, nicht verlassen, ist unser Plan, am ersten etwas windstilleren Tag noch Svens Geburtstag hier zu verbringen und dann am 2.Juli Kos in Richtung der Insel Tilos zu verlassen.


So fühlt es sich vor Kardamena an, wenn ein "normaler" nicht zu heftiger Meltemi weht:



Diesmal macht uns ein Waldbrand einen Strich durch die Rechnung, sodass wir noch am 01.Juli recht überstürzt los müssen… als erstes sehen wir noch kleinere Rauchwolken im NW (natürlich genau dort, woher der Wind kommt…), die dann aber schnell größer werden, und einen Hubschrauber, der in der Nähe Wasser aufnimmt und versucht, den Brand zu löschen. Dann gibt es auf alle Handys, die in der Nähe eingeloggt sind, eine Warnung des griechischen Zivilschutzes, mit der Aufforderung, sich in der Nähe des Flughafens, der nordöstlich von Kardamena liegt, in Sicherheit zu bringen. (Gilt natürlich nur für die Leute an Land…) Zu diesem Zeitpunkt sind wir noch recht entspannt, aber als dann der Brand immer größer wird und die ersten Aschepartikel durch den doch noch richtig ordentlich blasenden NW Wind auf unser Deck fallen, holen wir recht zügig den Anker hoch und hinter die knapp 9Meilen südlich von Kos liegende kleine Insel Gyali.





Gyali hat nicht viel zu bieten… die Insel besteht aus 2 Hügel verbunden von einer ca 250m langen Landzunge, hinter der wir liegen, am östlichen Hügel wird im großen Rahmen Bimsstein im Tagebau abgebaut.



Am 02.Juli gibt es dann zur Abwechslung einen richtig schönen Segeltag - bei moderatem Wind geht’s größtenteils unter Segel zur Insel Tilos und dort in die Bucht von Livadia.


An der Insel Nisyros vorbei geht's Richtung Tilos:




 Livadia liegt im Osten der Insel und ist der Hafenort von Tilos.Welch schönes Fleckchen!!! Ein kleiner süßer Fischerort, auch hier kein großer Hotelbau, für die wenigen Touristen gibt es kleine Apartmenthäuser und einen schmalen Kiesstrand, einen kleinen Hafen, ein paar Tavernen…

Hier gefällt es uns so gut, dass wir erst 3 Tage später weiter Richtung Süden aufbrechen.








 





Ein weiterer schöner Segeltag (kaum lässt der Meltemi nach, ist es hier in der Ägäis richtig schön und man kann auch mal entspannt segeln!) bringt uns zur Insel Chalki.

Hier lassen wir vor dem einzigen Ort der Insel, Emporio oder Nimboro, von den Einheimischen aber einfach Chalki genannt, den Anker fallen. Ein sehr fotogener Ort, dieses Chalki… 







Schon am nächsten Morgen zieht es uns weiter in den Süden von Rhodos, wo wir nach knapp 50Meilen in der Ormos Vlycha bei Lindos unseren nächsten Ankerplatz finden.



Blick auf Lindos mit der Akropolis aus dem 4.Jahrhundert:




Unser Plan ist es, hier einige Zeit zu verweilen, die Gegend zu genießen und dann bei gutem Wetter (und wenig Wind!) die Reise über Karpathos nach Kreta anzutreten.

Dass der Weg über Karpathos nicht so ohne sein wird, haben wir bereits in vielen Berichten gelesen und entsprechend  die Karten studiert. Noch aber sind wir zuversichtlich, dass wir auch auf Karpathos irgendwo einen geschützten Ankerplatz finden können und vertrauen darauf, dass Wind und Welle uns nicht zu übel mitspielen werden. Wozu gibt es denn auch Wettervorhersagen!

Und dann kommt wieder mal alles anders…. 


Zuerst aber bleiben wir erst mal hier in dieser Bucht… diesmal gibt es zwar Hotelbauten am Strand, aber bei weitem nicht so hässlich wie zum Beispiel an der spanischen Mittelmeerküste bei Benidorm etc., aber der Strand ist bis auf wenige (aber größtenteils geschmackvolle) Sonnenliegen und Scnnenschirme so gut wie nicht besucht und naturbelassen, das Wasser ist wiedermal wunderschön klar, die Leute sind sehr freundlich… lediglich versorgungsmäßig ist dies hier ein totales Desaster. Ein Minisupermarkt mit Getränken, Souvenirs, Strandutensilien - halt alles, was man als Hotelurlauber so braucht, aber leider kein frisches Gemüse, Obst, Brot - ganz zu schweigen von Fisch oder Fleisch. Aber gut, man kann halt nicht alles haben.

Hier trifft uns zum ersten Mal die richtig große Hitze. Bei sehr wenig Wind nachts und vormittags schwitzen wir, was das Zeug hält (und unser Körper hergibt) - am Nachmittag bläst’s mit gut 20Knoten über mehrere Stunden hinweg, und da es um die 40Grad im Schatten hat, fühlt es sich an, als würde man vor einem heißen Föhn stehen.

Leider finden wir hier auch raus, dass wir uns auf die Wettervorhersagen nicht mehr verlassen können. Ja natürlich gab es schon immer mal Abweichungen, aber nicht mit der Vehemenz, mit der hier nun plötzlich immer um die 10 (und manchmal noch mehr) Knoten Wind weniger angesagt werden als dann wirklich um uns rumwehen, 

Kritisch beobachten wir die Situation zwischen Rhodos-Karpathos-Kreta. Dort nochmals 15Knoten hinzu rechnen, würde bedeuten, dass wir die 35Meilen von Karpathos nach Kreta bei gut 40Knoten Wind gegenan (und somit auch gegen die in diesem Bereich recht hohen Wellen) meistern müssen. Das klingt alles andere als gemütlich!!! Die Bemerkungen in unserem griechischem Revierführer von Eagleray beruhigen uns auch nicht wirklich: die Fischer in Karpathos warnen davor, bei Westwind im Osten der Insel, also der Leeseite, zu ankern, da der Wind wegen der hohen Berge dort gerne mal mit 2 Beaufort mehr ankommt (das sind schon mal ca 15Knoten mehr als ohnehin der starke Wind im Westen), dann der Hinweis, bei starkem Westwind bauen sich westlich von Karpathos die Wellen auf bis zu 7m auf…

Tja, nun ist guter Rat teuer… Augen zu und durch? Klingt nicht toll. Oder in die Mitte der Ägäis, grobe Richtung Santorin, und dann von dort gerade aus nach Süden bis man nach ca 65Meilen auf Kreta trifft? 

Wir überlegen hin und her.. und schreiben dann Freunde von uns an, die bereits seit 3 Jahren in der Ägäis segeln und in der Marina überwintern die nun auch wir gebucht haben um zu hören, welche Strecke nach Kreta sie genommen haben. 

Ein Paar ist in einer „Nacht- und Nebelaktion“ von Symi in einem durch nach Kreta gefahren, also auch durch die Höhle des Löwen, ohne anzuhalten, aber natürlich auch mit dem Versuch, ein möglichst geeignetes Wetter- und Windfenster zu erwischen.

Ein Paar ist mit seiner Motoryacht genau die Strecke gefahren, die wir nehmen wollten. Also über Rhodos nach Karpathos und dann weiter nach Kreta. Allerdings erst im Oktober, also nicht in der Starkwindzeit (Meltemi bläst hier vor allem im Juli und August). 

Die anderen haben den Weg über Anafi bzw Santorin nach Kreta gewählt.

Und einig waren sich alle: schön wird zu dieser Zeit jetzt der Weg über Karpathos keinesfalls.

Also gucken sich Sven und ich in die Augen, atmen tief durch - und entschließen uns, einmal mehr Flexibilität zu zeigen, und über Tilos wieder zurück nach Kos zu segeln, uns dort mit Diesel und Nahrung zu versorgen, auf ein gutes Wetterfenster zu warten und dann die Reise über die Inseln Astipalea und Anafi (und evtl auch Santorin) nach Kreta anzutreten.


Nun gilt es ein paar Tage mit möglichst wenig (oder keinen!) Nordwestwind (= wieder mal Meltemi) zu finden und auszunutzen, um nach Kos zurückzukommen. Kos liegt nämlich nordwestlich von Rhodos, also sonst gegenan.

Der 10. und der 11.Juli sollen ziemlich wenig Wind bieten - DAS ist es, worauf wir bauen. 

So verlassen wir am 09.Juli Lindos in Richtung Südwesten und wollen in der Ormos Agios Geogios, einem guten Absprungsort für den nächsten Step in Richtung Norden (Tilos) ankern. Ach ja, das Lüftchen wird wieder mal ein ordentlicher ausgewachsener Wind…





Auf dem Weg kommen uns Regatta-Segler entgegen...



Dann der große Schock beim Ankern - hier der Bericht, den ich noch abends geschrieben hatte:

Bei 30m Kette raus ging plotzlich nichts mehr. Weder rauf noch runter. Und das in knapp 8m Tiefe bei bis zu 30kt Wind. Also viel zu wenig Kette. Keine Chance irgendwas zu machen... Wir haben uns dann erst mal ins Cockpit gesetzt und überlegt, wie wir dann den Anker überhaupt wieder hoch bringen. Und dann, ob wir hoffentlich nicht vertreiben. Und dann, dass wir dann morgen im ruhigen Wetter nach Rhodos Stadt in die Marina fahren und die Ankerwinsch reparieren lassen müssen. Oder neu kaufen, oder, oder.... Nicht gut.... Nach ca 30Minuten fingen wir an zu slippen😭... Große Sch.. ... Also Sven Motor an, leicht gegenan fahren, während ich versuche, irgendwie die Kette vom Ritzelrad abzuheben und ausrauschen zu lassen, damit wir zumindest stabil bis morgen liegen (morgen soll mal Windpause sein). Da habe ich dann bemerkt, dass sich unter der Ankerwinschverkleidung ein Kettenglied quergestellt und dadurch die Kette blockiert hatte. Konnte ich zwar nicht lösen, aber Sven und ich haben dann Plätze getauscht. Ich bin gegenan gefahren, Sven musste die Kette lösen. Und Gott sei Dank hat das geklappt. Sven hat die Verkleidung abgeschraubt, 2x so eine Querstellung gelöst, weitere 20m Kette rausgelassen und nun liegen wir stabil mit 50m Kette. Und die Ankerwinsch als solche funktioniert auch😅. Wir müssen jetzt nur noch rausfinden, weshalb sich plötzlich so etwas bildet. Hatten wir noch nie!!!! Aber wir sind so froh, dass wir nun wieder ankern können und werden jetzt erst mal plangemäß morgen weiter Richtung Norden aufbrechen. (Rhodos Stadt und die werft dort bleiben uns scheinbar erspart😅) 🙏


Hier die Ankerwinsch bzw die Abdeckung, unter der sich das Kettenglied quergestellt und verkantet hat:




Wir haben mittlerweile schon wieder 2x geankert ohne dass so etwas wieder passiert wäre. Wahrscheinlich war es ein ganz blöder Zufall… Der Zug an der Kette aufgrund der 30Knoten Wind, zeitgleich ein Kettenglied, das sich nicht rechtzeitig wieder in die richtige Position gedreht hat (was die normalerweise machen)… Wie auch immer, die Kette hat nun mal eine gehörige Ladung WD40 bekommen, damit sie wieder schön geschmeidig ist, und nun hoffen wir, dass das ein einmaliges Erlebnis war!


Über Tilos, wo wir wieder vor Livadia ankern, erreichen wir am 11.Juli wieder unseren ehemaligen Ankerplatz bei Kardamena. Diesel tanken, Vorräte auffüllen, Barbesuche - und nun auch wieder mal ein Meltemi, das haben wir jetzt in den letzten Tagen wieder hinter uns gebracht.



An der Tankstelle in Kardamena holen wir mit einem 25l, einem 20l und einem 10l Kanister Diesel für unseren braven Yanmar-Motor:





















Morgen oder übermorgen wollen wir nun (sofern es das Wind gut mit uns meint) nach Westen zur Insel Astipalea aufbrechen.

Mal sehen, womit die südliche Mitte der Ägäis aufwartet…

Kommentare

  1. Hallo ihr beiden, bin gerade mit Walter (kennt ihr noch aus Cartagena) unterwegs im Pelepones. Das exakt gleiche Problem mit der verkanteten Kette hatte ich diese Saison auch schon zweimal. Ursache war bei mir, dass die Kette beim Einholen verdreht war. Seitdem ich darauf achte funktioniert alles wieder normal. Liebe Grüße von der EIRA, Frank

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