Termini Imerese bis Castellammare del Golfo

 09.09.25 (Michaela)


Kurzfristig haben wir ein niedliches „Haustier“: ein kleiner Stachelrochen fühlt sich von unserem X5 angezogen und schwimmt unter bzw rund um ihn herum



Termini Imerese wächst uns ein wenig ans Herz und wir finden neue Freunde: da sind die Fischer bei der Bar, die uns jedesmal begrüßen (allen voran Salvo, der meist Fischernetze flickend vor seiner Haustüre sitzt, aber dann schon mal extra vorbeikommt und uns die Hand drückt); Piero mit seiner kleinen Enoteca, der gerade das 200Jahre alte Gebäude daneben in ein Airbnb umbaut und uns ganz stolz durch die ganze Baustelle führt; der uns aber auch zu einem der ansässigen Fischer mitnimmt, wo wir anstelle von Austern auch mal rohe Miesmuscheln mit Zitrone verköstigen; Walter, seines Zeichens Marinero, der uns einfach so schnell mal hinauf in die obere Stadt zum Arzt fährt; Bebe, die Chinesin in unserem Sushi-Laden, die sich freut, mit Sven ein paar Worte auf chinesisch wechseln zu können, und uns seitdem wie Ehrengäste behandelt; und und und…

Und nicht zuletzt ist es auch hier, dass wir nach zwei Jahren Lisa & Hanan aus USA (und Winston, ihren Hund) mit ihrer MAXtoSEA wiedersehen. Wir hatten uns in Leros gemeinsam mit unseren australischen Freunden Janine & Craig getroffen und dann rausgefunden, dass sie ihren Katamaran von Debbie, die wir mit ihrem in der Zwischenzeit unerwartet und plötzlich verstorbenen Ehemann Paul schon in Cartagena kennengelernt hatten, gekauft haben. So klein ist manchmal die (Segler-)Welt! So konnten wir hier die Freundschaft mit Lisa & Hanan vertiefen und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen.




Straßenfest in Termini Imerese mit durch die Innenstadt fahrende (röhrende) Oldtimer, Streetfood (sogar mit Paulaner Weißbier), Straßenkünstlern und Live-Musik 

 





 

 




 











Die meist schönen Tage in Termini Imerese mit netten Erlebnissen werden aber getrübt von nicht so schönen - wie so meist: wetterbedingten - Ereignissen:


Am 16.August gibt es eine unschöne Situation, auf die wir gerne verzichtet hätten:

Wir hatten (wie meist) in drei unterschiedlichen Wetterprogrammen geprüft, was im Laufe des Tages / der Nacht auf uns zukommen wird: es ist nur leichter Niederschlag (max 0,3) und bis zu 15Knoten Wind (in Böen) angesagt. Tatsächlich gab es dann am späten Nachmittag und frühen Abend rund um uns wahnsinnig viele Gewitterblitze, aber so gut wie keinen Regen und die meiste Zeit über nur leichten Wind (um die 10Knoten), dann ein paar Böen bis max 18Knoten - also eigentlich nichts Weltbewegendes…

Aber dann sehe ich über dem beleuchteten Wellenbrecher (ca 500m von uns entfernt) eine Wind und Regenwand auf uns zurauschen, die uns ein paar Sekunden mit voller Wucht von der Seite trifft. Später sehen wir dann, dass es 46Knoten waren…. Wie gut, dass wir schon davor irgendwie ein komisches Gefühl hatten, alle Fenster und Luken geschlossen hatten, Sven hatte sicherheitshalber den Motorschlüssel schon eingesteckt und ich hatte mit einem Griff unsere Senas (das sind unsere Kopfhörer, mit denen wir uns ohne schreien zu müssen, gut über das ganze Schiff - eben auch bei starkem Wind etc.  - verständigen können) mit mir ins Cockpit genommen…

Und dann ging alles ganz schnell: die starke Seitenböe hatte unseren Anker verdreht und somit gelockert, und trotz der 60m Ankerkette, die wir draußen hatten, fing unser Schiff an, Richtung eines hinter uns liegenden Katamarans zu treiben. Das klingt hier recht harmlos, aber in solchen Bedingungen geht das recht schnell und ist wirklich bedrohlich: der Wind pfiff mit über 40Knoten, dazu die Welle und der peitschende starke Regen, dann das immer näher kommende „Hindernis“…

Motor an, Steuerrad aus der Sicherung lösen (das haben wir vor Anker immer mit einem Bändsel festgestellt, damit das Ruder nicht unnötig andauernd hin und her schwingt) - und da kommt schon der nächste Schreckmoment: ein lautes „HILF mir!“ von Sven, ein Blick auf das Bändsel, das sich unter dem Druck nicht mehr aufknoten lässt: ich schnappe mir das größte Fleischmesser, das wir in der Pantry haben, rauf ins Cockpit und ab ist das Bändsel. Während Sven das Schiff versucht auf der Stelle zu halten, haste ich zum Anker und fange an, die Kette einzuholen. Gott sei Dank geht alles gut - nicht zuletzt, weil wir so ein gut eingespieltes Team sind und auch in Notsituationen einfach gut funktionieren - und wir lassen den Anker weiter draußen im Ankergebiet wieder fallen - diesmal mit 70m Kette (bei knapp 7Meter Wassertiefe).


Unsere Freunde von der MAXtoSEA haben die ganze Aktion aufgeregt beobachtet und fragen besorgt nach, ob mit uns alles in Ordnung ist. Sie hatten mehr Schutz durch eine der Wellenbrecherwände und das Glück, dass sie ihren Anker in einen besser haltenden Fleck Gras und Sand haben. 

Wie sich herausstellte, ist der Ankergrund in der Mitte der großen Bucht durchsetzt mit Faulschlamm, der zu locker ist, um Halt zu bieten. So etwas bekommt man allerdings immer erst mit, wenn es (fast) zu spät ist.


Andere hatten wohl nicht so viel Glück… in den Nachstunden kommt ein französischer Segler mit seiner 42Fuss Yacht und ankert in unserer Nähe: das zerrissene Segel und der gebrochene Baum zeigen, dass es ihn draußen auf See ungeschützt und wohl auch recht plötzlich unter Segeln voll erwischt hat.


Das nächste unschöne Erlebnis, das allerdings nicht mit Umankern sondern nur mit Müdigkeit endet, gibt es dann knapp 1 Woche später:

In den frühen Morgenstunden des 21.08. gibt es einen - wieder mal nicht vorhergesagten - recht heftig werdenden Wind, der mich (vor allem aufgrund der vorhin beschriebenen am 16.08. gemachten Erfahrung) dazu veranlasst, ab 3Uhr morgens bis 6Uhr im Cockpit zu sitzen und Ankerwache zu halten. Alles gut, der Wind geht ab Viertel nach 4 stetig zurück, aber gerade als ich um 5Uhr wieder runter zu Sven ins Bett gehen möchte, gibt es eine einzige heftige Böe von der Seite, die uns mit über 30Knoten ganz schön trifft, und mich nach Sven rufen lässt, der aber ohnehin schon aus dem Bett gesprungen und auf dem Weg ins Cockpit zu mir ist - danach ist alles ruhig, das war’s für die Nacht - aber wir bleiben noch eine Stunde zur Sicherheit im Cockpit, um die Lage zu betrachten und die Sicherheit zu haben, danach noch ein Stündchen ohne böse Überraschung schlafen zu dürfen.



In den letzten Tagen hat einer der vielen Fischer, die uns hier vermehrt um die Ohren fahren, eine seiner Bojen hinter uns verankert. Da sie uns bei Nordwestwind immer näher kommt (bzw wir ihr immer näher kommen, weil sich dann unsere 70m Ankerkette in ihre Richtung zieht) springe ich am 23.08. gegen späten Nachmittag ins Wasser und versuche sie, ein wenig von uns wegzuziehen. Klappt auch ein paar Meter, aber als der Wind weiter zunimmt, ist sie wieder ganz knapp an unserem Heck. Also entscheiden wir uns umzuankern. War aber nur so geplant - denn nachdem ich die ersten 40Metern Kette eingeholt hatte, kam ein dickes Bündel altes Fischernetz, das wohl am Meeresboden so vor sich hingemodert und dann um unsere Ankerkette geschlungen hatte, mit der Kette hoch.

Nichts, was man unbedingt in den doch recht windigen Abendstunden braucht. Also Kette wieder auf die insgesamt 70m Länge wieder raus lassen, denn morgen Früh soll es windstill sein und da können wir uns dann damit beschäftigen, das Netz von unserer Kette (auf welche Art auch immer) zu lösen.

Am nächsten Morgen dann vor dem Frühstück ist es wirklich so weit: bei Windstille holen wir wieder die 40Meter Kette ein und schon hängt das Knäuel fest verknotet an unsere Kette. Und jetzt kommt zum ersten Mal unsere ‚„Machete“ zum Einsatz, die wir schon seit Jahren mit uns rumfahren. Eigentlich seinerzeit als Selbstverteidigung vor Piraten- oder anderen -Überfällen gekauft, hat sie bislang unbenutzt ihr Dasein gefristet, schön scharf und allzeit bereit im Schrank. Aber nun war ihre große Stunde gekommen! Mit ein paar heftigen gezielten Schnitten schafft es Sven, unsere Kette zu befreien, und wir können ungehindert unser geplantes Umanker-Manöver umsetzen.




Letztendlich liegen wir doch recht lange in Termini Imerese, aber irgendwann wird’s jetzt dann doch Zeit, den Anker zu lichten und weiter Richtung Westen zu ziehen.


Wir entschließen uns, in Apra an der Ostseite des Golfs von Palermo zu ankern. Mehr östlich Richtung Strand liegen 2 Motoryachten, der Untergrund sieht hell und gleichmäßig aus, in Navily (einer Segler-Community, die sich über Ankerplätze austauscht) gibt es keine Berichte über Probleme beim Ankern - also lassen wir den Anker bei 12m Wassertiefe fallen und ich sehe ihn auch schön unten auf dem Grund liegen. Während ich die Kette auf 40m rauslasse und sie gezogen wird, um gerade auf dem Grund zu liegen, habe ich ein komisches Gefühl. Irgendwas stimmt nicht… ich will die Kette wieder ein Stück reinholen, aber schon nach ein paar Metern geht nichts mehr. Sie scheint sich verhakt zu haben. Also mit dem Motor gegenan fahren und hoffen, dass sie sich dann löst: aber nichts tut sich. 

Raus mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen und rein ins Wasser, um zu sehen, was genau los ist. Svens erste Rückmeldung: Kette um Stein. Er kommt wieder an Bord und wir beschließen, nochmals zu versuchen, gegenan zu fahren und so die Kette zu lösen. Wenn das nichts bringt, müssen die Tauchutensilien raus. 



Und so kommt es dann auch: wie gut, dass wir das komplette Tauchequipment an Bord haben. Keine Ahnung, wie wir sonst ohne fremde Hilfe wieder los gekommen wären, denn nicht nur, dass die Kette rund um eine Steinplatte gewickelt war, auch der Anker war zwischen 2 Steinplatten gefangen und Sven musste ihn unter Einsatz seiner vollen Körperkraft in 12m Tiefe auf Steinplatten stehend hochheben und umlegen (der Anker hat ja „nur“ 40kg…). 

Alles sehr aufregend, Gott sei Dank war es zu dieser Zeit nur leicht windig, sodass ich nicht auch noch während der Zeit zwischen Anker am Grund umlegen und Sven wieder an Bord helfen (mit Taucherflasche, Tarierweste und Bleigurt auch kein leichtes Unterfangen) mit dem Schiff gegenan fahren musste!

Nun leben wir schon über 7Jahre auf dem Schiff, aber so etwas war uns (dem Himmel sei Dank) bislang erspart geblieben - und darf es gerne auch wieder die nächsten Jahre!


Irgendwie scheint uns ja in diesem Jahr so Einiges zu treffen, auf das wir gerne verzichtet hätten! Wir hoffen, dass wir nun alles „abgearbeitet“ haben und ab jetzt wieder Normalität angesagt ist.


Wir nehmen Kurs auf Mondello, wo unsere Freunde von der MAXtoSEA gerade vor ein paar  Tagen im wunderbaren Sandboden geankert hatten, und wo wir auch schon vor ein paar Jahren mal Halt gemacht hatten. Die Bucht ist zwar aufgrund der Nähe zu Palermo sehr überfüllt, aber nur mit Tagesausflüglern. Ab 18Uhr sind wir quasi alleine und können einen ruhigen Abend und eine ebensolche Nacht genießen.


Am nächsten Tag geht’s weiter in die Bucht westlich der Isola della Femme. Sie lockt uns, da sie geschützt aussieht - und der Ankergrund einfach nur schöner Sand ist. Das genau wollen wir - einfach nur dort vor Anker liegen, lesen, schwimmen… 

Der Wetter- / Wind- / Anker- usw.- Gott ist mit uns: mit leichten Winden können wir die ganze Strecke unter Segeln zurücklegen, der Anker fällt auf wunderbarem Grund, das türkise Wasser ist ganz ruhig und lockt zum Schwimmen - einfach nur schön und zum Genießen.

Zwei Tage später baut sich ein unangenehmer Schwell von der Seite auf, aber wir verlegen von der Ostseite der Bucht von Carini auf die Westseite. Hier gibt es zwar auch Schwell, aber lange nicht so schlimm. (Trotzdem sucht eine 55m lange Motoryacht nach einem Tag das Weite, fährt raus aus der Bucht ins Ungeschützte, um gleich wieder umzudrehen, wieder neben uns zu ankern und neu zu überlegen. Sie geht dann aber nach ein paar Stunden wieder Anker auf und fährt in die Bucht von Palermo, um dort etwas Schutz zu finden.) 

Wir haben auch schon geprüft, ob wir irgendwo in Richtung Westen besseren Schutz finden, aber im Gegenteil: bis Castellammare del Golfo wird’s nur schlimmer, und der Schwell, der dort in die Bucht steht, soll über 2m betragen. Also sitzen wir es lieber hier aus, bis es besser wird….



01.09.: Nun sind wir in Castellammare del Golfo: eine nette kleine typisch sizilianische Stadt


 

Da wir längere Zeit nicht mehr an Land waren, wassern wir unseren X5 und ab geht’s in den Hafen. Müll entsorgen (Wahnsinn, was sich in ein paar Tagen so vor allem an Plastik ansammelt!), Beine vertreten, mal wieder ein Einkauf und dann zur Belohnung ein spätes Mittagessen in einem der vielen Restaurants. 

Gleich in der ersten Nacht haben wir hier 36Knoten Wind (natürlich wieder mal nicht vorhergesagt), was uns dazu veranlasst, gemeinsam von 02:30 bis 06:30Uhr im Cockpit Ankerwache zu halten. Aber alles ist gut - der Anker hat gut gehalten! Nur wir sind am nächsten Tag etwas müde….


Bisweilen gefällt es uns sehr gut hier - alle 2 bis 3 Tage geht’s in die Stadt, die sich als noch viel netter entpuppt als gedacht. 


Meist liegen wir hier alleine vor Anker 




- aber dann gibt es doch mal den ein oder anderen, der unsere Nähe sucht.


Sei es der Idiot, der gestern nachmittags (während wir in der Stadt waren) ganz knapp neben uns den Anker fallen gelassen hat. Nicht, dass nicht ALLES rundum frei war und man überall ankern kann!!! Nein, er der französische Schweizer, der auch nur Französisch kann, und seine Frau, die mehr als holprig ein paar Worte auf Englisch gemischt mit Französisch stammelte (eher ein Oui, Non, Oh, you see problem? O no. Tomorrow leave, demain, äh, tomorrow, non, äh oui…), konnten gar nicht nachvollziehen, weshalb wir sie angesprochen haben… wäre doch eh genug Platz zwischen unseren Schiffen… Wie gut, dass sie heute Morgen abgefahren sind!




Oder aber - das nette Erlebnis, dass sich US-Amerikaner in entsprechender Distanz (nachdem allerdings Sven darum gebeten hatte) in unsere Nähe gelegt und dann den Kontakt mit uns gesucht hatten,  weil sie Probleme mit ihrem Rollbaum haben und einfach mal unseren Rat gesucht und um Erfahrungsaustausch gebeten hatten.

Aber - wie schon erwähnt - wir sind hier meist alleine und finden das sehr schön und entspannend - noch dazu, wo für heute und morgen mehr Wind angesagt ist und es da einfach problemloser ist, nicht auch noch auf andere Ankerlieger achten zu müssen.



Castellamare del Golfo… 

Weg vom/zum Supermarkt; frisch gepresster Granatapfelsaft am Weg; Melonen-Verkostung beim Obsthändler und und und…









 


 

 


  



… und nun haben wir an Bord mehr als genug frische (und mittlerweile über zwei Tage/Nächte in der frischen Luft unter dem Großbaum hängend getrocknete) Peperoncini für Spaghetti Aglio e Ohio (meine Güte, sind die scharf! ) und frische Minze und Limonen…














































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