Baustelle und Familienzuwachs auf der ODIN-X
03.04.25 (Michaela)
Familienzuwachs an Bord: Spotty, eine kleine Walhai-Dame, die uns Karin aus Österreich mitbringt, ergänzt unseren "Haizoo"
Schon wieder ist ein weiteres Vierteljahr vergangen… die Zeit läuft nur so dahin und wir freuen uns jetzt schon darauf, hoffentlich noch in diesem Monat in die diesjährige Segelsaison starten zu können. Allerdings zeigen die Wettervorhersagen noch nicht wirklich eine eindeutige Tendenz Richtung stabiles Frühsommerwetter - im Gegenteil, wir „kämpfen“ seit Februar mit immer wieder mal kalten Temperaturen, mitunter viel Regen und vor allem vielen stürmischen Tagen.
Beim letzten „Schwellangriff“ hier in der Marina vor nun ca. 2 Wochen hat es die Boote hier wieder mal so hin und her schwingen lassen, dass bei unseren Nachbarn Leinen gerissen und sogar eine Klampe gebrochen ist.
Drei Wochen davor gab es schon mal eine ähnliche Situation, bei der ein Schiff, dass vier Plätze entfernt von uns liegt, mit seiner Alu-Gangway den Hydranten „abgesäbelt“ und im Hafenbecken versenkt hat.
Hier der vom Taucher bereits geborgene Hydrant mit der kaputt geschlagenen Gangway:
In diesen Stunden ist es hier gar nicht schön, und entgegen anderer Bootsbesitzer, die das dann halt so hinnehmen („wird schon nix passieren und ggfs gibt’s ja die Versicherung“), bleiben wir dann an Bord und beobachten die Lage, sodass wir jederzeit - sollte z.B: eine Leine reißen o.ä. - eingreifen und die Situation verbessern können.
Nachdem uns ja alle hier erzählt hatten, dass im Winter 2023/24 hier nahezu kein Niederschlag zu verzeichnen war, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die „Berichterstatter“ leiden unter partieller Amnesie und haben total vergessen, dass es auch im letzten Winter hier geregnet hat
oder: Wir haben einfach das „Glück“, dass in diesem Winter nun die Regenmenge von zumindest auch dem vorletzten Winter nachgeholt wird.
Wir können den schönen Satz, den die vielen hier schon lange festsitzenden Bootsbesitzer bei jedem Regenschauer immer wieder vor sich hersagen (vielleicht um sich selbst Mut zu machen???) nicht mehr hören: „Die Insel braucht’s“. Ich weiß nicht, was die Insel (Kreta) noch so alles braucht: den Sturm vielleicht auch????
Okay, ich sollte nicht so negativ reagieren, aber selbst die Einheimischen haben mittlerweile genug vom Regen, und uns geht’s mittlerweile auf die Nerven und wir freuen uns einfach auf stabiles schönes Wetter mit wenig Wind und warmen Temperaturen… Wobei ich gestehen muss: sobald die Sonne rauskommt, wird es richtig warm, und wenn dann der Wind auch weniger wird, kann man es hier gut aushalten, und schon fängt man angesichts des „Sommerfeelings“, das sich unmittelbar einstellt, zu vergessen, wie die letzten Tage / Stunden waren.
Denn genau so geht’s gerade zu: Am Anfang dieser Zeilen war es windig und regnerisch, jetzt scheint die Sonne, es weht nur ein laues Lüftchen…
Im Februar hatten wir Besuch von unserer Freundin Karin, die wir vor mittlerweile 9(?) Jahren in Arbatax kennengelernt haben, als sie mit ihrer Solaris 50 unsere Bootsnachbarin in der Marina war. Zwischendurch hatte sie uns dann vor vielen Jahren in Cartagena besucht, aber nun kam sie mit ihrem Freund Heinz für 5 Tage nach Agios Nikolaos, um uns nach vielen Jahren endlich mal wiederzusehen.
Karin ist im Sommer oft wochenlang auf ihrem Schiff im Mittelmeer unterwegs, unterbrochen von Aufenthalten zu Hause in Vorarlberg mit Wanderungen und Mountainbiken und als Regattaseglerin auf dem Bodensee.
Und so ergaben sich mit ihr und vor allem Heinz, seines Zeichens Regatta-Segler, viele interessante und unterhaltsame Gespräche, da sich hier zwei recht kontroverse Seglerwelten mit sehr unterschiedlichen Ansichten und Erfahrungen getroffen haben.
Die beiden ließen sich von den in genau dieser Besuchswoche vorwiegenden kalten Temperaturen nicht abschrecken und so führten uns die gemeinsamen Ausflüge u.a. durch Schnee auf der Lasithi-Hochebene und bei viel Sturm (aber immerhin blauem Himmel) Richtung Tal der Toten.
(Die Schlucht wird „Tal der Toten“ genannt, weil die Minoer ca.2200 vor Christus in den zahlreichen Höhlen der Seitenwände ihre Toten beisetzten.)
Vielen lieben Dank an die beiden und auf hoffentlich baldiges Wiedersehen!!!
Ausflug 1: über Sitia nach Zakros (Mittagessen in einem Bahnhofsähnlichem Gasthof, der aber - außerhalb der Saison - der einzige zumindest halbwegs geöffnete war) und weiter zur Südküste nach Kato Zakros (bei Wind bis zu 10BFT konnten wir das fliegende Wasser am Lybischen Meer fotografieren) und dann über Ierapetra zurück nach Agios Nikolaos
Ausflug 2: zur Lasithi Hochebene (im Schnee bei 2Grad) und dann über Malia und Neapolis zurück nach Agios Nikolaos
Ausflug 3: über Kritsa, Males und weitere Bergdörfer mit Aussicht auf das Lybische Meer und den Stausee nordwestlich von Ierapetra nach Ierapetra und zurück nach Agios Nikolaos
Kurztrip nach Elounda (gleich nördlich von Agios Nikolaos) u.a. mit Blick auf die frühere Lepra-Insel Spinalonga
Ja, und dann haben wir nochmals Besuch bekommen! Und auch da freuen wir uns schon, wenn es das nächste Wiedersehen gibt (vielleicht ja schon im nächsten Winter in Licata / Sizilien?)!
Denn Martin & Susi, langjährige Münchner Freunde, die wir ebenfalls zum letzten Mal in Cartagena gesehen hatten, wo sie uns im Winter 2019 besucht hatten, kamen für 3 Tage hierher nach Agios Nikolaos. „Bewaffnet“ mit Weißwürsten, Händlmaier-Senf, Brezn und bayrischen Servietten haben sie gemeinsam mit ihren Freunden Konny & Monika für ein paar Stunden unser Boot geentert, wobei die Mitbringsel eingefroren wurden und eines Tages für ein schönes bayrisches Weißwurstfrühstück auf hoher See sorgen werden.
Die schönen gemeinsamen Stunden zeigten uns dann doch, dass wir manchmal solche Unterhaltungen mit alten leibgewonnenen Freunden hier in unserem Bordleben vermissen.
Schön war’s mit Euch! Danke fürs Kommen!
Handwerklich gab’s viele kleinere immer wieder mal anfallender Arbeiten, wie z.B.
Austausch / Reinigung des Heizstabs des Boilers,
Austausch der Frischwasserpumpe,
Pflege Teakdeck mit Teakwonder (= 3Stufen Programm: Cleaner / Brightener / Sealer, die ersten beiden Durchgänge mit Schwamm der 3.Durchgang (Sealer) mit dem Pinsel liebevoll auf dem ganzen Deck aufgetragen (unsere Knie wussten dann auch, was sie aushalten mussten),
die Trinchetta (das kleinere Vorsegel) aus der Segellast „befreien“ und wieder am 2.Vorstag anschlagen,
die Genua-Schoten installieren,
die Jacklines (Strecktaue) wieder installieren
….
so, dass unsere ODIN-X schon so gut wie startklar für die kommende Segelsaison ist.
Das große Projekt aber, das uns die letzten Wochen hinweg über viele viele Stunden beschäftigt hat, ist die Restaurierung unseres Fußbodens.
Wie schon in unserem letzten Blog beschrieben hatten diesen leider die Arbeiter von Yachtworks in der Türkei im Laufe der letzten Wochen in Didim bei ihren Arbeiten im Bootsinneren (Fenster einsetzen, kleinen Kühlschrank einbauen, reinstallieren der Genuaschiene, suchen nach einem Hydraulikleck, Festziehen der Kielbolzen…) leider nicht sehr gut behandelt und mit unzähligen kleinen Macken versehen, weshalb wir darauf bestanden hatten, dass Yachtworks den ganzen Boden überarbeitet. Nicht wissend, dass diese Werft nicht dazu fähig ist, und insofern der Zustand des Bodens „verschlimmbessert“ wurde. Wir waren daraufhin mit tränenden Augen ob des vor allem für uns selbst so hässlich aussehenden Fußbodens in Salon und Eignerkabine von der Türkei losgesegelt - bei jedem Gang vom Cockpit ins Schiffsinnere tat uns das Herz weh. Unser sonst so wunderschönes Schiff (und auch wir!) hatten diesen Fußboden echt nicht verdient! Wir versuchten ja, uns das schön zu reden (die Oberfläche ist ja jetzt superglatt, keine Macken mehr…), aber keine Chance! Der Fußboden blieb milchig, grau, teilweise sah man die Spuren der Schleifmaschine, an einer Stelle sah es so aus, als wäre mit der Zeit die Oberfläche gebrochen…!). Für uns stand fest: eines Tages muss der Fußboden überarbeitet und in einen „x-Yacht“ und „ODIN-X“ würdigen Zustand zurückversetzt werden!
Im Januar nun schien sich plötzlich eine Chance zu ergeben: ein „Holzexperte“ (wir wissen nicht, ob wirklich oder selbst ernannt?) kontaktierte uns und kam an Bord, um den Fußboden zu begutachten und uns anschließend ein Angebot für die Neulackierung desselben zu erstellen. Wir reden hier von vorsichtig Abschleifen (damit nur der „Türken“lack abgeschliffen wird) und dann mehrmals mit dem richtigen Lack (2K PU-Lack seidenmatt) Lackieren. Und nun kommt’s: der gute Mann wollte sagenhafte 15.000Euro dafür! Und als wir dann uns dazu entsprechend geäußert hatten, meinte er, er hätte uns ohnehin schon 10% Rabatt eingeräumt und das wären ohne MwSt (sonst kämen nochmals 24% hinzu). Dann wären wir also bei 18.600Euro (mit Rechnung)!!! Da kaufen sich andere Leute ein ganzes Schiff dafür! Wahnsinn!
Im Nachhinein müssen wir dankbar sein, dass das Angebot so unverschämt war, denn das war für uns der Auslöser, uns mit dem Gedanken zu tragen, selbst Hand anzulegen.
Die gute Schleifmaschine hatten wir an Bord (hatten wir seinerzeit (2018) zum Schleifen des alten Teakdecks mit an Bord genommen. Der hiesige Händler für Bootsbedarf bestellte für uns den richtigen Lack, den entsprechenden Verdünner, Schleifpapier, Schaumrollen zum Lackieren…
Und dann ging’s los: ein erster Versuch, ob und inwiefern die Arbeit für uns machbar ist. Drei kleine Platten, und dann wußten wir: wir können uns der Aufgabe stellen! Ja, es wird nicht lustig, ja, es braucht Zeit und viel Liebe, aber wir werden es schaffen.
Wir planten zunächst vielleicht noch bis zu einer Querfuge zwischen Pantry und Navi die Platten fertig zu machen und den Rest dann nächsten Winter in Licata. Und dann machten wir doch noch weiter. Den Salon noch fertig. Dann ist die Kröte in Licata nicht mehr so gross und im Sommer sieht wenigstens der ganze Salon gut aus. Und dann war noch Zeit…
Also die letzten 4 Platten von der Eignerkabine auch noch angegangen. Dann brauchen wir in Licata nicht wieder diskutieren wegen Staub, Lärm oder eine Garage mieten.
Und heute haben wir tatsächlich die letzten beiden bearbeiteten neu lackierten Platten wieder integriert!!! Mit einem breiten Grinsen freuen wir uns über den jetzt wieder so schönen Boden!!!!
Hier der Werdegang - mit unseren diversen Arbeitsplätzen (Schleifen zuerst vor dem Boot, dann später an einem uns zur Verfügung gestellten Platz bei der Werft, lackiert wurde peu á peu innen)
Die ersten drei „Versuchsteile“ und der gravierende Unerschied zu der milchigen „türkischen“ Oberfläche
Und hier das Endergebnis ! 😍😁💪
(Sven)
Neulich bekamen wir noch unerwartet Besuch von dem Schweizer Segler und Mechaniker - und ob er kurz an Bord kommen dürfte. Ja und er hatte eine Tüte dabei. Er entschuldigte sich nochmal für die Unannehmlichkeiten mit dem Kicker und die anderen Arbeiten die er nicht mehr ausführen konnte weil er zu langsam war und wir alles selber gemacht hatten. Er holte eine gute Flasche Rotwein aus der Tüte und übergab uns einen Umschlag mit dem Betrag, den wir für den nicht reparierten Kicker bezahlt hatten. Wir hatten überhaupt nicht mehr damit gerechnet, noch irgendetwas davon zu hören, und ich (Sven) bedankte mich ausdrücklich für die Erstattung und Entschuldigung. Hut ab sage ich im Nachhinein !
(Michaela)
Jetzt hätte ich ja noch fast vergessen, die Erdbeben in / rund um Santorini zu erwähnen!
Ihr könnt Euch ja sicher auch daran erinnern, dass ab Anfang Februar die Medien voll waren von den Erdbeben bei Santorin - und nicht nur von den tatsächlichen Erdbeben sondern noch viel mehr wurde berichtet über mögliche Erdbeben,Vulkanausbrüche und die daraus evtl resultierenden Schäden. Tsunami-Gefahr inclusive!
Selbstverständlich waren auch wir verunsichert, haben irgendwann eine Erdbeben-app aufs Handy geladen, um jederzeit über die Stärke und die geografische Lage der Beben unterrichtet zu sein, haben mit Einheimischen gesprochen…
Also: obwohl in den Medien ein Vulkanausbruchs mit nahezu derselben Wahrscheinlichkeit gehandelt wurde wie ein „normale“ tektonische Beben aufgrund der Verschiebung der Erdplatten und sehr ausführlich tagtäglich über die Gefahren und Auswirkungen berichtet wurde, blieben die Einheimischen hier tiefenentspannt. Erdbeben wären sie ohnehin gewöhnt und alles wäre nur halb so schlimm wie in den Medien berichtet. Na gut, dachten wir uns - allerdings aber schon mit einem mulmigen Gefühlt. Wir lasen Berichte über ein Erdbeben, das 1956 in Amorgos mit einer Stärke von 7.7 einen Tsunami in der Ägäis auslöste, informierten uns über die Wellengeschwindigkeit bei einem Tsunami…. Wir packten sogar „Fluchtgepäck“, also eine Reisetasche und 2 wasserfeste Rucksäcke mit Wertsachen und den wichtigsten Dokumenten sowie Kleidung für 3 Tage, damit wir im Notfall schnell - bei drohender Tsunamiwelle - das Boot verlassen und uns auf einen der Hügel von Agios Nikolaos retten können. Ein sehr mulmiges Gefühl hatten wir schon dabei, denn zu wissen, dass wir im Ernstfall die ODIN-X ihrem Schicksal überlassen würden, um unser Leben zu retten…
Aber Gott sei Dank ist bislang nichts hier passiert, im Gegenteil, die Frequenz und die Stärke der Beben hat immer weiter abgenommen, und heute ist - auch in den Medien - zumindest hier in der Ägäis wieder „erdbebenmäßig“ Normalität eingekehrt.
Hier ein Foto unseres Fluchtgepäcks und ein Screenshot aus der Erdbebenapp von soeben (gezeigt werden Stärke des Bebens und Entfernung von unserem Standort, wenn man dann das einzelne Ereignis anklickt, öffnet sich dazu noch eine Karte mit weiteren Details)
Und gerade eben kam Sven zurück von der Apotheke - mit allen vorbestellten Medikamenten, die er im nächsten halben Jahr benötigt.
Nun kann die Segelsaison starten!
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